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Glaser, Curt; Cohn, William [Editor]
Die Kunst des Ostens (Band 11): Ostasiatische Plastik — Berlin: Bruno Cassirer Verlag, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.53084#0014
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DIE FRÜHZEIT


Abb.1. Steinrelief. China, Han-Dynastie. Detroit, Museum

hervorgegangen sind, auch an anderen Aufgaben ihre Kräfte erprobt. Sicher
hat auch die Chouzeit bereits plastische Kunstwerke entstehen sehen, wandeln
doch die Opfergefäße selbst sich in tierische und menschliche Formen (l),sindsie
mit Köpfen von Fabelwesen, mit Verschlingungen von Drachenleibern geziert.
Aber man weiß noch nicht, welche Aufgaben den Meistern der Chou-
dynastie von ihrer Zeit gestellt wurden, man ahnt nur, welcher Leistungen
sie fähig gewesen, und man muß zufrieden sein, wenn ein versprengtes Stück
der Steinplastik die Hoffnung weckt, daß der Boden Chinas auch die Meister-
werke einer frühesten Kulturschicht noch einmal freigeben wird.
Strenge Gebundenheit ist das Kennzeichen der altertümlichen Kunst des
Ostens. Die Form scheint in die Fessel des Blocks geschmiedet, dessen Ober-
fläche sich mit ornamentalen Zeichen überzieht. Man weiß nicht, wann zuerst
ein Zauberstab den Bann gelöst hat. Man weiß nur, daß die Kaisergräber
der Handynastie von tierischen Fabelwesen bewacht wurden, in denen die
altchinesische Bildnerei ihre erste Höhe erklommen zu haben scheint. Jahr-
hundertelange Entwicklung muß zu diesen Meisterschöpfungen hingeführt
haben, in denen der ureigenste Kunstgeist der östlichen Rasse sich offenbart.
Aber undurchdringliches Dunkel lagert noch über der Epoche der ältesten
Dynastien, und die wichtige Frage nach dem Ursprung der frühesten bekannten
Kunstformen harrt bislang der Antwort. Fehlt doch eine zureichende Kenntnis
 
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