4 Deutschlands Kunstschahe.
ihn, versichernd, daß die Herrin höchst wichtig beschäftigt sei, abweisen. Er sagte aber: „Ich komme
von dem hochwürdigsten Bischöfe!" und die Flügelthüren wurden sofort geöffnet.
Der Saal war leer. Langsam nur ging er zu einem Cabinet, von wo ihm die Stimme einer
Dame erklang. Die Thür war halb geöffnet.
Er sah die edle Frau, im prächtigsten Costüme, mit Haube und Schleier angethan, das
schöne blonde Haar reich mit Perlenschnuren und Diamanten geschmückt, an einem Tisch vor seinem
Freunde Justus Eccerus, dem juristischen Rathe des Bischofs, sitzen welcher, das Schreibzeug vor
sich, die Feder in der Hand, mit staunender, gespanntester Aufmerksamkeit ihre Eröffnung anhörte.
„Schreibt, Meister Eccerus", sagte Valentine, indeß ihr Blick schwärmerischer, das feine
Colorit ihrer Wangen lebhafter wurde, Alles, was ich besitze, soll Eigenthum des Mannes sein,
welchen ich Heilte heirathen werde . . ."
„Aber wer? gnädige Frau ... dies ist nothweudig .. ."
„Ihr werdet's schon erfahren, Doctor! Meldet ferner dem Herrn Kurfürsten und der
Majestät meines gnädigsten Kaisers, daß ich, eine reichsunmittelbare Freifrau, falls man Genehmi-
gung meiner Heirath nicht verwillige, mich protestantisch machen und als Protestantin mich unter
sächsische Oberhoheit stellen und auf dem Friedenskongreß in Münster und Osnabrück meine
Rechte mir sichern werde."
„Dies erschreckt mich mehr, als ich sagen kann!" murmelte Eccerus. „Gnädige Frau, Sie
bedürfen dergleichen Schritte nicht, wenn Sie nicht etwa einem Landesverräther und Geächteten
sich vermählen wollen .. ."
„Höret, Doctor Justus .. .", stockte Valentine ... „Es ist Niemand anders, als Bernward,
Bischof von Freising... Begreift Ihr jetzt?"
Christoph Paudiß wollte das Wort durch sein rasches Eintreten abschneiden; es war schon
ausgesprochen. Eccerus stand bestürzt und gänzlich außer Fassung auf, ließ seine Papiere zurück,
schlug die Hände in einander und entfernte sich schleunigst, um zu solchem Beginnen wenigstens
nicht behülflich gewesen zu sein.
Der Maler trat Valentinen näher. Er blieb volle zwei Stunden in ihrem Cabinet. Als er-
ste verließ, war sie ohnmächtig.
Valentine reiste noch an demselben Tage ab, vermachte ihr Vermögen der Kirche, gab ihre
Lehen ihren Anverwandten und dem Kaiser zurück und trat in ein Kloster der Ursulinerinnen in
Jnnerösterreich.
Bernwardus blieb lange für Jeden, außer für seine nächste Umgebung, unsichtbar. Dann
ließ er Paudiß rufen.
„Du hast sie gesehen?" fragte er düster.
„Ja, hochwürdigster Herr."
„Male mir ihr Bild, damit ich noch einen Trost besitze."
Paudiß malte die letzte Scene des Glückes der Welt, welche Valentinen beschieden war,
diejenige, von welcher er Zeuge gewesen. Es zeigt eine edle Auffassung, ein Helldunkel, welches
an seinen Lehrer, an Rembrandt erinnert, und eine Wahrheit der Darstellung, welche täuschend,
aber darum doch nicht ängstlich gehalten ist.
ihn, versichernd, daß die Herrin höchst wichtig beschäftigt sei, abweisen. Er sagte aber: „Ich komme
von dem hochwürdigsten Bischöfe!" und die Flügelthüren wurden sofort geöffnet.
Der Saal war leer. Langsam nur ging er zu einem Cabinet, von wo ihm die Stimme einer
Dame erklang. Die Thür war halb geöffnet.
Er sah die edle Frau, im prächtigsten Costüme, mit Haube und Schleier angethan, das
schöne blonde Haar reich mit Perlenschnuren und Diamanten geschmückt, an einem Tisch vor seinem
Freunde Justus Eccerus, dem juristischen Rathe des Bischofs, sitzen welcher, das Schreibzeug vor
sich, die Feder in der Hand, mit staunender, gespanntester Aufmerksamkeit ihre Eröffnung anhörte.
„Schreibt, Meister Eccerus", sagte Valentine, indeß ihr Blick schwärmerischer, das feine
Colorit ihrer Wangen lebhafter wurde, Alles, was ich besitze, soll Eigenthum des Mannes sein,
welchen ich Heilte heirathen werde . . ."
„Aber wer? gnädige Frau ... dies ist nothweudig .. ."
„Ihr werdet's schon erfahren, Doctor! Meldet ferner dem Herrn Kurfürsten und der
Majestät meines gnädigsten Kaisers, daß ich, eine reichsunmittelbare Freifrau, falls man Genehmi-
gung meiner Heirath nicht verwillige, mich protestantisch machen und als Protestantin mich unter
sächsische Oberhoheit stellen und auf dem Friedenskongreß in Münster und Osnabrück meine
Rechte mir sichern werde."
„Dies erschreckt mich mehr, als ich sagen kann!" murmelte Eccerus. „Gnädige Frau, Sie
bedürfen dergleichen Schritte nicht, wenn Sie nicht etwa einem Landesverräther und Geächteten
sich vermählen wollen .. ."
„Höret, Doctor Justus .. .", stockte Valentine ... „Es ist Niemand anders, als Bernward,
Bischof von Freising... Begreift Ihr jetzt?"
Christoph Paudiß wollte das Wort durch sein rasches Eintreten abschneiden; es war schon
ausgesprochen. Eccerus stand bestürzt und gänzlich außer Fassung auf, ließ seine Papiere zurück,
schlug die Hände in einander und entfernte sich schleunigst, um zu solchem Beginnen wenigstens
nicht behülflich gewesen zu sein.
Der Maler trat Valentinen näher. Er blieb volle zwei Stunden in ihrem Cabinet. Als er-
ste verließ, war sie ohnmächtig.
Valentine reiste noch an demselben Tage ab, vermachte ihr Vermögen der Kirche, gab ihre
Lehen ihren Anverwandten und dem Kaiser zurück und trat in ein Kloster der Ursulinerinnen in
Jnnerösterreich.
Bernwardus blieb lange für Jeden, außer für seine nächste Umgebung, unsichtbar. Dann
ließ er Paudiß rufen.
„Du hast sie gesehen?" fragte er düster.
„Ja, hochwürdigster Herr."
„Male mir ihr Bild, damit ich noch einen Trost besitze."
Paudiß malte die letzte Scene des Glückes der Welt, welche Valentinen beschieden war,
diejenige, von welcher er Zeuge gewesen. Es zeigt eine edle Auffassung, ein Helldunkel, welches
an seinen Lehrer, an Rembrandt erinnert, und eine Wahrheit der Darstellung, welche täuschend,
aber darum doch nicht ängstlich gehalten ist.