Deutschlands Kunstschätzt. 63
„Halt da! Nichts! Ich ertrag's nichts rief Schubert, beide Hände vorstreckend, um die wisch-
begierige Frau zurückzuscheuchen.
„Und das Sopha? Das können's doch auch keiner Dame anbieten?"
„Der Wadl Mayrhofer schläft nicht anders, wenn er hier nächtens bleibt, als auf dem alten
Ding da"; murmelte Schubert. „Und so gar schlecht ist's drum noch immer nicht, denk ich mir."
Madame Frühwirth warf uoch eineu hoffnungslosen Blick auf eine keineswegs mustermäßige
Pfeifensammluug, die an der Wand hing; auf eiu Bild im bloßen Blindrahmen, dessen Meister in
schwungreicher Weise versucht hatte, den „Liedler", eine abenteuerliche Gestalt nach einer Ballade
von Kenner darzustellen und kam zu dem Schlüsse: daß es im Zimmer schon so bleiben müsse,
weil's einmal nicht anders zu machen sei.
Schubert schien einen Hellen Gedanken zu fassen.
„Aber mein — ", flüsterte er, „was ist da zu klagen und zu ächzen? Bringen's mich, weil's
nicht anders ist, gleich in Ihr Putzzimmer Eh?"
„O, das ist mein allererstes Auskunftsmittel gewesen, weil mir's klar war, wie es hier aus-
zuschauen pflegt! Ganz so schlimm hatte ich mir's eben doch nicht gedacht! Die Damen Haben es
abgelehnt, da sie Bittende seien, Ihnen gewissermaßen Audienz zu geben. Soll ich sie Herbringen?"
„Ja!" antwortete Schubert mit starker Stimme, indeß er sich auf seinen Clavierbock setzte und
heftig die kurzen Beine hin- und herschwenkte. Er summte für sich hin:
„Auf öder Bergeshalde
Stand ich am Felsenkamm,
Als über dem Föhrenwalde
Die Mondessichcl schwamm..
Da rauschten draußen seidene Gewänder und wie vor einem herannahenden Gewitter ein
erquickend balsamischer Lufthauch, so quoll den Damen ein feiner, leichter, gar nicht zu der Nicotiu-
atmosphäre des Stübcheus passender Wohlgeruch voran. Schubert kam von seiner „Bergeshalde"
und dem „Felfenkamm" glücklich herunter geklettert, als die Damen schon mitten im Stübchen
standen und Frau Frühwirth noch einmal mit glühenden Augen um die Thür herum schaute, um
wenigstens die erste Scene des Geheimnisses zu belauschen.
Die Damen waren tief verschleiert. Ihre Mäntel schienen sie bei der Hauswirthin zurückge-
legt zu habeu.
„Wir haben die Ehre, Herrn Schubert zu begrüßen?" fing die eine Dame mit sehr unsicherer
Stimme an.
„Ja, ich bin der Schubert, das ist schon richtig! Aber sagen's mir gleich, von wem Sie mir
einen Gruß bringen, damit ich meiner Augst ledig werde . . ."
„Wir Haben einen Gruß von der Gräfin von Weißenwolf", war die Antwort, „und wir
würden auch einen Brief vorzeigen können, wenn wir nicht so schnell hierher hätten reisen müssen,
daß wir die Gräfin nicht mehr aufsuchen konnten. Wir haben wohl drei Stunden bis Steyreck
und dann ist's nicht Sitte, ohne Anmeldung Visite zu machen — was uns entschuldigen muß, daß
wir kein Schreiben mitgebracht haben .. ."
„O Sie sind mir, da Sie aus dem Steyr kommeu, das ich eigentlich meines Glückes Heimat
„Halt da! Nichts! Ich ertrag's nichts rief Schubert, beide Hände vorstreckend, um die wisch-
begierige Frau zurückzuscheuchen.
„Und das Sopha? Das können's doch auch keiner Dame anbieten?"
„Der Wadl Mayrhofer schläft nicht anders, wenn er hier nächtens bleibt, als auf dem alten
Ding da"; murmelte Schubert. „Und so gar schlecht ist's drum noch immer nicht, denk ich mir."
Madame Frühwirth warf uoch eineu hoffnungslosen Blick auf eine keineswegs mustermäßige
Pfeifensammluug, die an der Wand hing; auf eiu Bild im bloßen Blindrahmen, dessen Meister in
schwungreicher Weise versucht hatte, den „Liedler", eine abenteuerliche Gestalt nach einer Ballade
von Kenner darzustellen und kam zu dem Schlüsse: daß es im Zimmer schon so bleiben müsse,
weil's einmal nicht anders zu machen sei.
Schubert schien einen Hellen Gedanken zu fassen.
„Aber mein — ", flüsterte er, „was ist da zu klagen und zu ächzen? Bringen's mich, weil's
nicht anders ist, gleich in Ihr Putzzimmer Eh?"
„O, das ist mein allererstes Auskunftsmittel gewesen, weil mir's klar war, wie es hier aus-
zuschauen pflegt! Ganz so schlimm hatte ich mir's eben doch nicht gedacht! Die Damen Haben es
abgelehnt, da sie Bittende seien, Ihnen gewissermaßen Audienz zu geben. Soll ich sie Herbringen?"
„Ja!" antwortete Schubert mit starker Stimme, indeß er sich auf seinen Clavierbock setzte und
heftig die kurzen Beine hin- und herschwenkte. Er summte für sich hin:
„Auf öder Bergeshalde
Stand ich am Felsenkamm,
Als über dem Föhrenwalde
Die Mondessichcl schwamm..
Da rauschten draußen seidene Gewänder und wie vor einem herannahenden Gewitter ein
erquickend balsamischer Lufthauch, so quoll den Damen ein feiner, leichter, gar nicht zu der Nicotiu-
atmosphäre des Stübcheus passender Wohlgeruch voran. Schubert kam von seiner „Bergeshalde"
und dem „Felfenkamm" glücklich herunter geklettert, als die Damen schon mitten im Stübchen
standen und Frau Frühwirth noch einmal mit glühenden Augen um die Thür herum schaute, um
wenigstens die erste Scene des Geheimnisses zu belauschen.
Die Damen waren tief verschleiert. Ihre Mäntel schienen sie bei der Hauswirthin zurückge-
legt zu habeu.
„Wir haben die Ehre, Herrn Schubert zu begrüßen?" fing die eine Dame mit sehr unsicherer
Stimme an.
„Ja, ich bin der Schubert, das ist schon richtig! Aber sagen's mir gleich, von wem Sie mir
einen Gruß bringen, damit ich meiner Augst ledig werde . . ."
„Wir Haben einen Gruß von der Gräfin von Weißenwolf", war die Antwort, „und wir
würden auch einen Brief vorzeigen können, wenn wir nicht so schnell hierher hätten reisen müssen,
daß wir die Gräfin nicht mehr aufsuchen konnten. Wir haben wohl drei Stunden bis Steyreck
und dann ist's nicht Sitte, ohne Anmeldung Visite zu machen — was uns entschuldigen muß, daß
wir kein Schreiben mitgebracht haben .. ."
„O Sie sind mir, da Sie aus dem Steyr kommeu, das ich eigentlich meines Glückes Heimat