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Görling, Adolph; Woltmann, Alfred [Oth.]; Meyer, Bruno [Oth.]
Deutschlands Kunstschätze: eine Sammlung der hervorragendsten Bilder der Berliner, Dresdner, Münchner, Wiener, Casseler und Braunschweiger Galerien : eine Reihe von Porträts der bedeutendsten Meister (Band 2) — Leipzig: Verlag von A.H. Payne, 1872

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https://doi.org/10.11588/diglit.62335#0135
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Deutschland Kunflschätze. 87
„Wahrhaftig, der kann das besser machen, als ich!" sagte Friedrich, den Prinzen zu sich heran-
ziehend und die Hand auf den braunen, leicht eingepuderten Kopf desselben legend.
„Euer Majestät, allergnädigster Herr Onkel", antwortete der Knabe mit leuchtenden Augen,
„da ich jetzt einen preußischen Regimentsdegen trage, so werde ich streben, ein tüchtiger preußischer
Officier zu werdeu. Ich wünsche jetzt nur, daß der Krieg endlich wieder losgeht!"
„Mein kleiner Neffe", antwortete Friedrich mit einem Anflug von Wehmuth, „wer weiß, wie
fest der Frieden gebaut ist oder wie zerbrechlich! Du wirst schon eine Zeit finden, wo Du den
Degen schwingen kannst!"
„Und für Sie, Majestät, und für Deutschland!" fuhr der Prinz lebhaft fort.
„Gut, gut!" erwiederte Friedrich.
„Dieser Degen ist von der guten Tante Königin und den Diamant auf dem Knopfe hat mir
die Tante Amalie geschenkt. Der Edelstein ist aus einem ihrer Lieblingsringe— hier!"
Und Prinz Leopold brachte die Degenscheide in die Höhe, um dem großen Onkel Gelegenheit
zu geben, das Kleinod zu bewundern.
„Du scheiust bei den Damen gut angeschrieben zu sein, mou Uriuee!" bemerkte Friedrich.
„Ja, Sire und eigentlich möchte ich gar nicht wieder fort nach Braunschweig! Die Königin
weinte, als ich von Schönhausen abfuhr und Prinzeß Amalia sagte, als ich mich von ihr in ihrem
Palaste in der Wilhelmsstraße beurlaubte: ich müsse hier jedenfalls noch so lange bleiben, bis ich
mich hätte in meiner Uniform malen lassen! Das Bild sollte Ihre Majestät, die Königin haben —
da Hätte sie mich doch nicht völlig eingebüßt."
Der König schwieg. Er trat mit auf dem Rücken gekreuzten Armen an's Fenster und schien
in Nachdenken zu versinken.
„Wann soll der Prinz nach Braunschweig zurückkehren?" fragte der König den General von
Anhalt.
„Der herzogliche Gesandte bestimmte morgen für die Abreise, Majestät."
„O, der Gesandte hat nichts zu sagen!" rief der Prinz sehr lebhaft. „Ich stehe von jetzt an
unter dem Befehl meines Herrn Onkels, des Königs. Ohne Urlaub kann ich von hier gar
nicht fort."
„Richtig, Leopold!" sagte der König, dem Knaben die Wange streichelnd. „Du hast Anlage
zum Dienst Aber ich kann Dich doch nicht gut auf Urlaub schicken, ohne Dich wenigstens hier
einige Tage als dienstthuenden Cornet meinem Leibregimente aggregirt zu Haben! So wirst Du
Zeit gewinnen den Wunsch Deiner beiden Tanten zu erfüllen. Die Frage ist nur, wer soll Dich
portraitiren?"
Der König wandte sich an die anwesenden beiden Herren und sagte, nach seinem Tische
deutend, über welchem ein wundervolles Bildniß der schönen Tänzerin, Signora Barberini, der
spätern Gräfin Campanini, hing:
„Ja, wenn Antonie Pesne noch lebte, oder wenn die Lisiewska, Madame Terbusch, nicht so
entsetzlich langsam arbeitete!"
„Der Maler ist vortrefflich", sagte Prinz Leopold, „welcher das Bild machte, das Tante
Amalia in ihrem Boudoir hängeu hat."
 
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