j 78 Künstler-Biographien.
schaftsmaler, der gewöhnlich G. Poussin genannt wird, und Jean Dughet, der Kupferstecher wurde.
!Poussin wohnte auf dem Monte Pincio in der Nähe von Claude Lorrain und Salvator Rosa.
Bald fingen die Aufträge an sich zu häufen. Der gelehrte Cassiano del Pozzo aus Turin,
einer seiner eifrigsten Verehrer, eröffnete ihm seine Antiquitätensammlung und bestellte bei ihm
u. a. die berühmte Folge der sieben Sacramente, im Besitz des Herzogs von Rutland zu Belvoir-
castle, zu der auch die vorerwähnte Composition des Abendmahls gehört. Im Jahre 1624 knüpfte
Poussin eine innige Freundschaft mit dem französischen Maler Jacques Stella an (zu Lyon
1596 geboren, starb er zu Paris am 29. April 1657), dessen Richtung er bestimmte, und mit dem
er eine eifrige Correspondenz unterhielt. Dasselbe war der Fall mit dem Haushofmeister
Ludwig's XIII. Paul Freart de Chantelou, für den er später seine Sacramente wiederholte.
(Dieses 1648 vollendete Exemplar befindet sich in der Bridgewatergallery zu London.) Eben
demselben bestimmte er auf dringendes Bitten sein berühmtes Selbstportrait im Louvre von j
1650 zum Geschenk; er Hatte sein Bildniß wollen von Mignard anfertigen lassen, aber dessen
Manier sagte ihm nicht zu. So hatte er sich trotz seines Mangels an Uebung, „da er seit achtund-
zwanzig Jahren kein Portrait gemalt", selber daran gemacht und war eben so erfreut über die
freundliche Aufnahme wie beschämt über die sehr glänzende freiwillige Bezahlung Gleichzeitig
hatte er für einen Herrn Pointel das von Goethe angeführte Selbstportrait gemalt; es war dies
nach des Meisters Urtheil das minder gute und ähnliche.
Schon die früheren nach Paris gekommenen Bilder Pousfin's Hatten die Aufmerksamkeit des
Staatssecretairs de Noyers erregt. Er versuchte 1639 den Meister nach Paris zu ziehen. Erst>
ein zweiter Brief aber, dem ein Schreiben des Königs beigefügt war, vermochte ihn zu dem Ver-
sprechen zu kommen. Als er nach Jahresfrist noch nicht erschienen war, Holte Chantelou ihn
nebst Jean Dughet selber aus Rom ab (Ende 1640). Er bekam Wohnung im Tuileriengarten,
wurde dem Cardinal Richelieu und in St. Germain dem Könige vorgestellt, mit größter Auszeichnung
empfangen und am 20. März 1641 zum ersten Maler des Königs ernannt. Riesenmäßige Auf-
träge erdrückten ihn fast; mehr aber peinigte ihn die Mißgunst der pariser Künstler: der Maler
Simon Vouet und F euquieres und des Architekten Mercier. Ungeduldig nahm er Urlaub'
und reiste im September 1642 mit Dughet nach Rom.
Der Tod Richelieu's (4. December 1642) und des Königs (14. Mai 1643) und der Rück-
tritt de Noyers aus seiner Stellung bestimmte ihn zu dem Entschluß, das Vaterland nicht wieder
zu sehen. Nach einer arbeitsamen Thätigkeit starb er zu Rom am 19. November 1665 und Hinter-
ließ die bescheidene Summe von 30,000 Frcs. Er wurde in der Kirche S. Lorenzo in Lucina
beigesetzt, wo ihm Chateaubriand, als französischer Gesandter in Rom, ein Grabmal errichtete.
Poussin war kein frühreifes Genie. Die Gemälde seiner ersten Zeit sind trocken; erst in den
vierziger Jahren des Jahrhunderts erreicht er seinen Höhepunkt. Später stand die schwach und
zitternd gewordene Hand der poetischeren Empfindung und Erfindung nicht mehr vollständig zur
Verfügung. Seine Köpfe sind meist einförmig, leer, und von wenig ansprechendem Typus; die
meisten Gemälde zeigen nur Figuren von einem Viertel bis einem Drittel der natürlichen Größe.
Seine Composition ist verständig, aber ohne rechten Fluß. Vielleicht sein Bestes hat er im Gebiete
der Landschaft geleistet, in der er den sogenannten historischen Stil ausgebildet hat. Fast nur
hier überwindet er die Kühle der Reflexion und schlägt lange nachhallende Empfindungstöne an.
schaftsmaler, der gewöhnlich G. Poussin genannt wird, und Jean Dughet, der Kupferstecher wurde.
!Poussin wohnte auf dem Monte Pincio in der Nähe von Claude Lorrain und Salvator Rosa.
Bald fingen die Aufträge an sich zu häufen. Der gelehrte Cassiano del Pozzo aus Turin,
einer seiner eifrigsten Verehrer, eröffnete ihm seine Antiquitätensammlung und bestellte bei ihm
u. a. die berühmte Folge der sieben Sacramente, im Besitz des Herzogs von Rutland zu Belvoir-
castle, zu der auch die vorerwähnte Composition des Abendmahls gehört. Im Jahre 1624 knüpfte
Poussin eine innige Freundschaft mit dem französischen Maler Jacques Stella an (zu Lyon
1596 geboren, starb er zu Paris am 29. April 1657), dessen Richtung er bestimmte, und mit dem
er eine eifrige Correspondenz unterhielt. Dasselbe war der Fall mit dem Haushofmeister
Ludwig's XIII. Paul Freart de Chantelou, für den er später seine Sacramente wiederholte.
(Dieses 1648 vollendete Exemplar befindet sich in der Bridgewatergallery zu London.) Eben
demselben bestimmte er auf dringendes Bitten sein berühmtes Selbstportrait im Louvre von j
1650 zum Geschenk; er Hatte sein Bildniß wollen von Mignard anfertigen lassen, aber dessen
Manier sagte ihm nicht zu. So hatte er sich trotz seines Mangels an Uebung, „da er seit achtund-
zwanzig Jahren kein Portrait gemalt", selber daran gemacht und war eben so erfreut über die
freundliche Aufnahme wie beschämt über die sehr glänzende freiwillige Bezahlung Gleichzeitig
hatte er für einen Herrn Pointel das von Goethe angeführte Selbstportrait gemalt; es war dies
nach des Meisters Urtheil das minder gute und ähnliche.
Schon die früheren nach Paris gekommenen Bilder Pousfin's Hatten die Aufmerksamkeit des
Staatssecretairs de Noyers erregt. Er versuchte 1639 den Meister nach Paris zu ziehen. Erst>
ein zweiter Brief aber, dem ein Schreiben des Königs beigefügt war, vermochte ihn zu dem Ver-
sprechen zu kommen. Als er nach Jahresfrist noch nicht erschienen war, Holte Chantelou ihn
nebst Jean Dughet selber aus Rom ab (Ende 1640). Er bekam Wohnung im Tuileriengarten,
wurde dem Cardinal Richelieu und in St. Germain dem Könige vorgestellt, mit größter Auszeichnung
empfangen und am 20. März 1641 zum ersten Maler des Königs ernannt. Riesenmäßige Auf-
träge erdrückten ihn fast; mehr aber peinigte ihn die Mißgunst der pariser Künstler: der Maler
Simon Vouet und F euquieres und des Architekten Mercier. Ungeduldig nahm er Urlaub'
und reiste im September 1642 mit Dughet nach Rom.
Der Tod Richelieu's (4. December 1642) und des Königs (14. Mai 1643) und der Rück-
tritt de Noyers aus seiner Stellung bestimmte ihn zu dem Entschluß, das Vaterland nicht wieder
zu sehen. Nach einer arbeitsamen Thätigkeit starb er zu Rom am 19. November 1665 und Hinter-
ließ die bescheidene Summe von 30,000 Frcs. Er wurde in der Kirche S. Lorenzo in Lucina
beigesetzt, wo ihm Chateaubriand, als französischer Gesandter in Rom, ein Grabmal errichtete.
Poussin war kein frühreifes Genie. Die Gemälde seiner ersten Zeit sind trocken; erst in den
vierziger Jahren des Jahrhunderts erreicht er seinen Höhepunkt. Später stand die schwach und
zitternd gewordene Hand der poetischeren Empfindung und Erfindung nicht mehr vollständig zur
Verfügung. Seine Köpfe sind meist einförmig, leer, und von wenig ansprechendem Typus; die
meisten Gemälde zeigen nur Figuren von einem Viertel bis einem Drittel der natürlichen Größe.
Seine Composition ist verständig, aber ohne rechten Fluß. Vielleicht sein Bestes hat er im Gebiete
der Landschaft geleistet, in der er den sogenannten historischen Stil ausgebildet hat. Fast nur
hier überwindet er die Kühle der Reflexion und schlägt lange nachhallende Empfindungstöne an.