rechte, auch das kursächsische Naumburg eine Messe, aber
das Vorrecht lag unbedingt bei Leipzig. Die Hamburger
verkauften ihre Heringe über Breslau nach Böhmen und
über Westthüringen nach Franken. Leipzig seufzte tief auf
über diese Umgehung seines Bannkreises. Es sah es als sein
Recht an, zu fordern, daß die Heringe nach Leipzig gebracht,
dort an den böhmischen und fränkischen Händler verkauft
würden, nachdem sie Zoll, Akzise und so weiter bezahlt
hatten. Tiefe Entrüstung entstand, als bekannt wurde, daß
über Wundersleben an der Unstrut, nördlich von Erfurt,
also dicht an der Banngrenze vorbei, 1715-1727 etliche
vierzigtausend Karren mit hunderttausend Pferden Waren
demLeipzigerHandel entzogen hätten. NachdessenWunsche
hätte August Maßnahmen gegen die Nachbaren treffen sollen.
Aber diese machten gleiche Anstrengungen, namentlich
Preußen, das den Handel von Halle, Berlin, Frankfurt a. O.
sorgsam pflegte und durch seine Wasserverbindungen för-
derte. Holländisches Geld, englisches Gewebe, französische
Mode brachten namentlich Hamburgs Handel und Gewerbe-
kraft in die Höhe: seine Schiffe führten französischen Rot-
wein, Zucker, Kaffee, Tabak, Indigo, Kolonialwaren und so
weiter ein. 1715 beklagten sich die Leipziger wieder darüber,
daß innerhalb dreier Monate eintausenddreihundert Karren
mit dreitausendfünfhundert Pferden von Hamburg nachFran-
ken hin und her gegangen wären, also Leipzig „umfahren“
hätten. Also über vierzehn Karren mit etwa vierzig Pfer-
den suchten täglich den Nebenweg auf, ein Beweis von dem
Umfang des Verkehrs. Diesen nach Überwindung mancher
Schwierigkeiten auf die Leipzig berührenden Straßen zu
führen, mußte eine Hauptaufmerksamkeit der Meßbehörde
sein.
Um die Größe der Privilegien Leipzigs zu erkennen, muß man
das von ihm beherrschte Straßennetz kennenlernen. Es be-
stand aus zehn Straßen: der nach Polen und Schlesien über
Görlitz und über Torgau-Spremberg, der über Magdeburg,
das Vorrecht lag unbedingt bei Leipzig. Die Hamburger
verkauften ihre Heringe über Breslau nach Böhmen und
über Westthüringen nach Franken. Leipzig seufzte tief auf
über diese Umgehung seines Bannkreises. Es sah es als sein
Recht an, zu fordern, daß die Heringe nach Leipzig gebracht,
dort an den böhmischen und fränkischen Händler verkauft
würden, nachdem sie Zoll, Akzise und so weiter bezahlt
hatten. Tiefe Entrüstung entstand, als bekannt wurde, daß
über Wundersleben an der Unstrut, nördlich von Erfurt,
also dicht an der Banngrenze vorbei, 1715-1727 etliche
vierzigtausend Karren mit hunderttausend Pferden Waren
demLeipzigerHandel entzogen hätten. NachdessenWunsche
hätte August Maßnahmen gegen die Nachbaren treffen sollen.
Aber diese machten gleiche Anstrengungen, namentlich
Preußen, das den Handel von Halle, Berlin, Frankfurt a. O.
sorgsam pflegte und durch seine Wasserverbindungen för-
derte. Holländisches Geld, englisches Gewebe, französische
Mode brachten namentlich Hamburgs Handel und Gewerbe-
kraft in die Höhe: seine Schiffe führten französischen Rot-
wein, Zucker, Kaffee, Tabak, Indigo, Kolonialwaren und so
weiter ein. 1715 beklagten sich die Leipziger wieder darüber,
daß innerhalb dreier Monate eintausenddreihundert Karren
mit dreitausendfünfhundert Pferden von Hamburg nachFran-
ken hin und her gegangen wären, also Leipzig „umfahren“
hätten. Also über vierzehn Karren mit etwa vierzig Pfer-
den suchten täglich den Nebenweg auf, ein Beweis von dem
Umfang des Verkehrs. Diesen nach Überwindung mancher
Schwierigkeiten auf die Leipzig berührenden Straßen zu
führen, mußte eine Hauptaufmerksamkeit der Meßbehörde
sein.
Um die Größe der Privilegien Leipzigs zu erkennen, muß man
das von ihm beherrschte Straßennetz kennenlernen. Es be-
stand aus zehn Straßen: der nach Polen und Schlesien über
Görlitz und über Torgau-Spremberg, der über Magdeburg,