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* KUNST

Die deutsche Sprache

Leibniz schrieb seine Werke lateinisch, französisch oder
deutsch, Thomas und Wolf lateinisch oder deutsch. Das
heißt, sie mußten in streng wissenschaftlichen Werken die
für die Gelehrten Europas allgemeinverständlichen Sprachen
anwenden. Aber sie dachten deutsch und bedienten sich der
deutschen Sprache, soweit sie sich an nicht gelehrte Deutsche
wenden wollten. Ihr Bestreben war, die Wissenschaft von der
Fremdsprache loszutrennen, sie dem eigenen Volk zugänglich
zu machen. Darin steht Thomas an der Spitze. An ihm ist,
wenigstens für dieses Buch, ebenso wichtig, was er lehrte,
als wie er dies tat. Er war der erste, der in der Leipziger Uni-
versität deutsche Vorlesungen hielt, deutsche Ankündigun-
gen an das schwarze Brett schlug; er gab 1688 die erste
deutsche Monatsschrift heraus, um in dieser „scherz- und
ernsthafte, vernünftige und einfältige Gedanken über aller-
hand lustige und nützliche Bücher“ zu veröffentlichen.
Schon der Titel ist ein Angriff auf die zeitgenössichen
Wissenschaftler, auf ihren steifbeinigen Ernst und ihre eitle
Wichtigtuerei. Man sah in der Schrift und in der Art, wie
Thomas deutsche und ausländische Bücher besprach, ein
Herabziehen der Gelehrsamkeit auf den Markt der Un-
wissenden, ein Haschen nach deren Beifall, das eines Uni-
versitätslehres unwürdig sei, einen störenden Eingriff in die
Lehrweise der Universität. Er aber wies auf die verfeinerte
Ausdrucksweise der Franzosen, damit man lerne, deutsch
klar und schlicht selbst in tiefen Fragen, zu schreiben, nicht

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