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818 Dorner: Entwicklungsgeschichte der Lehre von der Person Christi.
durch ihn vermittelt seyn 5 alsdann könnte man sagen, sie käme
in und durch sich im Unterschiede oder Gegensätze der Welt zum
Selbstbewusstseyn. Und diesen Unterschied des eignen Wesens
Gottes nennt der Verf. den ewigen Sohn Gottes, durch ihn kann
Gott erst eine Welt setzen und sich in ihr im Unterschied von
ihr wissen, oder wie es der Verf ausdrückt, durch ihn hat er ein
in sich redectirtes absolutes Selbstbewusstseyn im Unterschiede
von der Welt. Dieses fehlt dem Begel'schen Gotte, und deshalb
ist er nur Welteinheit. Kennt man diesen Weltgeist, so würde
man sich doch nicht eine selbstständige Persönlichkeit darunter
denken können, sondern immer nur eine unpersönliche, an und für
sich seyende Allgemeinheit.
Was nun die eigne Ansicht des Verf. von der Persönlichkeit
Christi betrifft, so ist es vollkommen richtig, wenn er sagt, es
müsse in der Persönlichkeit Christi ebenso die adäquate Darstel-
lung der Idee der Menschheit, wie auch unmittelbar die ad-
äquate Darstellung und Offenbarung Gottes gedacht werden, aber
die Begründung ist er uns schuldig geblieben. Es war auch nicht
der Zweck seiner Schrift, und ich will ihn deshalb nicht tadeln.
Vielmehr kann es als ein Beweis angesehen werden, wie tief und
ernst er diese Aufgabe fasst, wenn er die Lösung derselben erst
in den nun auf alle die von ihm beurtheilten Versuche folgenden
philosophischen Systemen sucht, welche jetzt erst durch diese ge-
lernt haben, was sie leisten müssen, wenn sie sich über die bis-
herigen Irrthümer erheben und etwas Befriedigenderes geben wol-
len. Nur so, wenn sie das Was richtig gefasst, können sic auch
zu dem Wie fortgehen, welches auf Erfolg rechnen kann. Nur
glaube ich nicht, dass das Wie in der Weise, wie der Verf. am
Schlüsse seiner Schrift und hier und dort im Verlaufe derselben
andeutet, das wahrhaft Befriedigende ist. Nichts davon zu sagen,
dass die Ausdrücke: „Christus ist das Haupt der Menschheit, in
ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit“ nicht bestimmt und ent-
scheidend genug sind, so scheint mir auch die S. 528 aufgestellte
Ansicht zum wenigsten ungenügend, und kann freilich zu nichts
weiter dienen, als eben den Ort zu bezeichnen, avo sich die Chri-
stologie durch die Uogosidee an die Trinität anschliesst. Hat der
Verf. nur diess gewollt, so kann man nichts dagegen einwenden.
Sollte er aber die Logosidee durch die Vergleichungen der Na-
turschöpfung mit dem Menschen seiner leiblichen Seite nach
(denn nur so kann er die Einheit der Natur genannt werden)
wirklich bestimmen und ihr Verhältuiss zur Menschheit begründen
 
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