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Schriften über Aristoteles Poetik
Phidias sagt: ejus menti insedisse speciern pulcritudinis eximiam
quandam, quam intuens in eaque defixus ad illius similitudinem
artem et manus dirigeret. Somit konnte also der Grieche auch
von den idealischen Werken des Phidias sagen, sie seyen piLpiij-
und dasselbe gilt von den Erzeugnissen der Poesie.
Wir gehen über zu c. 3, 2. xal ydp iv zolg avzolg xal za.
avzd ßifzeloSial iaziv, öze pev änayy eWovzu, i; ezepöv zi yi-
ytöfievov, äanep "Opr^pog xcoiel. rj ag zov avzov xal f.ieza-
ßdXhopza, r' ■navzag tag •Jtpdzzovzag xal ivepyovvzag zovg pi.
[xovpevovg. Hr. R. warnt davor, dass man an dieser Stelle nicht
die Einteilung der Poesie in drei Arten, die epische, lyrische
und dramatische zu finden glauben solle, und erklärt die Stelle
so: Aristoteles wolle hier nicht die ganze Poesie in ihre Arten
eintheilen, sondern die verschiedene Art der Darstellung in zwei
Arten, der epischen und dramatischen entwickeln; sonach entspre-
chen sich die zwei Sätze oze plv dnayyiXkovza und 77 rcdvzag
oog npazzovzag xat ivepyovvzag zovg pup.ovf.ievovg. Die er-
zählende Poesie habe aber zwei Unterarten, indem man die Er-
zählung entweder andern in den Mund lege, oder selbst erzähle;
dabei erklärt er aber die Worte warnet) aOpripog errötet für inter-
polirt, weil sie ira Widerspruch stehen mit c. 24, 7., wo gesagt
wird, Homer lasse zwar das Meiste durch andere erzählen, doch
erzähle er Vieles auch selbst; deswegen könne an unserer Stelle
nicht gesagt werden, er erzähle Alles unter der Rolle eines An-
dern. Auf ähnliche, aber etwas divergirende Weise nimmt Herr
Abeken p. 30. an, Aristoteles unterscheide zwischen der nolrjoig
dtriyrjpiotzLX)] und bpafj.uzLxrt9 und ordne unter die duiyrip.azixri
die epische Dichtung, wo der Dichter andere Rollen annehme, und
die lyrische, wo er immer einer und derselbe bleibe. Allein beide
Erklärungen sind offenbar falsch ; Hr. A. nimmt es als Wesen der
epischen Poesie, dass der Dichter fremde Rollen annehme, Hr. R.
stellt eine besondere Classe epischer Poesie auf, wo dies gesche
he; allein worin soll dann der Unterschied von dem Drama lie-
gen, wenn der Dichter im Epos durchaus unter anderer Rolle
spricht? Und wie soll die andere Classe, wo der Dichter durch-
aus selbst spricht, sich als uiprjaig geltend machen, da Aristo-
teles c. 24, 7. bestimmt sagt: avzov yäp bei zov n0177x77»- e'ka-
•£ioza Xiyeiv. o v y ap iozi xazd zuvza fi t ^ 77 x 77 <;• oi fj.lv
ovv äXkoi avxol \xlv bl öXov ay&vi^ovzai, ftifiovvza 1 de o’KLya
xa\ b\iyaxig. Das Epos würde auf diese Art in zwei Arten ge-
theilt, von denen keine zur historischen Erscheinung gekommen
Schriften über Aristoteles Poetik
Phidias sagt: ejus menti insedisse speciern pulcritudinis eximiam
quandam, quam intuens in eaque defixus ad illius similitudinem
artem et manus dirigeret. Somit konnte also der Grieche auch
von den idealischen Werken des Phidias sagen, sie seyen piLpiij-
und dasselbe gilt von den Erzeugnissen der Poesie.
Wir gehen über zu c. 3, 2. xal ydp iv zolg avzolg xal za.
avzd ßifzeloSial iaziv, öze pev änayy eWovzu, i; ezepöv zi yi-
ytöfievov, äanep "Opr^pog xcoiel. rj ag zov avzov xal f.ieza-
ßdXhopza, r' ■navzag tag •Jtpdzzovzag xal ivepyovvzag zovg pi.
[xovpevovg. Hr. R. warnt davor, dass man an dieser Stelle nicht
die Einteilung der Poesie in drei Arten, die epische, lyrische
und dramatische zu finden glauben solle, und erklärt die Stelle
so: Aristoteles wolle hier nicht die ganze Poesie in ihre Arten
eintheilen, sondern die verschiedene Art der Darstellung in zwei
Arten, der epischen und dramatischen entwickeln; sonach entspre-
chen sich die zwei Sätze oze plv dnayyiXkovza und 77 rcdvzag
oog npazzovzag xat ivepyovvzag zovg pup.ovf.ievovg. Die er-
zählende Poesie habe aber zwei Unterarten, indem man die Er-
zählung entweder andern in den Mund lege, oder selbst erzähle;
dabei erklärt er aber die Worte warnet) aOpripog errötet für inter-
polirt, weil sie ira Widerspruch stehen mit c. 24, 7., wo gesagt
wird, Homer lasse zwar das Meiste durch andere erzählen, doch
erzähle er Vieles auch selbst; deswegen könne an unserer Stelle
nicht gesagt werden, er erzähle Alles unter der Rolle eines An-
dern. Auf ähnliche, aber etwas divergirende Weise nimmt Herr
Abeken p. 30. an, Aristoteles unterscheide zwischen der nolrjoig
dtriyrjpiotzLX)] und bpafj.uzLxrt9 und ordne unter die duiyrip.azixri
die epische Dichtung, wo der Dichter andere Rollen annehme, und
die lyrische, wo er immer einer und derselbe bleibe. Allein beide
Erklärungen sind offenbar falsch ; Hr. A. nimmt es als Wesen der
epischen Poesie, dass der Dichter fremde Rollen annehme, Hr. R.
stellt eine besondere Classe epischer Poesie auf, wo dies gesche
he; allein worin soll dann der Unterschied von dem Drama lie-
gen, wenn der Dichter im Epos durchaus unter anderer Rolle
spricht? Und wie soll die andere Classe, wo der Dichter durch-
aus selbst spricht, sich als uiprjaig geltend machen, da Aristo-
teles c. 24, 7. bestimmt sagt: avzov yäp bei zov n0177x77»- e'ka-
•£ioza Xiyeiv. o v y ap iozi xazd zuvza fi t ^ 77 x 77 <;• oi fj.lv
ovv äXkoi avxol \xlv bl öXov ay&vi^ovzai, ftifiovvza 1 de o’KLya
xa\ b\iyaxig. Das Epos würde auf diese Art in zwei Arten ge-
theilt, von denen keine zur historischen Erscheinung gekommen