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Hr. 33. HEIDELBERGER 1859.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Die altchristlichen Kirchen nach den Baudenkmalen und altern Be-
schreibungen und der Einfluss des altchristlichen Baustyls auf
den Kirchenbau aller spätem Perioden; dargestellt und heraus-
gegeben für Architekten, Archäologen, Geistliche und Kunst-
freunde von Dr. Hübsch, grossh. badischem Baudirector, In-
haber des Commandeurkreuzes II. CI. des Ordens vom Zäh-
ringer Löwen, des rothen Adlerordens III. Cl. und des Ritter-
kreuzes des Ordens vom h. Michael I. Cl., Mitglied der könig-
lichen Akademieen der Künste zu Berlin und München und
des Royal Institut of British Architects. Erste und zweite Lie-
ferung. Carlsruhe, 1858 (deponirt bei dem grossh. badischen
Ministerium des Innern), Hofbuchdruckerei von W. Hasper in
Carlsruhe. 8 Bogen Text und 12 lithogr. Tafeln. Gr. Fol.
Das seit einigen Jahrzehnten neu erwachte und mit grossem
Eifer gepflegte Interesse für die christliche Kunst und ihre Ge-
schichte hat sich bis jetzt vorzugsweise den verschiedenen Perioden
des Mittelalters zugewendet; die altchristliche Zeit, die Periode von
dem Siege des Christenthums unter Constantin bis auf Karl den
Grossen ist dagegen verhältnissmässig viel weniger durchforscht und
dargestellt. Freilich sind die noch übrigen Denkmale aus jener frü-
hem Zeit nicht so zahlreich, wie die aus dem Mittelalter; überdies
sind die letztem durch nationale und andere individuelle Motive uns
näher gerückt. Aber andrerseits fehlt es doch auch aus jener alt-
christlichen Periode nicht an vielfachen Monumenten; ferner ist über-
all in der Geschichte der Künste die Periode der Entstehung und
ersten Entwicklung, in welchen ein neuer Geist, neue Formen zu-
erst sich zeigen, von besonderer Wichtigkeit für alle folgenden Pe-
rioden; und endlich muss der Gedanke an die grossartige geistige
Kraft, welche sich in den grossen griechischen und lateinischen Kir-
chenvätern jener altchristlichen Periode offenbarte, durch die Stärke
des Glaubens nicht minder als durch die Stärke des Denkens der
Wissenschaft und des Wortes die christliche Lehre und eine neue
Literatur begründeten, -— dieser Gedanke muss uns schon darauf
führen, dass wir in der Kunst jener Zeit einen analogen Geist er-
warten.
Das bisher Gesagte gilt wie von der christlichen Kunst über-
haupt, so insbesondere von der Baukunst, namentlich was das zu-
letzt berührte Moment betrifft. Denn von allen Künsten ist es be-
sonders die Architektur, welche den Geist der Zeiten, namentlich
deren moralischen und ästhetischen Charakter am meisten und am
MI. jahrg. Heft, SS
 
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