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Ur. 48,

HEIDELBERGER

1859.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.


v. Helmersen: Ueber artesische Brunnen in Russland.

(Schluss.)
Unter der Devonischen Formation liegt die Silurische. Sie
nimmt Nordliefland ein, ganz Esthland und den nördlichen Theil des
St. Petersburger Gouvernements. Die untere Abtheilung dieser For-
mation bildet das steile nördliche Ufer Esthlands von Narva bis
Pawlowsk und Tosna; wo man dieselbe trifft, besteht sie genau aus
den nämlichen Gestein-Schichten und diese liegen immer unabänder-
lich in der nämlichen Reihenfolge über einander: Kalkstein, grüner
thoniger Sandstein, dunkelgrauer, brennbarer Thonschiefer, feinkör-
niger Sandstein, bläuliehgriiner, plastischer Thon. Letztere Felsart
erscheint an der Küste Esthlands entweder gar nicht, oder erhebt
sich nur einige Fuss über dem Meeresspiegel; ohne Zweifel erstreckt
sich dieselbe bis unter St. Petersburg hin. Aehnliche Verhältnisse
sind auch bei Reval. In einem, 300 Fuss durch Thon mit quarzi-
gen Zwischen-Schichten getriebenen, Bohrloche stieg aus einer Lage
groben Quarz-Sandes, in die man eingedrungen war, klares, wohl-
schmeckendes Wasser von -J- 6° Reaum. Die unzweifelhafte Iden-
tität und der continuirliclie Zusammenhang der Revaler und der St.
Petersburger Schichten führen zur Ueberzeugung, dass auch in Russ-
lands Hauptstadt, etwa in 300 Fuss Tiefe von der Oberfläche der
Thon-Schichte die Fortsetzung jener Sand-Lage sich finden werde,
welche den artesischen Brunnen zu Reval mit Wasser speist; denn
vielfache Erfahrung lehrte, dass Schichten, die artesisches Wasser an
die Oberfläche schieben, immer eine sehr weite Verbreitung haben,
wäre dies nicht der Fall, wie könnten sie Jahrhunderte lang die
Brunnen versorgen, ohne sich auch nur im mindesten zu erschöpfen?
Unser Verfasser schliesst mit Bemerkungen über das so sehr
wiinschenswerthe der Herstellung wenigstens eines artesischen
Brunnens in St. Petersburg, da in mehren Stadttheilen gutes Wasser
gänzlich mangelt. Zwar gerieth ein, vor beinahe drei Jahrzehnten
gemachter, Bohr-Versuch durch unerwartete Hindernisse in Stockung
und unterblieb, als man nicht tief genug niedergegangen war; Er-
fahrungen und Vervollkommnungen neuerer Zeit lassen jedoch am
Gelingen eines solchen Unternehmens nicht zweifeln.
Leonhard,

LIL Jahrg. 10. Heft.

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