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Nr. 45. HEIDELBERGER 1859.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Literaturberichte aus Italien.

(Fortsetzung von Nr. 40.)
Porta orientale, strenna per l'anno 1859. Triesle, presso Colombo Coen.
Diess ist einer der in Italien gewöhnlichen localen Almanache. Dieser
ist für die Provinz Istrien bestimmt, und enthält äusser statistischen Nachrich-
ten Manches interessante, woraus man zugleich abnehmen kann, dass Triest
sich eigentlich für eine italienische Stadt hält.
Le prime slorie, canto di Alardo Aleandri. Verona 1858. Tip. alla Minerva.
Dieser zu Verona lebende Dichter wird neben Prati für den besten der
jetzt lebenden Dichter Italiens gehalten. Die ungereimten Verse Aleandris sind
voll Harmonie und schmuckvoll, seine Gedanken tief und philosophisch, sein
Gefühl voll Vaterlandsliebe. Doch ist er im Ganzen nicht sehr beliebt, weil
er etwas Gesuchtes und Aristokratisches zur Schau trägt.
Almanaco V altellinese, della societa agraria della Valletellina. l'anno 2do 1859.
Das Veltlin ist die ärmste und gebirgigste Provinz der Lombardei und
wird desshalb auch das lombardische Island genannt; dennoch fehlt ihm nicht
ein solcher populärer Almanach voll von nützlichen Nachrichten, da sich eine
patriotische Gesellschaft dafür eifrig bemüht.
La scuola di Minerva, strenna genealogico storico, per 1859. Milano, presso Pirölta.
Dieser mailändische Almanach ist für ein reicheres Publikum bestimmt.
La scienza delle Finanze, dal Professore Placido da Luca. Napoli 1858. Tip.
dei Classici ltaliani.
Dies Lehrbuch der Finanz-Wissenschaft hat zum Verfasser den berühmte-
sten Schriftsteller Neapels in diesem Fache. Er gehört der liberalen Richtung
der Staatswirthschaft an, vertheidigt die Grundsätze des Freihandels und nimmt
die Industrie gegen solche Angriffe in Schutz, welche darin nur ein materiali-
stisches Streben sehen, das gewöhnlich nur auf Neid hinausläuft.
Due novelle in versi Milanesi dal Antonio Picozzi, sesto öpuscolo. Milano 1858.
presso Paolo Ubicini.
Diese in der Mailänder Mundart gedichteten Erzählungen lassen in diesem
jungen Dichter einen heitern und dabei scharfen Satiriker erkennen, wozu
sich diese Mundart vorzüglich eignet; auch ist es eigentlich die einzige in
Italien, welche jetzt Leistungen von einigem Werthe liefert. Picozzi wird
vielleicht den mailändischen Dichter Giovanni Ventura erreichen, welcher nach
dem Tode von Porta in Mailand für den besten Dichter gehalten wird. Porta
war in der populären Poesie das, was Manzoni in der höheren italienischen
Dichtung ist. Wenn aber Picozzi mehr munter und beissend war, so findet
sich bei Ventura mehr ein Gemisch von christlicher Melancholie und ana-
kreontischer Freiheit, verbunden mit dem burlesken Tone des mailänder Volks-
dialekts.
LII. Jahrg. 9. Heft.

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