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Bergenroth, ein Nekrolog.
Gustav Bergenroth. Ein Nekrolog. Königsberg, in der Albert
Rosbach’sehen Buchdruckerei 1870. 32 S. in gr. 8.
Dieser Nekrolog enthält das Lebensbild eines zu frühe ver-
storbenen deutschen Gelehrten, von welchem die geschichtliche
Forschung noch Grosses zu erwarten berechtigt war. In einer Kreis-
stadt von Ostpreussen geboren, erhält Bergenroth eine gründliche
Vorbildung, um dann in die juristische Carriere einzutreten, aus
der ihn jedoch die Jahre 1848 und 1849 bald herauswarfen. So
suchte er in Amerika einen neuen Platz für seine Thätigkeit, fand
aber weder in San Francisco noch sonst in Europa, als er dahin
wieder zurückgekehrt war, Ruhe, bis dann eine archivalische Thätig-
keit in England ihn fesselte und ein Auftrag der englischen Re-
gierung ihn nach Spanien führte, um dort das Archiv von Simancas
zu benutzen. Die mannigfachen Schwierigkeiten, die ihm hier ent-
gegen traten, die ungemeine Ausdauer und Charakterfestigkeit,
durch die er am Ende doch sein Ziel erreichte, mag man in der
anziehenden Schilderung, welche diese Schrift bietet, lieber nach-
lesen, sie erfüllt uns mit Staunen und wahrer Hochachtung für
den Mann, den jedoch mitten in dieser Thätigkeit ein Fieber da-
hinraffte, ohne dass es ihm möglich war, die grossen, wissenschaft-
lichen Pläne, mit denen er umging, namentlich den Plan einer
umfassenden Geschichte Karl’s V. zur Ausführung zu bringen; nur
einen kleinen Anfang dieses Werkes hat er, wie hier S. 27 be-
richtet wird, hinterlassen, aber ein sehr reichhaltiges Material zur
weiteren Ausführung: nicht weniger als z we i un d d r ei s s i g Folio-
bände, welche über achtzehntausend Seiten umfassen, ferner
hinterliess er zwei weitere Bände seines Calendar of State Papers
in fast druckfähigem Zustande, so wie noch andere Auszüge und
Copien von Urkunden, unter welchen die auf die Scheidung Hein-
rich’s VIII. von seiner ersten Gemahlin Katharina bezüglichen,
insbesondere hervorgehoben werden. Wohl wird man wünschen,
dass diess reiche Material nicht verloren gehe, sondern von Andern
verarbeitet, seine Früchte trage zur Aufhellung so mancher noch
dunklen Seite auf diesem Theil der Geschichte! Einiges, was
Bergenroth publicirt hat, namentlich seine Darstellung der Königin
Johanna, ist inzwischen auf mehrfachen Widerspruch gestossen
(s. diese Jahrbb. 1870 S. 400): Der Verfasser des Nekrologs hat
am Schlüsse desselben S. 27 ff. Einiges zur Vertheidigung Bergen-
roth’s angeführt.
Bergenroth, ein Nekrolog.
Gustav Bergenroth. Ein Nekrolog. Königsberg, in der Albert
Rosbach’sehen Buchdruckerei 1870. 32 S. in gr. 8.
Dieser Nekrolog enthält das Lebensbild eines zu frühe ver-
storbenen deutschen Gelehrten, von welchem die geschichtliche
Forschung noch Grosses zu erwarten berechtigt war. In einer Kreis-
stadt von Ostpreussen geboren, erhält Bergenroth eine gründliche
Vorbildung, um dann in die juristische Carriere einzutreten, aus
der ihn jedoch die Jahre 1848 und 1849 bald herauswarfen. So
suchte er in Amerika einen neuen Platz für seine Thätigkeit, fand
aber weder in San Francisco noch sonst in Europa, als er dahin
wieder zurückgekehrt war, Ruhe, bis dann eine archivalische Thätig-
keit in England ihn fesselte und ein Auftrag der englischen Re-
gierung ihn nach Spanien führte, um dort das Archiv von Simancas
zu benutzen. Die mannigfachen Schwierigkeiten, die ihm hier ent-
gegen traten, die ungemeine Ausdauer und Charakterfestigkeit,
durch die er am Ende doch sein Ziel erreichte, mag man in der
anziehenden Schilderung, welche diese Schrift bietet, lieber nach-
lesen, sie erfüllt uns mit Staunen und wahrer Hochachtung für
den Mann, den jedoch mitten in dieser Thätigkeit ein Fieber da-
hinraffte, ohne dass es ihm möglich war, die grossen, wissenschaft-
lichen Pläne, mit denen er umging, namentlich den Plan einer
umfassenden Geschichte Karl’s V. zur Ausführung zu bringen; nur
einen kleinen Anfang dieses Werkes hat er, wie hier S. 27 be-
richtet wird, hinterlassen, aber ein sehr reichhaltiges Material zur
weiteren Ausführung: nicht weniger als z we i un d d r ei s s i g Folio-
bände, welche über achtzehntausend Seiten umfassen, ferner
hinterliess er zwei weitere Bände seines Calendar of State Papers
in fast druckfähigem Zustande, so wie noch andere Auszüge und
Copien von Urkunden, unter welchen die auf die Scheidung Hein-
rich’s VIII. von seiner ersten Gemahlin Katharina bezüglichen,
insbesondere hervorgehoben werden. Wohl wird man wünschen,
dass diess reiche Material nicht verloren gehe, sondern von Andern
verarbeitet, seine Früchte trage zur Aufhellung so mancher noch
dunklen Seite auf diesem Theil der Geschichte! Einiges, was
Bergenroth publicirt hat, namentlich seine Darstellung der Königin
Johanna, ist inzwischen auf mehrfachen Widerspruch gestossen
(s. diese Jahrbb. 1870 S. 400): Der Verfasser des Nekrologs hat
am Schlüsse desselben S. 27 ff. Einiges zur Vertheidigung Bergen-
roth’s angeführt.