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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0013
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1. Baubeschreibung.

was zum Teil auf spätere Veränderungen und Ausbesserungen zurückgeführt werden dürfte. Die mittlere
Kammer wurde wohl ebenfalls in späterer Zeit in ihren Querwänden bedeutend (um etwa 85 cm)
verstärkt (Tafel 11), um den beiden äußeren Tonnengewölben ein besseres Widerlager zu geben,
welches strebepfeilerartig ehemals bis dicht gegen den Kämpfer gereicht haben mag (Tafel 1 1
und 50).

Die ungleiche Anordnung der rundbogig überdeckten Zugänge zu den Röhrenschächten läßt sich
wohl durch die nicht streng symmetrische Verteilung der Zu- und Abflüsse und der senkrechten
Rohrstränge erklären, ist aber ebenfalls nicht frei von willkürlichen und zufälligen Umständen (Tafel
II, 50 und 51). In der nördlichen Kammer sind über den beiden Schachtzugängen die massiv aus
Keilsteinen gebildeten Rundbogen noch erhalten. Die Trennungswand zwischen den Kammern und den
Röhrenschächten, sowie deren letzteren Zwischenpfeiler und Rückwand bestehen aus einem annähernd
regelmäßigen Quadermauerwerk, das in seinen unteren Teilen höhere, massivere Schichten aufweist,
nach oben zu niedrigere, die etwa 4,55 m über dem Boden der südlichen Kammer von einer stärkeren
Läuferschicht durchzogen werden (Tafel 11). Auch die Zwischenwände der Kammern sind im unteren
Teile regelmäßiger geschichtet, jedoch kann von einer sauberen Quaderfugung nicht die Rede sein,
da (wie auch an den Umfassungswänden des Wasserwerks) Unterschiede in den Quaderhöhen und
den Lagern durch kleinere Brocken ziemlich sorglos ausgezwickt sind. Die Wölbungen zeigen ein
wildes Mauerwerk aus größeren und kleineren gelben und weißen Kalksteinen untermischt mit dunkel-
blauen kleineren Marmoren (Tafel 3).

Die Einrichtung der nördlichen und südlichen Kammern als Latrinen ist noch verhältnismäßig gut
erhalten. Die tiefe Rinne im Boden der nördlichen Kammer weist auf die Verwendung als Pissoir
hin. Hier sind vom alten Fußboden noch einige Reste aus unregelmäßigen Platten erhalten, ebenso
die Türschwelle in alter Lage (Tafel 3). Vor der Rinne läuft ein nach dieser schräg abfallender
Streifen von Ziegelplatten. In der Südkammer ist die Untermauerung der Türschwelle und ein ursprüng-
lich vom Fußboden verdeckter Fundamentvorsprung sichtbar. In ihr ist die Einrichtung der Wasser-
spülung, die Abtrittsgrube und der Ablauf in den Kanal vortrefflich erhalten. Die Wasserspülung
wurde durch einen in den Frontorthostaten des Tiefbehälters sich öffnenden, in einem Knick ver-
laufenden Schwemmkanal von 28 cm lichter Breite und 32 cm Höhe (Tafel II, 51 und 52) be-
wirkt. Durch ihn strömte das überschüssige Wasser des Tiefbehälters in eine kleine Sammelkammer,
deren Abschluß wand noch in einem Reste (Tafel 11) erkennbar ist. Von hier führt ein Tonrohr
in die Abtrittsgrube, deren Boden mit Ziegelplatten von beiden Seiten aus nach der Mitte im Gefälle
nach dem gewölbten Kanalgang gepflastert war.

Entsprechend dem Schwemmkanal in der südlichen Kammer befindet sich ein ähnlicher von 37 cm
lichter Breite (also wesentlich breiter als der südliche) und 32 cm Höhe in der nördlichen Kammer.
Beide Schwemmkanäle gehen durch die ganze Mauerdicke in gleichbleibendem Querschnitte hindurch.
Wie ihre Öffnung in den Orthostaten gestaltet war, ist nicht mehr zu erkennen, da bei dem nördlichen
die Platte ganz fehlt und diejenige bei dem südlichen in ihrem oberen Teile verstümmelt ist
(Tafel 8). Bemerkenswert ist, daß in der einen Seitenwand des Kanals der südlichen Kammer einer
der Steine, welche die Deckschicht der steinernen Rinne bilden, auf der Seite liegend verbaut ist, ein
Umstand, der vielleicht auf eine spätere Änderung hindeutet. Das von einer Plattenschicht von etwa
50 cm Breite bedeckte vordere Mäuerchen der Abortgrube war mit jener zusammen etwa 60 cm hoch
über dem ehemaligen Plattenfußboden. Der in der Mitte der Grube mündende Abflußkanal durchdrang
 
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