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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0019
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I

12

I. Baubeschreibung.

Tiefbehälters ist eine hinreichende Anzahl von Werkstücken aus weißem Marmor vorhanden, so daß
deren Wiederherstellung sich ohne weiteres ergibt. Im Anschlüsse an die Tafeln 12—(6 sei hier zu-
nächst die Trennungswand zwischen diesen beiden unteren Behältern beschrieben. Sie bestand aus
nahezu quadratischen, paarweise auf Nut und Feder zusammengeschobenen, durchschnittlich etwa 118 cm
hohen Marmorplatten, denen durch dazwischengesetzte, glatte Pfeiler ein festerer Zusammenhalt gegeben
war; aus demselben Grunde waren sie in die letzteren eingefalzt und ebenso in die dazugehörigen
Fundamentblöcke eingelassen, wie aus den Tafeln 12 und 13 ersichtlich ist. Durch diese Konstruktion
wurde dem Drucke der im Tiefbehälter stehenden Wassermasse ein größerer Widerstand entgegen-
gesetzt und auch das Durchsickern aus diesem größeren Behälter nach Möglichkeit erschwert. Wahr-
scheinlich erhielten die Zwischenpfeiler aus gleichen statischen Gründen an ihrer Vorderseite eine Ver-
breiterung, um dem inneren Schub besser standzuhalten.

Aus dem Befunde der Platten und Pfeiler, deren Abmessungen und Bearbeitungen sehr unregel-
mäßig sind, geht hervor, daß es sich um wiederverwendete Werkstücke handelt. Ein Beweis hierfür
und für eine flüchtige Bauausführung ist auch das Nichtaufeinanderpassen der Dübellöcher, der noch in
alter Lage befindlichen Fundamentsteine Nr. 9 bis 12 mit den vorhandenen Dübellöchern an den Unter-
seiten der Platten 2 und 3, die an der äußersten südlichen Ecke des Tiefbehälters gesessen haben
müssen. Dies kann mit Sicherheit bewiesen werden aus den auf den beiden Seiten der rechten
unteren Ecke der Platte Nr. 2 befindlichen Stoßlagern, gegen die innen im Schöpfbehälter dessen Sockel-
stück anlief, und gegenüber im Tiefbehälter dessen nur flach vorspringender, innerer Orthostatensockel
(vergl. Tafel 13, rechte Seite). Die aus den Verschiedenheiten der bezeichneten beiden Sockel hervor-
gehenden Abmessungen des Stoßlagers sind an der Platte Nr. 2 deutlich vorhanden. Dieses Werkstück
muß also unbedingt an dieser ihm zugewiesenen Stelle, am Zusammenschluß mit der vorderen Ecke
des südlichen Flügelbaues, gestanden haben; auch die Korrosion seiner dem Tiefbehälter zugekehrten
Innenseite und die Glätte des oberen Teiles der dem Schöpfbehälter zugekehrten Außenseite ist für
diese Unterbringung bestimmend, ebenso die sichere Unterscheidung der mit einem Wolfloch versehenen
Oberseite und des zwei Dübellöcher aufweisenden Unterlagers. Sicher zu unterscheiden ist auch die
platte Schmalseite, die flach in den Orthostaten des Flügelbaues eingenutet war, während die andere
Schmalseite selbst eine tiefere Nut besitzt, mit welcher sie an die folgende Platte der Tiefbehälter-
Vorderwand anschloß. Durch einen glücklichen Umstand konnte nun an Ort und Stelle durch wirkliches
Aneinanderpassen die letztere Platte, Nr. 3, gefunden werden. Nicht nur, daß beide Platten gemeinsam
in die eingesenkten Standlager der noch in situ liegenden Fundamentblöcke jener Ecke passen,
sondern es geht auch eine beiden Platten an deren Vorderseite gemeinsame untere Ausschleifung,
welche mit der Dicke des Plattenbelages der Bodenfläche des Schöpf behälters übereinstimmt und durch
Verwitterung offenbar verstärkt worden ist, genau zusammen (siehe die photographische Abbildung-
Tafel 16 oben).

In gleicher Weise hat sich an der unteren linken Ecke der Außenseiten der Platten Nr. 1, 3, 4
die schräg aufsteigende Spur einer ehemals unter den Zwischenpfeilern sitzenden einfachen Basis ab-
gezeichnet. Trotzdem von einer solchen nichts mehr durch die Ausgrabung gefunden werden konnte,
läßt sich ihre Form dennoch mit Sicherheit wiederherstellen, da neben der erwähnten Spur an den
aufrechtstehenden Plattenstücken ihr Grundriß durch eine ausgezeichnet erhaltene Spur auf den in
situ befindlichen, oben erwähnten Fundamenten zwischen den beiden eingesenkten Streifen erhalten ist
(Tafel 12, 13, 16). Es zeigen sich an dieser Stelle die Abschnürungslinien des breiteren vor-
deren und des schmäleren hinteren Teiles einer solchen Basis, dazu der mit den Abschnürungslinien
 
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