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Hülsen, Julius; Wiegand, Theodor [Hrsg.]
Milet: Ergebnisse der Ausgrabungen und Untersuchungen seit dem Jahre 1899 (Band 1,5,Text): Das Nymphaeum — Berlin, 1919

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https://doi.org/10.11588/diglit.3617#0056
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I. Baubeschreibunsr.

49

I) 2, 3, 4, 5 umfassende von 0,52 bis 0,583 m und eine höhere der Stücke Nr. 6 u. 7 von 0,657 bis
0,665 m Höhe. Für ihre Unterbringung stehen nur das mittlere und das oberste Geschoß zur Ver-
fügung, da ihre Querschnittsmaße die Zugehörigkeit zum Untergeschoß ausschließen. Wenn es auch
an einem unmittelbaren Beweis für die Zuteilung der niedrigeren Stühle an das Mittelgeschoß und der
höheren an die obere Ordnung fehlt, so kann diese doch aus künstlerischen Rücksichten mit annähern-
der Sicherheit gewährt werden wegen der gleichmäßigen Steigerung von dem auf einer niedrigen
Sockelbank stehenden Untergeschoß nach oben und wegen des auf diese Weise befriedigten Bedürf-
nisses nach einem stärkeren, der Verkürzung entgegenwirkenden Herausheben der niedrigen obersten
Säulenstellung. Die Zungenwände, die an ihrer Rückseite meist Anschlußflächen mit Randschlag und
Spiegel zeigen, fanden offenbar in anschließenden einfachen Quadern ihre, der Tabernakeltiefe ent-
sprechende Verlängerung bis zur Rückwand, an der vielleicht ein den Säulenstühlen in Höhe und Pro-
filierung ähnlicher Sockel entlang lief, zu dem vermutungsweise das Stück Nr. 10 auf Tafel 38 gehörte
(Tafel 62), das allerdings statt des gegliederten Abschlußprofiles der Stühle auch oben nur eine ein-
fache Schräge mit Platte zeigt. Bei den Stühlen der Flügelbauten, wo keine Rückwand vorhanden
ist, fielen die Zungenwände entweder ganz fort, wie in der Rekonstruktion auf Tafel 56 angenommen
worden ist, oder die sich gegenüberstehenden Stühle waren zur besseren Versteifung unter sich durch
eine solche verbunden.

Die Säulenstühle der oberen Ordnung ruhten unmittelbar auf den Eckbossen der Giebelblöcke auf
(vergl. oben) und waren dadurch für den Beschauer genügend über das Gesimse emporgehoben; bei
den flachen Abdeckungen der Tabernakel mit Volutengiebeln mußten an Stelle der Eckbossen be-
sondere Quader treten, von denen einer wahrscheinlich in dem Block Nr. 9 Tafel 38 erhalten ist.

Die Stühle des mittleren Geschosses verlangen, wenn sie für den Anblick nicht in ungünstigster
Weise hinter dem Gesimse versinken sollen, ebenfalls das Einschieben einer Sockelplatte über letzterem.
Derartige einfache Werkstücke — es kann sich hier wohl nur um glatte Platten handeln — sind dem
Verschleppen besonders ausgesetzt und schwer zu ermitteln; so hat sich auch nur ein Stein gefunden,
der mit einiger Wahrscheinlichkeit dieser Stelle zugewiesen werden kann: Nr. 8, Tafel 38. Selbst
wenn die Zuteilung nicht zutreffen sollte, so beeinträchtigt dies die Richtigkeit der Rekonstruktion
nicht, da die nur geringe Höhe des Sockels nicht wesentlich von der des vorliegenden Stückes ver-
schieden gewesen sein kann.

Von dem Sockel des untersten Geschosses, auf dem die Säulen unmittelbar aufstanden, ist schon
oben gehandelt worden; er bildete eine durchlaufende Bank, deren Vorderseite mit einem einfachen,
aus Platte und Schräge bestehenden Fuß- und ebensolchem Abschlußgesimse gegliedert ist (Tafel
31, 39, 21); das Oberlager zeigt außer den Wolf- und Klammerlöchern der einzelnen Blöcke schwache
Standspuren der quadratischen Säulenplinthen nebst entsprechenden Stemmlöchern und innerhalb dieser
Standfläche je zwei Dübellöcher mit Vergußrinne. Nur der überhaupt abweichend gebildete und daher
vielleicht nicht zugehörige Block Nr. 2 hat bloß ein Dübelloch. An den Steinen Nr. 7 und 8 (Tafel 24)
befinden sich die Trajansinschriften (vergl. den unten S. 53 folgenden Abschnitt über die Inschriften).

Entsprechend den Wandeckpfeilern wird man hinter den Freistützen an der Nischenwand flache
vorgeblendete Wandpilaster annehmen (vergl. auch Tafel 53). Die von der Marmorinkrustation dieser
Wand und der Nischen zeugenden Dübellöcher sind, soweit sie noch zu erkennen waren, auf Tafel 8 und
31 eingetragen; sie geben keinen direkten Beweis für das Vorhandensein solcher Pilaster, und da keine
Reste gefunden sind, so muß man die Möglichkeit immerhin offen lassen, daß die Wand einfach glatt
verkleidet war. Die sonst erhaltenen Reste der Inkrustation sind sehr spärlich: gerade und gekrümmte
Milet 1. s. 7
 
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