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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 23.1875

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Heft 6
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https://doi.org/10.11588/diglit.62253#0138
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Iwötf Millionen.
Romarr
von
Emil Gabsriau.
(Fortsetzung.)
V.
War dieser Polizeikommifsär im Voraus unterrichtet, oder
leitete ihn nur der besondere Spürgeist, welcher Leuten seines

Geschäftes eigen zu sein pflegt, und die Gewohnheit, Alles zu
argwöhnen, selbst das Unwahrscheinlichste? Er sprach immer
mit dem Ausdrucke vollkommener Sicherheit.
Die Agenten, welche ihn begleiteten und ihm Beistand
leisteten, wechselten verständnißvoll hohnlächelnde Blicke unter-
einander, die Entdeckungen schienen ihnen viel Vergnügen zu
machen. Die drei Gäste aber, Declaret, Kaplan und der
würdige Dormo, würden vergeblich nach Worten gesucht haben,
um ihr ungeheures Erstaunen auszudrücken. . . Vincenz Fa-
voral, ihr alter Freund, der Kachemirs, Diamanten, Pferde
und kostbare Möbel kaufte . . . das map ihuen denn doch gar
zu unbegreiflich. Wem hatte er diese fürstlichen Geschenke
gewidmet? Einer Geliebten, etwa einem jener furchtbaren

Geschöpfe, die man sich vorstellt in den Tiefen der Liebe wie
die Ungeheuer im Grunde ihrer Höhlen?
Wie aber konnte man sich den formensteifen Kassirer der
Kreditbank von jener unsinnigen Leidenschaft ergriffen denken,
die aller Vernunft Hohn spricht? Als Verlierer im Spiele,
gut! Aber als Sklave eines Weibes, der Alles an dieß ver-
schwendet? . . .
Wie sollte man sich diesen Spießbürger, der in der Aegi-
dienstraße einem so spärlichen Haushalt vorstand, in einem der
glanzvollen Quartiere von Paris jenes gebundene Dasein
führend vorstellen, welches den Schrecken der Familien
bildet? . . .
Derselbe Mann, welcher im Kreise der Seinigen bis zum


Lllustr. Welt. xxm. 6.

Zwölf Millionen. Der Marqnis von Tregars erzählt Gilberte auf Umwegen seine Lebensgeschichte. (S. 148.)
Originalzeichnung von H. Castelli.

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