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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 23.1875

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Heft 15
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https://doi.org/10.11588/diglit.62253#0371
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ArMnöLWiNlLigsUr Iahegang.


-^§2 ^tnttgm. HdtffLtg UNll Dien.

Zwölf Millionen.
Roman
von
Emil Gadsriau.
(Fortsetzung.)
VIII.
In der Aegidienstraße schlichen die Stunden langsam und
traurig dahiu. Seit Max sich entfernt hatte, um Herrn von
Trcgars zu treffen, war Frau Favoral mit ihrer Tochter allein

geblieben und den Zornesergüssen, sowie den unaufhörlichen
Klagen des Herrn Kaplan ausgesetzt gewesen.
Der alte Advokat war gewiß ein vortrefflicher Mensch und
viel zu rechtlich, als daß er die Verantwortlichkeit für die
Handlungen Vincenz Favoral's seiner Frau und Tochter zu-
geschoben hatte; er sagte keine Unwahrheit, als er ihnen ver-
sicherte, daß er eine aufrichtige Zuneigung für sie hege und
daß sie auf seine Ergebenheit rechnen könnten. Er verlor aber
hundertundsechzigtausend Franken, und unter solchen Umständen
ist man schlechter Laune und sieht die Welt nicht in rosen-
farbenem Lichte.
Der grausamste Feind der armen Frauen hätte sie nicht

unbarmherziger foltern können, wie dieser ergebene Freund.
Er ersparte ihnen keine betrübende Einzelheit jenes Zusammen-
laufs von Aktionären in der Straße des vierten September,
von woher er kam. Er übertrieb dabei die süße Sicherheit
des Direktors der Kreditbank und die vertrauende Leutseligkeit
der Aktionäre.
„Dieser Baron von Taktier," sagte er ihnen, „ist der un-
verschämteste Bube und schlaueste Schurke, den ich je im Leben
gesehen habe. Er weiß sich, wie Sie sehen, vollständig weiß
zu brennen und dabei die Taschen zu füllen. Mag es Mit-
schuldige geben oder nicht, Vincenz wird jedenfalls der Sünden-
bock sein und wir müssen jedenfalls Trauer um ihn anlegen..."


Jllustr. Welt. XX111. 15.

Zwölf Millionen. Der Bandit zieht die Livree des betäubten, betrunkenen Kutschers an. (S. 379.)
Originalzeichnung von H. Castelli.

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