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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 23.1875

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Heft 7
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https://doi.org/10.11588/diglit.62253#0165
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A^unnlÄMNlÄlgstLr Jahrgang. /.

^^4'A Stuttgiirt. HeistÄlg null Wien.

Zwölf Millionen.
Roman
von
Emil Gabsrmu,
(Fortsetzung.)

Es war ein außerordentliches Ereiguiß, welches so plötz-
lich in ihr einförmiges und stilles Leben fiel, ein unbegreif-

liches und unerwartetes Ereigniß, dessen Folgen für ihre ganze
Zukunft von dem entscheidendsten Einfluß werden konnten.
Noch voll Bestürzung, fragte sie sich fast, ob sie nicht das
Spielwerk ihrer krankhaften Einbildung sei und ob sich wirk-
lich ein junger Mann finden könne, der den kecken Plan
fassen und ausführen konnte, unter den Augen ihrer Mutter
zu ihr von seiner Liebe zu sprechen und ihr ein bindendes
Versprechen abzufordern.
Was sie aber noch mehr betroffen machte und fast nieder-
schmetterte, war das Bewußtsein, den seltsamen Versuch ge-
litten zu haben.

Welchem zwingenden Einfluß unterlag sie? Welchen un-
erklärlichen Empfindungen hatte sie gehorcht?
And wenn sie sich nur duldend verhalten hätte! Aber
sie hatte mehr gethan, sie hatte ermuthigt! Sie hatte ihre
Mutter, die sich entfernen wollte, zurückgehalten und dadurch
dem Unbekannten gleichsam zu verstehen gegeben:
„Fahre fort, ich gestatte es Dir, ich höre." Und er
hatte in der That fortfahren können.
Noch mehr! Sie hatte in dem Augenblicke ihrer Ent-
fernung sich förmlich verpflichtet, zu überlegen und am fol-
genden Tage zu einer bestimmten Stunde wieder zu erschei-


Zwölf Millionen. Maestro Pulci als nichts ahnender Liebesbote. (S. 178.)
Originalzeichnung von H. Castelli.

Jllustr. Mett. XXIII.

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