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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 24.1876

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Heft 2
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https://doi.org/10.11588/diglit.62254#0058
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52

ILlustrirte Welt.

Der Kronprinz, nicht gerade von Anfang an zu den kräftig-
sten Naturen zählend, hat allmälig durch ein System von,Ab-
härtungen, Leibesübungen, Schwimmen und derlei eine wider-
standsfähige Gesundheit erlangt, eine herausgebildete Kraft, welche
dem Wett'er-Ungemache zu trotzen vermag.
Elastisch, wie der Vater, frischmuthig wie dieser, welcher m
Nacht und Nebel Alpensteige erklimmt, mit den Söhnen der, Ge-
birge in berühmt gewordener Weise wetteifernd, so überwindet
auch der Kronprinz die Hindernisse, welche sich der leiblichen Kraft
entgegenstellen. Fester Hand entsendet er die Kugel, führt er du
Zügel des Pferdes, ein kühner, gewandter und sicherer Reiter.
Die soldatischen Mühen hat er ertragen gelernt und in der
Uniform steht er als einer der schmuckesten jungen Militärs
vor uns.
Rudolph ist von der Vorsehung bestimmt, fernen Namen und
feine Vorzüge in die Geschichte einzutragen, über den Stufen des
Thrones glänzen zu kaffen! —
Wohl fpät und in hohen Mannesjahren dürfte nach mensch-
licher Voraussicht und nach dem Hoffen, welches die Herzen er-
füllt, dieß geschehen. Und desto mehr hat er Gelegenheit, an den
Regententugendcn feines kaiserlichen Vaters Muster zu nehmen,
an dessen Seite er die Jugend und jugendmuthige Manneskraft
repräsentiren mag, deren Glück das Mitempfinden des Edlen er-
weckt und aufmunternd ist für alle Staatsbürgerkreife, in deren
Mitte Kronprinz Rudolph stets so zwanglos, so leutselig und
liebenswürdig erscheint, daß er mit bestrickender Macht die Ge-
müther fein nennen darf.

Mkäakxe in Steiermark.
(Bild S. 41.)
Die große Menge der Reisenden, oder worauf in den Alpen
mehr ankommt, der Touristen, der Fußgänger oder Bergsteiger,
weiß „draußen im Reiche" und darüber hinaus noch verhältniß-
mäßig wenig von einem der reizendsten Punkte in den steirischen
Alpen, genannt „Wildalpen". Die Eingeborenen dieses alpinen
Theiles in Steiermark sind an schroffe Felsgebilde und sich thür-
mende Bcrgmafsen gewöhnt; wenn sie also selbst dem Punkte den
an sich seltsamen Namen „Wildalpen" gegeben, so muß er aller-
dings besonders entsprechende Eigenschaften dafür aufzuweisen
und den Volksmund förmlich zur Bezeichnung gedrängt oder her-
ausgefordert haben. Neben einer Menge von Vorbergen und
Querläufern der Alpenhauptstöcke beherrscht der „Hochschwab" die
Gegend. Er ist 2281 Meter oder über 7000 Fuß hoch und
zeichnet sich besonders durch Schroffen und phantastische Gebilde
aus. Die steirische Alpenwelt war früher nur zumeist aus der
„Mariazeller" Gegend bekannt; dieser weltberühmte Wallfahrts-
ort, welcher jährlich an zweimälhunderttausend Wallfahrer zählt,
darunter Tausende aus den fernsten Ländern, war am besten zu-
gänglich, zu und aus ihm führten die besten Straßen und man
besah von ihm und seiner nächsten Umgebung die wunderlichen
Formationen der zahlreichen Alpenfpitzen. Möglich, daß man da
auch von dem seltsam romantischen Thälchen „Wildalpen" hörte,
aber hinein bemühte man sich in den seltensten Fällen. Jetzt ist
auch diese Welt erschlossen. Die Rudolphsbahn, welche in den
Alpen und Lei dem berühmten „Gesäuse" Klein-Reifling, Hief-
lau, Eisenerz erreicht, ermöglicht auf dem kürzesten Wege die
Fahrt oder die Wanderung nach Wildalpen. Die Hochwildjäger
kennen das Gebiet, und namentlich sind es die österreichischen
Kavaliere, welche Gemsen- und Auerhahnjagd lieben, die hier
eine Art Standquartier besitzen. Die Jagdpächter und Jagd-
eigner locken die besten und die am meisten Beschwerde ertragen-
den Schützen in dieses Gebiet, selbst im Winter wird hier ge-
schossen, und eine solche Jagd gehört wahrlich nicht zu den mühe-
losen Vergnügungen. Sie erfordert die ganze Männlichkeit und
will mit Aufwand von Sehnen- und Muskelkraft, auch guter
Konstitution, überstanden sein. Man ist aber auch bei den An-
strengungen sicher, Hochwild zu entdecken, die Gemsenrudeln sind
zahlreich, Lei großen Treibjagen werden sie zu zwei- Lis dreihun-
dert vor die Schützenstandorte gescheucht. Der Weg über „Weich-
felboden", von Mariazell aus, ist der bekannteste. Auch erbietet
Schluchten, Engpässe, eine „Hölle"; doch wo man dieß Gebiet be-
tritt, von welcher Seite man hineindringen möge, überall be-
gleitet uns die wildromantische Natur, überall hört man die
eilenden Gewässer rauschen, sieht sie stürzen, überall wechseln die
phantastischen Gebilde der Felsenköpfe oder Felfenwände, und oft-
mals glaubt man aus diesen einfchließenden Bergmassen gar nicht
nach vorwärts hinaus kommen zu können, Lis eine Enge, eine
Krümmung abermals das Vorwärtsdringen gestattet. Hier ist
auch der Eisenboden, der Grund, wo, nach Arndt, „der Märker
Eisen reckt". Die Schmieden oder Eisenhämmer werden von
Strecken zu Strecken sichtbar, der Seissenbach, welcher bei Wild-
alpen in die „Salza" fällt, treibt eine Anzahl solcher Werkstät-
ten, die sich namentlich in dem Thale nahe aneinander gruppirt
haben. Dieß ist eigentlich mehr einem Kessel als einem Thale
zu vergleichen. Die Häuser hier haben zugleich ihre Alpenwirth-
schaften, die rings in der Weite und hoch hinauf zerstreut sind.
Das Wirthshaus ist überraschend gut. Man meint, in solcher
Wildniß auf gewohnte Genüsse verzichten zu müssen. Aber siehe
da! Plötzlich entwickelt sich vor uns feines Service, der Kaffee
wird vorzüglich, sogar Thee mit englischer Ausstattung wird
schmackhaft geboten. Wild ist täglich stets vorräthig. Freilich
verliert sich das Geheimniß sofort, sobald wir erfahren, daß Erz-
herzoge, Fürsten, Grafen u. f. w. da auf ihren Jagdzügen ein-
zukehren Pflegen, und obschon sie auf städtische Kleidung dabei
verzichtet und nur schwere Schuhe, lederne Kniehosen und lodene
Joppen angethan, doch nicht die Forderungen guten Geschmacks
abgelegt haben. Und so findet neben dem Natursinne noch man-
cher andere seine schätzenswerthe Befriedigung.

Das akte koburger Ackkoß.
(Bild S. 44.)
Die Stadt Koburg, die Hauptstadt des Herzogtums Sachfen-
Koburg-Gotha, gehört zu den reizendsten Städtchen Europas.
In einer von Berg und Thal, von Wäldchen und rauschenden
Bächen, von Felsen und lachenden Getraidefeldern in überraschen-
der Abwechslung gebildeten Landschaft liegt diese Stadt im Jtz-
thale, ein Bild des Wohlstandes, der Gemütlichkeit, der Wohn-
lichkeit und Zufriedenheit — ein wahres Juwel eines hübfchen
deutschen Städtchens, trotz der 15,000 Einwohner. Ein Stadt-
baumeister allerdings dürfte Koburg ein altes, fchlechtgebautes
Nest tituliren, denn von geraden, Hellen Straßen, modernen,
hübsch maskirten Miethkafernen ist in Koburg wenig zu finden,
aber der Maler, der Tourist findet Koburg schön, er betrachtet
die Stadt im Zusammenhang mit der Umgebung und in ihrer
Eigenart, und wird stets Hinweisen, wie originell und landschaft-
lich prächtig die alte Veste Koburg die Stadt überragt und ihr
solch' eine ganz besondere Physiognomie gibt. — Das alte Schloß
Koburg erhebt sich ganz in der Nähe der Stadt auf einem kegel-
sörmigen, 1480 Fuß hohen Berge, der Bau ist geschichtlich denk-
würdig und durch seine mittelalterliche Architektur schön und
interessant. Schon 1057 wird er urkundlich erwähnt und bis
1547 war er Nesidenzschloß der Grafen von Henneberg und der
Herzoge von Sachsen. Seit 1781 wurde die Veste als Zucht-
und Irrenhaus benützt und erst 1838 gründlich restaurirt. In
dem sogenannten Fürstenbau befinden sich reiche Waffensamm-
lungen, ein Kupferstichkabinet und andere Sehenswürdigkeiten, so
birgt dieser merkwürdige Bau auch ein Zimmer, in welchem Luther
einst wohnte. Das alte Schloß wird größtentheils jetzt zur Auf-
stellung von Sammlungen benützt und ist ein von Touristen viel-
besuchter Ausflugsort, auch der herrlichen Aussicht wegen, die sich
von seinen Zinnen und Brustwehren hinab in's schöne koLurger
Land darbietet.

Mebesaknung.
(Bild S. 45.)
Man Hai das menschliche Leben ost schon mit den vier Jah-
reszeiten verglichen und die vier Abschnitte des Kreislaufs unserer
Planeten als Bilder der menschlichen Altersstufen aufgestellt. Jede
Jahreszeit hat an und für sich ihr besonders Schönes, der lieb-
lichste Frühlingstag übertrifft an eigenartigen Reizen nicht den
kältesten Wintertag, dennoch aber ist Frühjahr und Sommer mit
einem Zauber umgeben, der in den Augen der meisten Sterb-
lichen gerade diese Jahreszeiten, den Herbst und den Winter,
weit, weit überragen läßt, und wie in der Natur, so ist dieß
auch im Menschenleben. Lebensfrühling, Lebensmai, die Rosen-
zeit unseres Lebens mit ihrem Liebesleben ist in Aller Augen
von einem wundersam glänzenden Schimmer umgeben, der alles
Trübe schattenlos macht und selbst das Geringfügigste mit Gold-
hauch durchzieht und überglänzt. Dieser Anschauung verdanken
viele Kunstwerke, welche die Jugendzeit verherrlichen, ihre Far-
benpracht, ihre Frische und ihren poetischen Zauber, und in die-
sem Hintergründe verdeckt auch unser Prämienbild „Liebesahnung"
seine leuchtende Farbenschönheit und seine Wärme und Innigkeit
der Darstellung. Wir geben hier das Bild im Holzschnitt, natürlich
vermag das nur den Gegenstand, die Auffassung und die liebliche
Durchführung des Gemäldes dem Leser zu veranschaulichen. Der
Hauptzauber dieses Bildes, das aus der Hand des,fein fchatti-
renden Malers Bulteau stammt, liegt in der mittäglich warmen,
wohligen, glänzenden, gewissermaßen von Rosenduft und Nosen-
glut durchhauchten Färbung, die ebenso blendend und wirkungs-
voll hervortritt, wie sie mild und harmonisch das Auge Lei lan-
ger Betrachtung berührt. Wir haben hier den Juni des Lebens
vor uns in ungetrübter Wärme und sonniger Schönheit; Jugend-
blüte und Unschuld voll süßer Ahnung, Ueppigkeit und Formen-
schönheit in Natur und Menschenleben sind hier vereinigt zu einem
Gemälde, das als Sinnbild der schönsten Zeit des menschlichen
Lebens gelten kann und doch wieder so individuell gehalten ist,
daß es durch die Figuren, die Handlung und auch durch das
Landschaftliche anregt und dauernd interessirt.

Bitderräihset

Auflösung des Bilderräthsels Seite 28:
Es gibt Helden im Schlechten wie im Guten.


Schach-
(Redigirt von Jean Dufresne.)

Von A. Knorrs.

Schwan.

Weiß.
Weiß zieht und setzt mit dem vierten Zuge Matt.


Auflösung des Rösselsprungs Seite 28:
Schilt nimmermehr die Stunde hart.
Die fort von dir was Theures reißt;
Sie schreitet durch die Gegenwart
Als ferner Zukunft dunkler Geist.
Sie will dich vorbereiten ernst
Auf das, was unabwendbar droht.
Damit du heut entbehren lernst.
Was morgen sicher raubt der Tod.
Friedrich Hebbel.

G h a r a ö e.
Die Erste macht das Leben schön.
Die Zweite macht man mit den Händen,
Und will's mit einem Werk nicht gehn,
Durch's Ganze kann man oft es wenden.
Auflösung des Sylbenräthsels Seite 28:
Fragment.

Mine Harrespondeuz.


Hrn. Otto Winnig in Philadelphia. Der Autor dieses
Artikels hat lange Jahre an Ort und Stelle gelebt. Uebrigens besten
Dank sür Ihre Theilnahme und Anhänglichkeit an dieses Journal.
Frln. N. F —. Karl Nuß, „Hauswirthschafts-Lexikon", Breslau,
Trewendt.
Hrn. M. Cichy in Pest. Im Gegcntheil. Wir halten diesen
Volksstamm für hochbegabt und körperlich zu den schönsten zählend.
W. T. Das geht doch nicht wohl an. Wir können doch Stellen-
vermittlern keine Konkurrenz machen.
Richtige Lösungen von Räthseln, Charaden, Rebus rc. sind uns ein-
aeaanaen von: Frau Auguste F. und Frln. Anna K. in Kassel;
Frln. E. Haußschild, Wien; Hrn. W. Hardt, Lauterbach;
Karl Brandau, Barmen; F. Schack, Hellstädt; H. Lorenz,
Nockilik: I. Herpers, Aachen; ein Abonnent der Jll. W.
in Penig; P. W. G. B. in Bingen.
Eine langjährige Leserin der Jll. W. in Kassel. Wir
haben Erkundigungen eingezogen und wenn Sie uns Ihre Adresse an-
geben wollen, werden wir brieflich antworten.
Hrn. W. Burghardt. Sie werden vom „Jnvalidendank" in
Berlin die beste Auskunft erhalten. Die Administration dieser Stiftung
ist sehr freundlich und gefällig.
Karl D. in Wien. Salicylsäure können Sie in jeder Apotheke
billig haben; sie ist nur wenig löslich, in Alkohol reichlicher als in
kaltem Wasser, in letzterem etwa zwei Prozent; man hat aber nur
schwache Lösungen nöthig. Das andere von Ihnen bezeichnete Oel ist
uns unter jenem Namen nicht bekannt, scheint aber nach „Industrie" zu
riechen.

Redaktion, Druck und Verlag von Eduard Hallberger in Stuttgart.

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silltrKvU, vis sollönsron 8tundon — Lsllsnsllildsr; ürtkltllllläkr, vsr LVosllsol dos Lodens — Halles nnci Lsrnss — llisns kssolliolltsn — 2umlk Lottsi vssolliollton
im Lisllrmell — vsr 8turmvoKsl — lliullon; IKrtlüMII, vis tstrllsn vaZo muss LöniZs; Heiligt, ^ns Langorvsils; llützkbr, vsr vorlorns 8olln; UbMlI, vor z>rans Lrsnnä
— cknsolln; Mz, LNslltss und Lräaolltss; Wlltzl', Lockorisll — LrrmlllunKsn — vis Lörstsrsllrant von Rounllirollon — viaäsm und Masks; ksitiw, ^.du Volkan —
vsr RsKsnlloASN — vsutsollor Mondsolloin; klllllt, Im Llostorllok; kllävlffk, vis voolltor dos idiadod; 8llMllr<M, Lim k^optor und Lronsn <— Luroxäisosio Minen und
dsZsnminsn — Lrvoi Laissrkronsn; Mberstklü, voolllandsAssolliolltsn; MkllMlllMll, Vos Hortens LlolZaklla; M88vrillSll!I, lludall vauro.
 
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