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Illustrierte Welt : vereinigt mit Buch für alle: ill. Familienzeitung — 50.1902

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Heft 28
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https://doi.org/10.11588/diglit.56970#0660
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Die Geiösevin.
Erzählung von
Alexander Ilömer.
VII.
Bürgermeister Neubeck hatte in Berlin sein be-
stimmtes Quartier in einem Hotel garni der
stillen Hedemannstraße.

Die Wirtin kannte ihn seit Jahren, reservierte ihm
immer die gleichen Zimmer, versorgte ihn nach seinen
Gewohnheiten. Sie war sehr überrascht gewesen, zu
erfahren, daß er diesmal mit seiner jungen Frau kam.
Er hatte außer den bisher innegehabten noch ein drittes
Zimmer bestellt, einen Empfangssalon für seine Ge-
mahlin, und Toni fand alles höchst angenehm und
behaglich.
Ihre frische Freude riß ihn aus seinem gewöhn- >
lichen Gleichmut. Es machte ihm das Herz unwill- !

kürlich warm, einer so für alles Begeisterten die vor-
nehmsten Schätze der Reichshauptstadt zu zeigen. Er
wandte die beiden ersten Tage daran, mit ihr Unter
den Linden zu flanieren, ins Opern- und Schauspiel-
haus zu gehen, in die Nationalgalerie und das Museum.
Sie staunte dort wieder über seine Führung. Er war
so genau unterrichtet über die neuesten Ausgrabungen,
daß er sich sofort zurechtfand, ihr alles erklärte —
ein bißchen trocken und lehrhaft, ohne künstlerische
Begeisterung, aber mit gründlicher Sachkenntnis.



M

Photograph ie-B erlag von Franz Hansstaengl in München.

Jllmtr. Welt. IS02. 28.

Mittagspause. Nach dem Gemälde von K. Grob.
 
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