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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 7.1921

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Róheim, Géza: Das Selbst, [1], Die magische Bedeutung des menschlichen Körpers: eine vorläufige Mitteilung
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https://doi.org/10.11588/diglit.28545#0010
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Dr. Geza Roheim

Nahrungsmitte!n kann also keinesfalls als ürsaAe angeführt werden,
wenn man die Kinder dort noch jahrelang säugt: Vierjährige und
ältere kann man noA an der Brust trinken sehen h Ähnlich berichtet
Roth über die Eingeborenen der nordwestlichen Distrikte von
Queensland. »In all districts the su&ling of children continues up
to a comparatively advanced age. A mother may commonly be
seen with too infants at her breasts and I have often come across
dnldren of three, four or even hve ycars running up for a sude.«
»Mrs L. in attempting to wean a 4 or 5 years old youngster by
taking its Keppel Island mother away on a 3 weeks visit to the
yeppoon, discovered that the latter had during the whole period
secretly got one of the other gins to sudde her breasts regularly
so as to keep them full.^^ Die Mutter will sich also den Lust-
gewinn des Säugens um keinen Preis entgehen lassen und überredet
eine andere erwachsene Frau, bei ihr die Stelle des entfernten
Kindes einzunehmen
Hutung Die bleibenden Spuren, welche diese ersten infantilen LusG
Speichels, einchü&e im Leben des Menschen zurüddassen, lassen sich vor
allem durch die magisAe Bedeutung des Speichels erhärten. Wie
nun aber die verschiedenen üntersuAungen der Bechterewschen
SAule naAgewiesen haben, ist der SpeiAelreflex bei Hunden niAt
bloß eine unmittelbare, d. h. es kann niAt nur durdr das Zeigen
des Essens ausgelöst werden, sondern auA als Assoziationsreflex,-
so wirkt z. B. sAon der Anblick der Pinzette speiAelerregendk
Die ursprüngliA mit der Nahrungsaufnahme und mit dem Ludeln
verbundene SpeiAelsekretion wird auA bei den Primitiven in den
verschiedensten Fällen, wo überhaupt eine positive oder negative
Libidoübertragung vorhanden ist, auftreten, denn alle diese Über-
tragungen sind ja Wiederholungen jener Übertragung, in dem die
Nahrungs- und Sexuallust noA undifferenziert vereinigt sind, können
* Ch. Keysser: Aus dem Leben der Kaiieute. Neuhauss: Deutsch^
Neu=Guinea. HL 1911. 29.
- W. B. Roth: Marriage Ceremonies and Infant Life. North Queensland
Bthnography. Bull. 10. Records of the Austrafian Museum. VII. 1908. 14.
Vgl. E. Nordenslciöld: Indianerleben. 1912. 63. j. Murdoch: Ethnofogical
Results of the Point Barrow Expedition. IX. ReDort of the Bureau Am. Bthn. 415.
A. Werner: The Natives of British Central Africa. 1906. 105. H. Rehse:
Kiziba. 1910. 114. PIoss^Renz: Das Kind. 1911. I. 493-501.
s Die Lustemphndungen des Saugeaktes werden ins übernatürliche projiziert
und als magische Kraft dem lange Saugenden zugesdirieben. Vgl. Gönczi:
Göcsej. 1914. 144, 145. G. E. Abbott: Macedonian Folfdore.- 1903. 145.
P. Drechsler: Sitte, Brauch und Volksglauben in Sdilesien. 1903. I. 213.
F. S. Krauss: Sitte und Brauch der Südslawen. 1885. 545. K. Bartsch: Sagen,
Märchen und Gebräuche aus Meddenburg. 1880. II. 54. R- Andree: Braun-
sdiweiger Volkskunde. 1901. 292. Vgl. das sieben jahre fortgesetzte Saugen des
Märchenhelden z. B. im Bärensohntypus. F. Panzer: Studien zur germanischen
Sagengeschichte. 1910. I. 31. Bolte-Polivka: Anmerkungen zu denK. u. H M.
1915. II. 91.
* W. v. Bechterew: Objektive Psydiologie. 1913. 256 — 259. M. Dont-
chef=Dezeuze: L'Image et les Rehexes conditionnels. Bibi. Piiil. Cont. 1914. 13.
 
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