Das =>Tri-theon« der alten Inder
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Das s>Tri=theon<s der atten Inder.
Von P. C. VAN DER WOLK.
7^1s im fünfzehnten Jahrhundert die Flutwelle des Mohamme-
/ \ danismus den indisAen ArAipel mit seiner Bevölkerung von
^ ^ Hindus und Buddhisten übersAwemmte, behauptete siA auf
Java, im östliAen Winkel/ eine kleine Gruppe Hindus. Ihrer Reli-
gion treu, zogen sie sich in das Tengergebirge zurück und haben
da Jahrhunderte hindurA bis auf den heutigen Tag genistet: eine
Hinduinsel inmitten eines Ozeans mehr oder weniger feindliAer
Andersgläubiger,- sAeu und halbverwildert leben sie da in ihren
verste&ten Niederlassungen. EingesAlossen wie in einer Falle
bilden die Tengeresen dort ein Hindurelikt.
Man darf sagen, daß seit ihrer Niederlassung an den Ab-
hängen des ihnen heiligen Bromogebirges für sie die Zeit still ge*
standen habe, die Berührung mit der Außenwelt war ein für alle*
mal unterbroAen,- sie blieben frei von den Einflüssen der EntwiA^
lung und der Kultur. Man ist geneigt anzunehmen, daß dort der
Hinduismus still, in beinahe unberührter Form, weiterlebe und daß
man da suAen müsse, wenn man einen EindruA erhalten wolle,
wie siA die Hindureligion in der Seele der alten Inder darstellte.
Und tatsäAliA lebt bei den Tengeresen eine Überlieferung der
GesAiAte ihrer Götter, von großer Anmut, die von so tiefer
Empfindung und Poesie Zeugnis gibt, besonders aber von so klarer
und einfaAer Konsequenz, daß man wirkliA den EindruA erhält,
man komme hier mit einem sehr alten und ursprüngliAen Gedanken
in Berührung. In jener Überlieferung sAeint siA die ganze Religion
der alten Inder klar und einfaA abzuspiegeln, jedenfalls soweit sie
die Götter des alltägliAen Lebens betrifft, den Kernpunkt des prak*
tisAen religiösen Lebens.
Jene Überlieferung der Tengeresen will iA in den folgenden
Seiten einer tieferen psyAologisAen BetraAtung unterziehen und
iA zweifle niAt daran, daß wir dabei auf dem Boden des religiösen
Bewußtseins des alten Indiens selbst stehen.
GleiA anfangs fällt uns auf, wie die Figur des Obergottes
Qiwa siA durA großen Adel der Auffassung, frei von jedem
Todes* und VerniAtungsgedanken, auszeiAnet. Qiwa ist allein und
aussAließliA der Gott des Lebens! Qiwa, Herr der Herren,
SAöpfer des Himmels und der Erde und all des darin Enthaltenen,
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Das s>Tri=theon<s der atten Inder.
Von P. C. VAN DER WOLK.
7^1s im fünfzehnten Jahrhundert die Flutwelle des Mohamme-
/ \ danismus den indisAen ArAipel mit seiner Bevölkerung von
^ ^ Hindus und Buddhisten übersAwemmte, behauptete siA auf
Java, im östliAen Winkel/ eine kleine Gruppe Hindus. Ihrer Reli-
gion treu, zogen sie sich in das Tengergebirge zurück und haben
da Jahrhunderte hindurA bis auf den heutigen Tag genistet: eine
Hinduinsel inmitten eines Ozeans mehr oder weniger feindliAer
Andersgläubiger,- sAeu und halbverwildert leben sie da in ihren
verste&ten Niederlassungen. EingesAlossen wie in einer Falle
bilden die Tengeresen dort ein Hindurelikt.
Man darf sagen, daß seit ihrer Niederlassung an den Ab-
hängen des ihnen heiligen Bromogebirges für sie die Zeit still ge*
standen habe, die Berührung mit der Außenwelt war ein für alle*
mal unterbroAen,- sie blieben frei von den Einflüssen der EntwiA^
lung und der Kultur. Man ist geneigt anzunehmen, daß dort der
Hinduismus still, in beinahe unberührter Form, weiterlebe und daß
man da suAen müsse, wenn man einen EindruA erhalten wolle,
wie siA die Hindureligion in der Seele der alten Inder darstellte.
Und tatsäAliA lebt bei den Tengeresen eine Überlieferung der
GesAiAte ihrer Götter, von großer Anmut, die von so tiefer
Empfindung und Poesie Zeugnis gibt, besonders aber von so klarer
und einfaAer Konsequenz, daß man wirkliA den EindruA erhält,
man komme hier mit einem sehr alten und ursprüngliAen Gedanken
in Berührung. In jener Überlieferung sAeint siA die ganze Religion
der alten Inder klar und einfaA abzuspiegeln, jedenfalls soweit sie
die Götter des alltägliAen Lebens betrifft, den Kernpunkt des prak*
tisAen religiösen Lebens.
Jene Überlieferung der Tengeresen will iA in den folgenden
Seiten einer tieferen psyAologisAen BetraAtung unterziehen und
iA zweifle niAt daran, daß wir dabei auf dem Boden des religiösen
Bewußtseins des alten Indiens selbst stehen.
GleiA anfangs fällt uns auf, wie die Figur des Obergottes
Qiwa siA durA großen Adel der Auffassung, frei von jedem
Todes* und VerniAtungsgedanken, auszeiAnet. Qiwa ist allein und
aussAließliA der Gott des Lebens! Qiwa, Herr der Herren,
SAöpfer des Himmels und der Erde und all des darin Enthaltenen,
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