Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 7.1921

DOI article:
Róheim, Géza: Das Selbst, [1], Die magische Bedeutung des menschlichen Körpers: eine vorläufige Mitteilung
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.28545#0035
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Das Selbst

27

Braut und Bräutigam werden mit dem Blute bemaltb Die TsAuk-
tsAen, die von FisAfang leben, benützen rote Farbe an Stelle des
Blutes^. Im Erröten, welches eigentlich eine nach oben versAobene
Erektion ist, haben wir das physiologisAe Prototyp dieser Blut-
zei&en''. NamentliA ist auA daran gedaAt worden, in den Blut-
bünden zwisAen Freunden eine Wiederbelebung des ^MilAbundes^
zwisdten Mutter und Kind zu sehenP Ein ostafrikanisdier Reisender
erzählt, daß er mit dem Sultan einen Bund sAloß, indem beide
von der gleiAen MilA tranken, und zwar der eine aus dem
Mund des andern"'. So Endet der Bräutigam die Mutter in der
Braut wieder: in der Bretagne niaAt siA die junggetraute Frau
einen BinsAnitt in den linken Busen und der Bräutigam saugt
das Blut heraus'*. Der junge swanetisAe Ritter, der der Dame
seines Herzens dienen will, fällt vor ihr auf die Knie und frägt
sie, ob er ihre Brust mit den Zähnen berühren soll oder ob
sie ihm dasselbe tun will: x>that is to say, whether she will be
his mother, or be shall be her father<x*. Die versAiedenen Formen
der Blutbünde sind ja sAon oft behandelt worden, doA handelt es
siA darum, den NaAweis zu führen, daß es'sidi eigentliA um eine
erotisA betonte Gefühlsübertragung handelt und keineswegs primär
um die bewußte Theorie des xuigia^ngiampec, d. h. der Vorstellung,
daß das in siA aufgenommene Blut nun gegenseitig zur Verzauberung
des anderen bei eventuellem WortbruA dienen kamV. Hn addition
to the idea of stengthening the recipient, there is the further important
belief that this partaking together of blood prevents the possibility
of treaAeryc, und so vergewissert man siA gegen eventuellen Verrat
der anwesenden Fremden bei einer BluträAerexpedition, indem man
sie zwingt, vom Blute der Krieger zu trinkend Bei den WadsAagga
war es früher Sitte, daß Verlobte BlutsfreundsAaft miteinander
gesAlossen haben, um ihren Liebesbund für ewig zu befestigen.
Man sagt aber, Verlobte, die dies tun, werden niAt lange leben,
denn wenn die Frau ihren Mann später zu hassen beginnt und
ihm fluAt, so werden sie bald sterben müssen. >Das sagt uns
weiter niAts,<x bemerkt Gutmann, ^als daß auA die WadsAagga
die Erfahrung maAten, wie allzu leidensAaftliAe Liebe in der Ehe
* Bogoras: Ebenda 361.
3 Bogoras: Ebenda 365.
s Im Anschluß an einen Vortrag von Feldmann: &Über das Erröten«
in der Budapester Ortsgruppe der Psychoanalytischen Vereinigung. 1920. Über
Beschmieren der Nase (Penissymbol) mit roter Farbe vergfeiche joest: loc. cit.
* jeiiinelc: EthnoIogischeBeiträge zur Psy&ologie der Freundschaft. Vor-
trag III. Internationaler Psychoanaiytischer Kongreß. 1918. Budapest.
A. jacoby: Der Ursprung des judicium offae. A. R. W. XIII. 551-
c F. C. Conybeare: A Brittany MarriageCustoni. FoIIc^Lore. 1907.448.
' S. Singer: BIoocEKinship. FoIIc-Lore. 1908. 343. Vgl- Robeim: Spiegel"
zauber. 94, 95.
' Xg{. E. Crawfey: The Mystic Rose. 1902. 236.
Spencer and Giften: The Native Tribes of Central Austrafia. 1899. 461.
 
Annotationen