Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 7.1921

DOI Artikel:
Róheim, Géza: Das Selbst, [2], Essenz der Dinge: eine vorläufige Mitteilung
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.28545#0186
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
178

Dr. Geza Roheim


uve'kkirgin. Beide Wörter sAeinen von uvik — Körper abzustammen
und der zweite bedeutet s* *zum Körper gehörende. Sie haben noA
den AusdruA tetkeyun d. h. ^vitale Kraft« eines Lebewesens hBe-
zeiAnend ist die Auffassung der Iroquois, das PfeisA sei die Sub-
stanz der SeeleDie Sauks bezeiAnen die See!e als des MensAen
Lebenskraft, die Ojibways als eine vom Körper loslösbare Essenz
AuA die Kayan untersAeiden zwei Seelen, die Totenseele, die im
Traume wandert, und das Lebensprinzip. Letzteres heißt urip = das
Lebende*. Die Torres^ Straße-Insulaner haben außer dem mari:
SAatten, Spiegelbild, Geist, auA noA den sAwer umsAreibbaren
Begriff des Keber. Alles, was mit dem MensAen im Leben oder
Tod in irgend einer Weise verbunden ist, bildet einen Teil seines
Wesens und heißt Keber. Der Totentanz heißt Keber, die Tänzer
Keber le. Wenn man die getroAnete LeiAe stiehlt, so stiehlt man
den Keber. Bruce definiert Keber als s<the spiritual essence of the
deceased«s. Wir werden dieser Definition gewiß niAt widerspreAen,-
für uns ist die Körperseele das Wesen des MensAen, eine endo-
psychische Wahrnehmung der Lebenslust, der Libido. Sie
untersAeidet siA vom Wesen der Dinge durA eine (relative) Los-
lösbarkeit von der PsyAe durA eine (relative) Gebundenheit. Wie
verhält sie siA aber zur Organseele? Hier sAließen wir uns ganz
den Einwänden an, dieKarutz gegen die von WundtverfoAtene
Priorität der Körperseele erhebt. >Bs ersAeint mir viel natürliAer,
daß die Punktionen der Organe, Augen, Sexualorgane usw., eher
zum Bewußtsein kommen als die Einheit der PersönliAkeit, deren
Erhaltung in der Mumifizierung beabsiAtigt war.« s-NiAt die
Körperseele also löst siA in Organseelen, sondern die Organ-
emanationen sAließen siA zur Organismusemanation«". Die Olo
Ngadju kennen zwei Seelen, die siA erst im Tode sAeiden, den
x>sa!umpoklian« und den Hiankrahang«, d. h. körperliAe Seele, die
wieder aus den Seelen der Gebeine, des Haares, der Nägel usw.
besteht?. AuA die TsAuktsAen kennen außer der einen Körper-
seele noA versAiedene Seelen für die einzelnen Körperteile. Wenn
eine Organseele verloren geht, sAmerzt der betreffende Körperteil

* Bogoras: The Chukchee. Religion. (Jesup N. P. E.) 332.
- 1. N. B. Hewitt: The iroquoian Concept of the Sou!. Journ. Am.
Folk-Lore. VH!. 107.
s E. James: A Narrative of Captivity and Adventure of John Tanner.
1830. 286, 291. W. H. Keating: Narrative of Expedition to the Source of
St. Peters River. I, 229, 232. H. 154 ex Crawley: The Idea of the Sou!. 1909, 156.
* Hose and Dougaü: Pagan Trihes of Borneo. 1912. I!. 113. Körper-
see!e und Lebenssee!e (Libido) sind bis zu einem gewissen Grade auch Psyche und
Totensee!e, sind identisch.
^ A. C. Haddon: Cambridge Expedition to Torres Straits. Vo!. VI. 251.
^ Karutz: Der Emanismus. Zeitschrift für Ethno!ogie. 1913. 569.
'' Grabowsky: Der Tod, das Begräbnis, das Tiwah oder Totenfest bei
den Dajaken. Internationales Archiv für Ethnographie. II. 181. Hertz: La Re-
presantation coüective de !a Mort. L'Annee Socio!ogique. X. 58.
 
Annotationen