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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 7.1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.28545#0356
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Bngfische Literatur

Hussen, ein Begriff, der sich wahrsAeinfiA mit der von der PsyAoanafyse
sogenannten *Af!maAt der Gedankens de&t. Er zeigt, wie diese Kraft
zuerst konkreten Körperbestandteifen, wie dem Bfut, den Haaren, Zähnen,
den Körpersäften etc., später weniger materieffen Dingen, wie dem Bifd,
dem Schatten, Spiegeibifd, Echo zugeschrieben wurde und findet von da aus
den Übergang zu dem Hauptthema des Buches, den Vorsteffungen von
magischer Kraft, die mit affen Arten von Namen in Verbindung gebracht
werden. Hier bespricht er in einzefnen Kapitefn das Verhaften gegenüber
dem eigenen Namen und den Namen von Verwandten, Geburts= und
Initiationsnamen, Euphemismen, Königs^, Priester^ und Götternamen und
den Namen von Verstorbenen. Wir erfahren, daß der Primitive dem Namen
eine außerordentfich große Bedeutung zuerkennt, ihn einerseits afs etwas
Konkretes und Sefbständiges und anderseits afs den voffgüftigen Vertreter
der Person sefbst behandeft. So findet sich z. B. der Gfauben, daß es
sicherer ist, seinen Namen verborgen zu haften, und daß ein Feind durch
Kenntnis des Namens Macht über einen erhäft, über die ganze Weft ven?
breitet.
Der Autor, dessen Arbeitsgebiet die Anthropofogie und FofklorL
stik ist, entnimmt sein Material hauptsäAfiA dem Leben der primitiven
Vöfker und der Bauern und versäumt es, auch die Beispiefe heranzuziehen,
die sich bei den kuftureff hochstehenden Ständen und Nationen auffinden
fießen. So können wir uns mit seiner Äußerung, daß >'für den Kuftur^
menschen der Name nur eine notwendige Etikette istc nicht einverstanden
erkfären. Jeder praktische Arzt weiß, daß Patienten in Bewußtfosigkeiten,
in denen sie für jeden andern Reiz unempfmdfich sind, noch auf den Anruf
beim eigenen Namen reagieren und Stecke! machte gefegentfich darauf auf-
merksam, in wefchem außerordentfichen Ausmaß Charakter und Interessen-
entwidkfung eines Menschen durch die Bedeutung seines Namens beeinßußt
werden können.
Wir sehen hier ein neues ergiebiges Arbeitsfefd für den PsyAoana^
fytiker vor uns und haben affe Ursache, dem Verfasser für das wertvoffe und
reiche Materiaf, das sein Buch uns zur Verfügung stefft, dankbar zu sein.
R. R. MARBTT (Reader in Sociaf Anthropofogy in Oxford):
Psychofogy and Eofkfore. (Methuen Co., London 1920.
Pp. 275. Price 7 s. 6 <L)
Unter den Soziafanthropofogen Großbritanniens konnte man von
Anfang an eine Scheidung in zwei Gruppen beobachten, von denen die
eine unter der FührersAaftTyfors, die andere unter derGommes stand.
Die Anhänger der beiden Schufen, von denen die Arbeiten der einen entwich^
fungsgesAiAtfiA, die der andern rein historisA geriAtet sind, bezeiAnen siA zur
UntersAeidung sefbst afs Anthropofogen und Ethnofogen. Zu den ersteren
gehören: Frazer, Hartfand und Marett, zu den fetzteren Rivers und
Effiot Smith. UrsprüngfiA untersAieden sie siA nur durA die versAiedene
Bedeutung, die sie der Verbreitung und der unabhängigen Entstehung von
Sitten, GebräuAen etc. beifegten. Heute behaupten die Ethnofogen, daß
die VersAiedenheiten der beiden SAufen nur in der Methode gefegen seien.
Marett aber zeigt in dieser Arbeit in — wie es dem Referenten sAeint —
überzeugender Weise, daß der LIntersAied hauptsäAfiA in der versAiedenen
RiAtung des Interesses fiegt. Das Ziel der ethnofogisAen ForsAungs-
methode ist die UntersuAung der soziafen Einkfeidung und des historisAen
 
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