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Lou Andreas-Salome
stände des Narzißmus beisammen und für unsre grobe Anaiyse
ununters&eidbar sind, und daß es erst mit der Objektbesetzung
möglich wird, eine Sexuaienergie, die Libido, von einer Energie
der IAtriebe zu unterscheiden.c Mithin als Grenzbegriff gesetzt,
über den PsyAoanalyse niAt hinaus kann, bis zu dem hin sie je-
doch therapeutisch zu dringen hat, afs dem Punkt, wo krankhafte
Störung erst ganz siA zu fösen, Gesundheit sich zu erneuen ver^
mag, weif ^krank-x und :>gesundc daran letztliA falsche oder rechte
Aufeinanderbezogenheiten der zwei innern Tendenzen bedeuten, je
na&dem diese sich hemmen oder fördern.
Indem beides sich am personellen Träger vollzieht, grenzt es,
mit dessen steigender Bewußtheit seiner selbst, siA desto undeut-
licher voneinander ab: macht den Umstand immer noA unmerk^
liAer, daß im libidinös GeriAteten siA etwas durAsetzt, was der
Einzelperson als solAer entgegengeriAtet bleibt, was sie löst,
zurücklöst in dasjenige, worin sie vor ihrer Bewußtheit noA für
alles stand, wie alles gesamthaft für sie. Denn sollen IAerhaltungs-,
Selbstbehauptungstriebe siA von libidinösen überhaupt begriffliA
streng trennen, so kann Libido niAts anderes besagen als eben
diesen Vorgang: diesen BindestriA zwisAen erlangter Einzelhaftig-
keit und deren Rü&beziehung auf Konjugierendes, VersAmelzendes,-
im narzißtisAen Doppelphänomen wäre sowohl die Bezugnahme
der Libido auf uns selbst ausgedrückt als auA unsere eigene Ver-
wurzelung mit dem Urzustand, dem wir, entsteigend, dennoA ein-
verleibt blieben, wie die Pflanze dem BrdreiA, trotz ihres entgegen^
gesetzt geriAteten WaAstums ans LiAt. Wie wir ja auA in den
Körpervorgängen die gesAleAtliAe Weitergabe gebunden sehen an
indifferenziert bleibende kleinste Totalitäten, und wie in unseres
Körpers s-erogenen Zonen<s tlberlebsel wirksam sind eines Infantil-
stadiums, aus dem die Organe siA längst in Dienstbarkeit der IA-
erhaltung aufteilten k Die Frage lautet auA gar niAt: ob's theore-
tisA vielleiAt doA angängig sei, den narzißtisAen Doppelsinn ein-
deutig zu fassen, sei es, den IAtrieb der Libido zu überantworten
(als entspräAe z. B. auA das Ernährungsbedürfnis noA einer Art
von Konjugation mit dem Außer-uns>, oder umgekehrt die Libido
dem BemäAtigungsbestreben des einzelnen (als einer IA-Habgier>,
zu unterstellen. Nein, niAt solAes ist die Grundfrage, sondern es
geht um die innere VersAiedenheit von Erlebnissen, die durA
* Absichtlich rede ich hier nicht von fchtrieb und s>Arttriebc: namentlich
seit der teleologischen Wendung des Wortes bei C. C. jung besinnt man sich
besser darauf, wie unausrottbar viel Teleologie sich darin festgenistet hat, schon
von Schopenhauer und vom Evolutionismus her trotz dessen betonter Natur-
wissensAaftlichkeit der Auffassung. (Vgl. dazu die Klarstellung durch Carl
Abraham bereits in der Intern. Zeitschr. HI, p. 72.> Insbesondere die infantile
Sexualität, die grundlegende für alle spätere, läßt sich mit Arttrieb am wenigsten
decken: da aber mit der Elternschaft, dem Kind-Ebenbilde, auch wiederum unser
Narzißmus erst recht auf lebt, so brächte auch sogar bei Fortpflanzung der Art
uns das Wort noch um keine einzige Station weit vom Ich ab.
Lou Andreas-Salome
stände des Narzißmus beisammen und für unsre grobe Anaiyse
ununters&eidbar sind, und daß es erst mit der Objektbesetzung
möglich wird, eine Sexuaienergie, die Libido, von einer Energie
der IAtriebe zu unterscheiden.c Mithin als Grenzbegriff gesetzt,
über den PsyAoanalyse niAt hinaus kann, bis zu dem hin sie je-
doch therapeutisch zu dringen hat, afs dem Punkt, wo krankhafte
Störung erst ganz siA zu fösen, Gesundheit sich zu erneuen ver^
mag, weif ^krank-x und :>gesundc daran letztliA falsche oder rechte
Aufeinanderbezogenheiten der zwei innern Tendenzen bedeuten, je
na&dem diese sich hemmen oder fördern.
Indem beides sich am personellen Träger vollzieht, grenzt es,
mit dessen steigender Bewußtheit seiner selbst, siA desto undeut-
licher voneinander ab: macht den Umstand immer noA unmerk^
liAer, daß im libidinös GeriAteten siA etwas durAsetzt, was der
Einzelperson als solAer entgegengeriAtet bleibt, was sie löst,
zurücklöst in dasjenige, worin sie vor ihrer Bewußtheit noA für
alles stand, wie alles gesamthaft für sie. Denn sollen IAerhaltungs-,
Selbstbehauptungstriebe siA von libidinösen überhaupt begriffliA
streng trennen, so kann Libido niAts anderes besagen als eben
diesen Vorgang: diesen BindestriA zwisAen erlangter Einzelhaftig-
keit und deren Rü&beziehung auf Konjugierendes, VersAmelzendes,-
im narzißtisAen Doppelphänomen wäre sowohl die Bezugnahme
der Libido auf uns selbst ausgedrückt als auA unsere eigene Ver-
wurzelung mit dem Urzustand, dem wir, entsteigend, dennoA ein-
verleibt blieben, wie die Pflanze dem BrdreiA, trotz ihres entgegen^
gesetzt geriAteten WaAstums ans LiAt. Wie wir ja auA in den
Körpervorgängen die gesAleAtliAe Weitergabe gebunden sehen an
indifferenziert bleibende kleinste Totalitäten, und wie in unseres
Körpers s-erogenen Zonen<s tlberlebsel wirksam sind eines Infantil-
stadiums, aus dem die Organe siA längst in Dienstbarkeit der IA-
erhaltung aufteilten k Die Frage lautet auA gar niAt: ob's theore-
tisA vielleiAt doA angängig sei, den narzißtisAen Doppelsinn ein-
deutig zu fassen, sei es, den IAtrieb der Libido zu überantworten
(als entspräAe z. B. auA das Ernährungsbedürfnis noA einer Art
von Konjugation mit dem Außer-uns>, oder umgekehrt die Libido
dem BemäAtigungsbestreben des einzelnen (als einer IA-Habgier>,
zu unterstellen. Nein, niAt solAes ist die Grundfrage, sondern es
geht um die innere VersAiedenheit von Erlebnissen, die durA
* Absichtlich rede ich hier nicht von fchtrieb und s>Arttriebc: namentlich
seit der teleologischen Wendung des Wortes bei C. C. jung besinnt man sich
besser darauf, wie unausrottbar viel Teleologie sich darin festgenistet hat, schon
von Schopenhauer und vom Evolutionismus her trotz dessen betonter Natur-
wissensAaftlichkeit der Auffassung. (Vgl. dazu die Klarstellung durch Carl
Abraham bereits in der Intern. Zeitschr. HI, p. 72.> Insbesondere die infantile
Sexualität, die grundlegende für alle spätere, läßt sich mit Arttrieb am wenigsten
decken: da aber mit der Elternschaft, dem Kind-Ebenbilde, auch wiederum unser
Narzißmus erst recht auf lebt, so brächte auch sogar bei Fortpflanzung der Art
uns das Wort noch um keine einzige Station weit vom Ich ab.