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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 7.1921

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Andreas-Salomé, Lou: Narzißmus als Doppelrichtung
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https://doi.org/10.11588/diglit.28545#0380
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Lou Andreas=Satome

und sagt damit dennoA mehr aus, als die gemäßigtesten Zustände
tun, wenn sie siA sehr weit von >Haß wie Liehen entfernen: der^-
maßen ist xTebenc total nur in seinen ÜbersAätzungen naA beiden
Seiten, in seinen zu absoluten Wertabs Aätzungen, in etwas über
alles StüdAafte hinaus, wahrhaft, als »Lebenc vorhanden.
Aber das narzißtisA bedingte Werten wird erst Problem,
wird auA erst Leistung, reAt eigentliA da, wo ^wertvolle und
xdibidobesetzte, niAt so unmittelbar in eins fallen wie in der Frage
naA dem Lebens wert selber: wo, statt dessen, die Wertgebung
voraussetzt, daß, um sie zu vollziehen, wenigstens das Infantilste
der Stellungnahme dazu aufgegeben, umgestellt sei. Mit anderen
Worten: wo der symbolisierende Idealisierungsakt am Objekt sAon
begleitet ist vom sublimierend aufarbeitenden Akt am Trieb selber
(sAarf zu untersAeidende Vorgänge, die zu verweAseln Freud
mit ReAt gewarnt hat). Es ist außerordentliA interessant, daß vom
Narzißmus her niAt nur des Objekts, sondern auA des Subjekts
Aufstieg ins immer ^wertvollere Aufgearbeitete mögliA ist, was
Freuds Wort vom Narzißmus als ^Keimpunkt des Idealbildense
sAon früh <>Z. E. d. Narz.c) festlegte. Dieser Punkt wird wesent-
liA, sobald unser Selbstbildnis infolge von Realerfahrungen daran,
uns zu enttäusAen beginnt: ^Unserm Ideal-IA gilt nun die Selbst-
liebe, welAe in der Kindheit das wirkliAe IA genoße {Freud,
ebenda). Weil hiefür aber auf die Dauer unsere infantile WunsA-
praktik niAt ausreiAt, na Adern das Weltgegenüber immer saA-
ÜAere Maßstäbe an uns legt, so entsteht damit eine Nötigung zu
gewissen Rangordnungen in uns, zu Stufungen, Gliederungen auA
in unserer Trieb weit. Unser Ebenbild, hineingewünsAt ins Ideale,
wirkt mit dessen Dimensionen auf uns zurüA, manAe Züge unter-
streiAend, andere ausradierend,- noA fühlen wir uns sAön und
groß, ja erst reAt groß, aber doA nur, sofern wir uns auA, in
den abweiAenden Zügen, auA klein oder zu häßliA finden, uns
mißsAätzen können, angesiAts des Idealbildes, das wir sind und
doA niAt in all und jedem sind. Diese Rüdtwirkung auf uns, vom
narzißtisAen Geformten nun ideal, religiös, ethisA oder wie immer,
soll man ja niAt gering ansAlagen. Es bleibt wescntliA selbst naA
Abzug dessen, was bei seiner Bildung von fremden und Außen-
faktoren in BetraAt kam: einmal den Geboten und Verboten unserer
Erzieher, unserer Umwelt, dem feineren oder gröberen Drill,- so-
dann jenes Qjuantums Objektlibido*, die uns an die pflegenden und
* Vortrefflich prägt den Unterschied zwischen Drill und Liebesgesinnung
eine (mir gesprächsweise in dieser Form bekannt gewordene) Bemerkung I. Mar-
zinowskis: Im einen Faii sucht man Heimlichkeit über eine Verfehlung zu
wahren, den Strafakt zu umgehen, als sei sie damit wie unbegangen, im anderen
Fall ersehnt man im Gegenteil Beichte, Bekenntnis, auf die Knie si& zu werfen,
an die Brust dessen, für den man liebenswert sein will. — Weniger einver-
standen bin ich, wenn Marzinowski in: »Die erotischen Queiien des Minder^
wertigkeitsgefühlsc (Zeitschr. f. Sexualw. IV) ohneweiters volle Reife darin sieht,
über das Verlangen nach Gegenliebe, zur Liebesautonomie: »wenn ich di& Hebe,
 
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