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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 7.1921

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van der Wolk, P. C.: Das "Tri-theon" der alten Inder
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https://doi.org/10.11588/diglit.28545#0429
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Das »Tri=theonc der aiten Inder

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und irdischen GlüAes. Symbol der staatlichen Ordnung. Erfüller
irdischer Wünsche. Gott der Weisheit. SAutzherr der Intellektuellen,
der Philosophen, Schriftsteller und Dichter und Wissenschaftler. Er
ist ein sanftmütiger Gott, der die Menschen liebt und ihnen hilft
im oft so schwierigen Leben. Gesetzten Geistes, beherrsAt er, wo
es nottut, seine LeidensAaften, langmütig und gut. Verkörperung
der Geduld, der Weisheit, der Intelligenz/ auA der gemütliAen
SAlauheit, der x>pinteran busukc der Orientalen, was siA wort-
getreu übersetzen läßt als faule SAlauheit. Letzteres wird sAon
eine DurgasAe BrbsAaft sein, aber trotzdem ist es oft ein wert-
volles Mittel im Kampf ums Dasein, wozu unser Leben seit der
Tragödie des Sündenfalles geworden ist. Deshalb ist er auA der
Patron der Bordelle, Anstalten, wo vorzügliA die Verehrung Dur-
gas und Gane$as statthndet, über welAe subtile Kombination des
Gottes der Weisheit und der Göttin der verzehrenden Wollust
man tiefsinnige BetraAtungen anstellen könnte. Als Patron der
Bordelle fungiert Gane^a, sowohl was die Behebung etwaiger
moralisAer Bedenken bei zaudernden BesuAern betrifft, als für die
Beseitigung etwaiger Infektionen und BefruAtungsprodukte. FreiliA
auA in ehrsamen indisAen Familien spielt die gefällige Mitwirkung
Gane$as eine große Rolle,- auA dort ist der Abortus eine sehr
allgemeine BrsAeinung, niAt so sehr aus okzidentalisAen Gründen,
sondern wegen der TatsaAe, daß die Babies oft zu einer Zeit fällig
sind, die siA durA allerhand üble VorzeiAen böser Geister als
ungünstig für eine Geburt oder eine SAwangersAaft kundgibt und
beispielsweise den Tod herbeiführen könnte. Dem völlig animisti-
sAen Orientalen bleibt da niAts übrig als der Abortus provocatus.
DurA seine Vermittlung zwisAen den MensAen einerseits und den
eifersüAtigen Qiwa und Durga anderseits, ist Gane$a der SAöpfer
des Kultus. Als (iwa wegen der Sündhaftigkeit der MensAen be^-
sAlossen hatte, daß das ganze MensAengesAleAt verniAtet werden
sollte, ersAuf Ganecpa in einem genialisAen Moment den Lingam
und einen damit verbundenen strengen Kultus zur VerherrliAung
des heiligen Zeugungsprinzips. So ersAuf er das RieAopfer zur
VerherrliAung des heiligen Koitus. In der Weise vollbraAte der
MensA in einem Gesamtkultusakte symbolisA, was er zufolge der
Sündhaftigkeit seines Herzens niAt mehr wirkliA selbst in Heiligkeit
vollbringen kann. Und Qiwa gab siA zufrieden mit jener, sei es auA nur
symbolis Aen Erfüllung seiner als heilige PfliAt gestellten Forderungen.
Ohne Ganeqa wäre das MensAengesAleAt sAon längst
untergegangen, verniAtet durA das strenge Regiment Qiwas und
Durgas, der beiden Urinstinkte, denen das Leben seine Existenz
verdankt, aber an denen das Leben zugrunde gehen würde und
siA verniAten. Aber mit Ganega ist das Tri^theon ersAaffen
worden, wodurA die Welt siA im GleiAgewiAt zu erhalten weiß
und siA hat erhalten können. So sangen die alten Inder.
 
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