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Dr. Geza Röheim
sitzt, und die Seelen der Grabbeigaben begleiten den Toten ins
Jenseits*. Jeder Gegenstand hat seinen Inua (Besitzer, Seele)-,
inua und yega. BeherrsAt wird die ganze siAtbare Weit von übernatüriiAen
Wesen, den »Besitzern« (Inua)^: »Strictly speaking, scarceiy any
object or combination of objects, existing either in a physicai or a
spiritual point of view, may not be conceived to have its inua, if
oniy in some way or other it can be said to form a separate
idea.c GewöhniiA handeit es siA aber um den Besitzer eines Ortes
oder der mensAiiAen BigensAaften, so z. B. der »Eigner« eines
Berges oder einer See, der »Eigner« der Kraft, des Essens. Die
Seeie des loten wurde ais ^Eigner« seiner körperfiAen Hübe be-
traAtet*. Diese »Eigner« haben auA ihre eigenen Verbote*'. Dem
inua der Eskimo anaiog ist z. B. der »yega« der Ten'a-Indianer.
Diese maAen einen iehrreiAen UntersAied zwisAen dem nokobedza
(unsere Seeie, weiAe dem Körper am näAsten ist), und der
äußeren oder sekundären Seeie d. h. »yegaN Während aber nur
der MensA eine innere Seeie hat, sind auA vieie Tiere, Pflanzen,
iebiose Gegenstände im Besitze von yega. yega bedeutet eigene
iiA »SAatten, Biid«^. Bei den MensAen hat das Individuum einen
yega, bei den Tieren die Gattung k
Die hervorsteAendste BigensAaft dieser Geister aber ist, daß
sie eigentiiA niAt so sehr ^an siA«, da sind, sondern zur Erkiä-
rung einer ganzen Reihe von Verboten dienen. Der yega ist der
Geist, der LInbiil, weiAe seine SAütziinge erlitten haben, räAt.
Man sAeut siA, einen MensAen zu töten, niAt nur in AnbetraAt
der Strafe, sondern auA aus FurAt vor seinem yega. Wenn man
aber ein Meines StüA von der Leber des Ermordeten ißt, hat man
es nur mehr mit den mensAiiAen RäAern zu tunk yegas be-
sitzen auA eine ganze Reihe von Tieren, hauptsäAliA soiAe, die
von den Ten'a des FleisAes oder der Feiie wegen gejagt werden.
* Fr. Nansen: Eskimoleben. 1903. 199.
" F. Boas: The Central Eskimo. VI. Report of the American Bureau of
Ethnology. 1884/85. 591.
s Rink (siehe unten) sagt: inua, von »inuk« = Mann, Besitzer, Bewohner.
Nelson: The Eskimo about Bering Strait. XVIII. Report, Bureau of Am. Ethn.
1899. 423, übersetzt inua mit SAatten, Seele.
^ H. Rink: Tales and Traditions of the Eskimo. 1875. 37.
" Paul Egede: NaAriAten von Grönland. 1790. 137.
^ J. Jette: On the superstitions of the Ten'a Indians. Anthropos. 1911.
98, 99.
' Jette: Ebenda 101.
3 Im Mörder wohnt ein Dämon und dieser verläßt ihn nur, wenn es ihm
gelingt, am dritten Tag naA dem Mord vom Blute seines Opfers zu trinken.
W.H. Brett: The Indian Tribes ofGuiana. 1868. 359. Die ChukAen und Kor-
yaken glauben, daß die Geister besonders die Leber des MensAen gern essen.
W. Jochelson: The Koryak. Mem. Am. Mus. Nat. Hist. Vol. VI. P. I.
1905, 119. Der BluträAer saugt Blut von seinem Opfer. Spencer and Gillen:
Native Tribes of Central AustraÜa. 1899. 481. Nach dem Tode des Urvaters er-
folgt die Identifikation auf der oralen Stufe. (Siehe Freud: MassenpsyAologie und
IA-Analyse. 1921.)
Dr. Geza Röheim
sitzt, und die Seelen der Grabbeigaben begleiten den Toten ins
Jenseits*. Jeder Gegenstand hat seinen Inua (Besitzer, Seele)-,
inua und yega. BeherrsAt wird die ganze siAtbare Weit von übernatüriiAen
Wesen, den »Besitzern« (Inua)^: »Strictly speaking, scarceiy any
object or combination of objects, existing either in a physicai or a
spiritual point of view, may not be conceived to have its inua, if
oniy in some way or other it can be said to form a separate
idea.c GewöhniiA handeit es siA aber um den Besitzer eines Ortes
oder der mensAiiAen BigensAaften, so z. B. der »Eigner« eines
Berges oder einer See, der »Eigner« der Kraft, des Essens. Die
Seeie des loten wurde ais ^Eigner« seiner körperfiAen Hübe be-
traAtet*. Diese »Eigner« haben auA ihre eigenen Verbote*'. Dem
inua der Eskimo anaiog ist z. B. der »yega« der Ten'a-Indianer.
Diese maAen einen iehrreiAen UntersAied zwisAen dem nokobedza
(unsere Seeie, weiAe dem Körper am näAsten ist), und der
äußeren oder sekundären Seeie d. h. »yegaN Während aber nur
der MensA eine innere Seeie hat, sind auA vieie Tiere, Pflanzen,
iebiose Gegenstände im Besitze von yega. yega bedeutet eigene
iiA »SAatten, Biid«^. Bei den MensAen hat das Individuum einen
yega, bei den Tieren die Gattung k
Die hervorsteAendste BigensAaft dieser Geister aber ist, daß
sie eigentiiA niAt so sehr ^an siA«, da sind, sondern zur Erkiä-
rung einer ganzen Reihe von Verboten dienen. Der yega ist der
Geist, der LInbiil, weiAe seine SAütziinge erlitten haben, räAt.
Man sAeut siA, einen MensAen zu töten, niAt nur in AnbetraAt
der Strafe, sondern auA aus FurAt vor seinem yega. Wenn man
aber ein Meines StüA von der Leber des Ermordeten ißt, hat man
es nur mehr mit den mensAiiAen RäAern zu tunk yegas be-
sitzen auA eine ganze Reihe von Tieren, hauptsäAliA soiAe, die
von den Ten'a des FleisAes oder der Feiie wegen gejagt werden.
* Fr. Nansen: Eskimoleben. 1903. 199.
" F. Boas: The Central Eskimo. VI. Report of the American Bureau of
Ethnology. 1884/85. 591.
s Rink (siehe unten) sagt: inua, von »inuk« = Mann, Besitzer, Bewohner.
Nelson: The Eskimo about Bering Strait. XVIII. Report, Bureau of Am. Ethn.
1899. 423, übersetzt inua mit SAatten, Seele.
^ H. Rink: Tales and Traditions of the Eskimo. 1875. 37.
" Paul Egede: NaAriAten von Grönland. 1790. 137.
^ J. Jette: On the superstitions of the Ten'a Indians. Anthropos. 1911.
98, 99.
' Jette: Ebenda 101.
3 Im Mörder wohnt ein Dämon und dieser verläßt ihn nur, wenn es ihm
gelingt, am dritten Tag naA dem Mord vom Blute seines Opfers zu trinken.
W.H. Brett: The Indian Tribes ofGuiana. 1868. 359. Die ChukAen und Kor-
yaken glauben, daß die Geister besonders die Leber des MensAen gern essen.
W. Jochelson: The Koryak. Mem. Am. Mus. Nat. Hist. Vol. VI. P. I.
1905, 119. Der BluträAer saugt Blut von seinem Opfer. Spencer and Gillen:
Native Tribes of Central AustraÜa. 1899. 481. Nach dem Tode des Urvaters er-
folgt die Identifikation auf der oralen Stufe. (Siehe Freud: MassenpsyAologie und
IA-Analyse. 1921.)