Psychologische Beobachtungen an griechischen Philosophen l 7
Lind, gar fein und leicht, durchaus gleich,^ aber dem andern
Ungleich, das auf der anderen Seite gerad' ihm entgegen
Steht, der Nacht, der dumpfen, dem lastenden, dichten Gebilde.
60: Diese Ordnung verkünd' ich dir, ganz wie sie geschehen,^
Denn nicht soll jemals dich menschliches Wissen beschämen.
60) zjnrov ro, pey'dpcudr, dAaqcpdf, ^<DTTdnJ ycdwooe Tah/Tor. Um den siebenten
Fuß des Hexameters zu beseitigen, darf man weder dpcuov noch dAa<ppof opfern, da
diese den Merkmalen der Nacht yruxtvof . . . re genau entsprechen (Patin,
Parmenides . . . S. 595). Allein auch fjmor, docudv, dAaypov . . (Simplicius Phys. I
39, 3 Diels; Patin a. a. O.) befriedigt nicht, da es die Einschiebung des siebenten
Fußes nicht verständlich macht. ^CJUTdh dagegen konnte zwar wegen des in VIII, 58
folgenden Tdh d'^TEpau TMÜTOT leicht eingeschoben werden, allein sicherlich wollte
der Dichter mit ytavTOOE TCKÜTOV etwas ganz anderes sagen als die platte Selbst-
verständlichkeit, Feuer sei „sich selbst gleich" (ist denn das die Nacht nicht?): da es
sich hier um den Zustand der Welt handelt, wie er (dem Wahn zufolge) vor der
mäßig. Von den beiden andern Fassungen des Simplicius aber hat das schwerer ver-
ständliche fjyzmv TO („— und dies ist lind . . .") schon als solches den größeren
Anspruch auf Ursprünglichkeit (überdies spricht gegen Tjyttov OV auch noch 1. daß
Parmenides sonst durchwegs dof gebraucht, 2. daß er diesen Ausdruck ausschließlich
zur Bezeichnung des „Seienden" verwendet, vgl. o. Anm. 42).
61) Da das Licht leicht, die Nacht schwer ist, so liegt jenes „oben", diese „unten".
Werden aber dabei Oben und Unten als letzte Gegensätze gedacht, so daß das Licht
die obere, die Nacht die untere Hälfte der Himmelskugel einnimmt oder werden sie
vom Mittelpunkte der Himmelskugel aus beurteilt, so daß das Licht die äußeren, die
Nacht die inneren Teile der Himmelskugel erfüllt? Diese Frage, von deren Beant-
wortung das Verständnis des im „Wahn" des Parmenides dargestellten Weltbildes
durchaus abhängt, ist noch nicht entschieden und wo im folgenden die Ausdrücke
„Oben" und „Unten" gebraucht werden, ist diese ihre Zweideutigkeit im Auge zu
behalten. Nach dem Auszuge des Aetios (Vorsokr. 18 A gy; vgl. u. Anm. 67) zu schließen,
scheint Theophrast, der das Gedicht des Parmenides noch als Ganzes las, es so ver-
standen zuhaben, als hätte der DichterOben undUntenvomWeltmittelpunkt aus beurteilt.
62) Tov 00t dyd) (hdxoCjttov dotxdTU ytdPTa dtaxoü^etv sondernd ordnen
— dtaxpffEW (11. II 4,74 bis 476; vgl. II 126; Od. XXII 457). Eben dies haben nun die
Menschen mit den beiden Grunderscheinungen getan (TdvTtCt dxpÜ'avTO, VIII, gg),
deren sondernde Ordnung, d. i. Scheidung, also verkündet die Göttin dem Dichter
(von einer Folge von Weltzuständen, wie Beinhardt, Parm.S. 17g, meint, ist dabei dem
Wortlaut nach ebensowenig die Bede wie Vorsokr. 46 B 12 oder 12 C 1/6, aber da
solches Von-einander-Scheiden und Ordnen der Stoffein den Darstellungen der Welt-
bildung wiederzukehren pflegte, so nahm dtdxoopn^ allmählich die Bedeutung Welt-
Ordnung an — eine Bedeutungsentwicklung, die dadurch zum Abschluß gekommen
sein wird, daß die kosmogonischen Schriften Leukipps und Demokrits als die Große und
die Kleine „Weltordnung" bezeichnet wurden). Und die von ihr verkündete Ordnung
ist „ganz gleich" (eben das bedeuten dieselben Worte auch 11. XXI 600; vgl. auch
V 800 und Od. VI goi; überhaupt bedeutet dcuxcig im Gegensätze zu efxdg in alter
Sprache immer Gleich, nie Wahrscheinlich), nämlich der Ordnung, wie sie von den
Menschen wirklich vollzogen wurde (derselbe Gedanke auch Vorsokr. 11 B gg oder Aristo-
phanes Vesp. 1321; eüxtüg — Gleich ohne beigefügten Dativ auch Aeschyl. Suppl. 28g).
Lind, gar fein und leicht, durchaus gleich,^ aber dem andern
Ungleich, das auf der anderen Seite gerad' ihm entgegen
Steht, der Nacht, der dumpfen, dem lastenden, dichten Gebilde.
60: Diese Ordnung verkünd' ich dir, ganz wie sie geschehen,^
Denn nicht soll jemals dich menschliches Wissen beschämen.
60) zjnrov ro, pey'dpcudr, dAaqcpdf, ^<DTTdnJ ycdwooe Tah/Tor. Um den siebenten
Fuß des Hexameters zu beseitigen, darf man weder dpcuov noch dAa<ppof opfern, da
diese den Merkmalen der Nacht yruxtvof . . . re genau entsprechen (Patin,
Parmenides . . . S. 595). Allein auch fjmor, docudv, dAaypov . . (Simplicius Phys. I
39, 3 Diels; Patin a. a. O.) befriedigt nicht, da es die Einschiebung des siebenten
Fußes nicht verständlich macht. ^CJUTdh dagegen konnte zwar wegen des in VIII, 58
folgenden Tdh d'^TEpau TMÜTOT leicht eingeschoben werden, allein sicherlich wollte
der Dichter mit ytavTOOE TCKÜTOV etwas ganz anderes sagen als die platte Selbst-
verständlichkeit, Feuer sei „sich selbst gleich" (ist denn das die Nacht nicht?): da es
sich hier um den Zustand der Welt handelt, wie er (dem Wahn zufolge) vor der
mäßig. Von den beiden andern Fassungen des Simplicius aber hat das schwerer ver-
ständliche fjyzmv TO („— und dies ist lind . . .") schon als solches den größeren
Anspruch auf Ursprünglichkeit (überdies spricht gegen Tjyttov OV auch noch 1. daß
Parmenides sonst durchwegs dof gebraucht, 2. daß er diesen Ausdruck ausschließlich
zur Bezeichnung des „Seienden" verwendet, vgl. o. Anm. 42).
61) Da das Licht leicht, die Nacht schwer ist, so liegt jenes „oben", diese „unten".
Werden aber dabei Oben und Unten als letzte Gegensätze gedacht, so daß das Licht
die obere, die Nacht die untere Hälfte der Himmelskugel einnimmt oder werden sie
vom Mittelpunkte der Himmelskugel aus beurteilt, so daß das Licht die äußeren, die
Nacht die inneren Teile der Himmelskugel erfüllt? Diese Frage, von deren Beant-
wortung das Verständnis des im „Wahn" des Parmenides dargestellten Weltbildes
durchaus abhängt, ist noch nicht entschieden und wo im folgenden die Ausdrücke
„Oben" und „Unten" gebraucht werden, ist diese ihre Zweideutigkeit im Auge zu
behalten. Nach dem Auszuge des Aetios (Vorsokr. 18 A gy; vgl. u. Anm. 67) zu schließen,
scheint Theophrast, der das Gedicht des Parmenides noch als Ganzes las, es so ver-
standen zuhaben, als hätte der DichterOben undUntenvomWeltmittelpunkt aus beurteilt.
62) Tov 00t dyd) (hdxoCjttov dotxdTU ytdPTa dtaxoü^etv sondernd ordnen
— dtaxpffEW (11. II 4,74 bis 476; vgl. II 126; Od. XXII 457). Eben dies haben nun die
Menschen mit den beiden Grunderscheinungen getan (TdvTtCt dxpÜ'avTO, VIII, gg),
deren sondernde Ordnung, d. i. Scheidung, also verkündet die Göttin dem Dichter
(von einer Folge von Weltzuständen, wie Beinhardt, Parm.S. 17g, meint, ist dabei dem
Wortlaut nach ebensowenig die Bede wie Vorsokr. 46 B 12 oder 12 C 1/6, aber da
solches Von-einander-Scheiden und Ordnen der Stoffein den Darstellungen der Welt-
bildung wiederzukehren pflegte, so nahm dtdxoopn^ allmählich die Bedeutung Welt-
Ordnung an — eine Bedeutungsentwicklung, die dadurch zum Abschluß gekommen
sein wird, daß die kosmogonischen Schriften Leukipps und Demokrits als die Große und
die Kleine „Weltordnung" bezeichnet wurden). Und die von ihr verkündete Ordnung
ist „ganz gleich" (eben das bedeuten dieselben Worte auch 11. XXI 600; vgl. auch
V 800 und Od. VI goi; überhaupt bedeutet dcuxcig im Gegensätze zu efxdg in alter
Sprache immer Gleich, nie Wahrscheinlich), nämlich der Ordnung, wie sie von den
Menschen wirklich vollzogen wurde (derselbe Gedanke auch Vorsokr. 11 B gg oder Aristo-
phanes Vesp. 1321; eüxtüg — Gleich ohne beigefügten Dativ auch Aeschyl. Suppl. 28g).