Psychologische Beobachtungen an griechischen Philosophen 2 1
Ergebnis einer Mischung der beiden Urerscheinungen Licht und
Nacht und der aus ihnen entstandenen Mischerscheinungen be-
griffen werden kann — einer Welt also, deren Entstehung ihre
Weisen und Sänger — Hesiod vor allen! -— ganz folgerecht als
eine stetige Folge von Zeugungsakten und GeburtsVorgängen be-
schreiben $ es ist ja eben die Welt, der jene irrtümliche Zweiheits-
setzung gegensätzlicher Erscheinungen — des Lichten und Dunklen,
eben damit aber, wie sich zeigen wird, auch des Weiblichen und
Männlichen — zugrunde liegt! Und so ist denn auch die erste be-
sonders angeführte Hervorbringung der die Welt lenkenden Göttin
dem Wesen der Aphrodite vollkommen angemessen:
Br. XIII: Und sie erdachte zuerst von allen Göttern den Eros."3
Doch scheint es nach einem von Cicero benützten, freilich durch-
aus schleuderhaften Auszug aus diesem Abschnitt des parmenide-
ischen Gedichtes,^ daß hier weiterhin „auch der Krieg, auch die
Zwietracht, auch die Begierde und all die andern aus derselben
Sippe" auf dieselbe Göttin „zurückgeführt wurden": vermutlich als
die Gottheiten der Trennung, da ja die Wahnwelt des Werdens
zugleich eine solche des Vergehens ist, das durch Mischung der
Urerscheinungen Gewordene aber nur durch deren Scheidung ver-
Hippolyts (5 (% eher einem dem Orpheus beigelegten Gedicht ent-
stammen werden. Eine weltbeherrschende Stellung der Aphrodite konnte aber Par-
menides auch bei Hesiod aus doppeltem Grunde zu finden glauben: nicht nur wird
dort wirklich fast alles Entstehen als ein Geboren- und Erzeugtwerden dargestellt,
sondern es heißt auch vom Eros, daß er den Sinn aller Menschen und Götter
bezwinge (Theog. 12g), bald darauf aber wird ebenderselbe bloß ein Begleiter der
Aphrodite genannt (Theog. 201).
yg) Daß dem Eros bei der Weltbildung eine entscheidende Rolle zufiel, ist kein
dem Parmenides eigentümlicher Gedanke: er fand ihn sowohl bei Hesiod (Theog. 120)
wie auch bei Akusilaos (Vorsokr. yg B 1 bis g).
y4) Vorsokr. 18 A gy; vgl. o. Anm. yi. Ciceros überlieferte Worte bedürfen keiner
Änderung: „TVamParmem'dr^ com?nentz'cm?n (kc;7. Jgum voU:t ccronae mni/em
Ergebnis einer Mischung der beiden Urerscheinungen Licht und
Nacht und der aus ihnen entstandenen Mischerscheinungen be-
griffen werden kann — einer Welt also, deren Entstehung ihre
Weisen und Sänger — Hesiod vor allen! -— ganz folgerecht als
eine stetige Folge von Zeugungsakten und GeburtsVorgängen be-
schreiben $ es ist ja eben die Welt, der jene irrtümliche Zweiheits-
setzung gegensätzlicher Erscheinungen — des Lichten und Dunklen,
eben damit aber, wie sich zeigen wird, auch des Weiblichen und
Männlichen — zugrunde liegt! Und so ist denn auch die erste be-
sonders angeführte Hervorbringung der die Welt lenkenden Göttin
dem Wesen der Aphrodite vollkommen angemessen:
Br. XIII: Und sie erdachte zuerst von allen Göttern den Eros."3
Doch scheint es nach einem von Cicero benützten, freilich durch-
aus schleuderhaften Auszug aus diesem Abschnitt des parmenide-
ischen Gedichtes,^ daß hier weiterhin „auch der Krieg, auch die
Zwietracht, auch die Begierde und all die andern aus derselben
Sippe" auf dieselbe Göttin „zurückgeführt wurden": vermutlich als
die Gottheiten der Trennung, da ja die Wahnwelt des Werdens
zugleich eine solche des Vergehens ist, das durch Mischung der
Urerscheinungen Gewordene aber nur durch deren Scheidung ver-
Hippolyts (5 (% eher einem dem Orpheus beigelegten Gedicht ent-
stammen werden. Eine weltbeherrschende Stellung der Aphrodite konnte aber Par-
menides auch bei Hesiod aus doppeltem Grunde zu finden glauben: nicht nur wird
dort wirklich fast alles Entstehen als ein Geboren- und Erzeugtwerden dargestellt,
sondern es heißt auch vom Eros, daß er den Sinn aller Menschen und Götter
bezwinge (Theog. 12g), bald darauf aber wird ebenderselbe bloß ein Begleiter der
Aphrodite genannt (Theog. 201).
yg) Daß dem Eros bei der Weltbildung eine entscheidende Rolle zufiel, ist kein
dem Parmenides eigentümlicher Gedanke: er fand ihn sowohl bei Hesiod (Theog. 120)
wie auch bei Akusilaos (Vorsokr. yg B 1 bis g).
y4) Vorsokr. 18 A gy; vgl. o. Anm. yi. Ciceros überlieferte Worte bedürfen keiner
Änderung: „TVamParmem'dr^ com?nentz'cm?n (kc;7. Jgum voU:t ccronae mni/em