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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920

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Jaumann, Anton: Arbeiten von Bruno Schneidereit
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https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0047

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ARBEITEN VON BRUNO SCHNEIDEREIT

In der allgemeinen Verderbnis der langen Kriegs-
und Blokadezeit hat sich die Kunst — sehen
wir vom Film ab — verhältnismäßig wacker ge-
halten. Der gewalttätige Luxus der neuen kapital-
kräftigen Kreise kam ihr zugute, hat sie aber
nicht unterworfen. Der Erfolg hat unsere Jungen
nur kühner gemacht. Sie sind zu Konzessionen
weniger denn je geneigt. Was wir jetzt zu
fürchten haben, sind mehr die sozialen Schwierig-
keiten, die das Arbeitsverhältnis und den Schaf-
fensgeist in unseren Kunstwerkstätten tief er-
schüttert haben. Bei den Künstlern selbst fehlt
es weder an Energie, aus der Zertrümmerung
sich und die Kunst zu retten, noch an der Frucht-
barkeit des Geistes. Der Strom der Ideen und
Leidenschaften rauscht und schwillt. Der Um-
sturz hat eher Hemmungen beseitigt. Es fehlen
aber die Stoffe, es fehlen willige Arbeiter. Den-
noch geht es vorwärts. Man wird halt einst-
weilen auf dem Papier bauen und mit geistigen
Waffen ringen. Aus dem Sturz einer Welt geht
nur die Kunst nicht gebrochen, nicht kompro-
mittiert, nicht hoffnungslos hervor. Neue Stürme,
neue Männer der Tat künden die Zukunft...

Für Bruno Schneidereit war es ein großes
Glück und ein gerechter Lohn für die aufrichtige
Treue, die er auch in schlimmen Zeiten der
ernsten Kunst und den jungen Künstlern gehalten,

ja schon die Aufgabe war ihm gleichbedeutend
mit dem schönsten Erfolg, — als der Holz-
industrielle O. Schmidt ihm den gesamten inneren
Ausbau seiner Villa in Bromberg übertrug.

Der rechte Künstler fängt mit jedem Werke
von vorne an. So hat sich auch Schneidereit
in diese Arbeit mit dem Feuereifer und dem
Heißhunger eines Menschen gestürzt, der fühlt,
daß er noch nie soviel von seiner Persönlichkeit,
von seinem Wollen, von seiner Schaffenskraft
zeigen konnte, wie gerade in diesem Stück.
Schneidereit wollte hier alles herausholen, was
in der Aufgabe an künstlerischen Möglichkeiten
steckte, er holte aus sich heraus, soviel nur seine
Kraft hergeben wollte, und er vergaß bei diesem
schönen Auftrag auch nicht seine Freunde von
ehedem. Selten sind bei einem relativ kleinen
Umbau soviel Bildhauer und sonstige Kunst-
handwerkerzur Mitarbeit herangezogen worden.

Der Künstler im Architekten will Massen
schichten, Hallen spannen, Plätze umreißen. Er
will neuen Geist ausprägen in gewaltigen Bewe-
gungen. Aber die Masse ist kalt und träge.
Den Stürmen der Kunstwandlungen folgen Hoch-
bau und Ingenieurtechnik nur mit langsamer
Vorsicht. Das starre Material, noch mehr die
Starrheit der Gesetze verhindern jedes drauf-
gängerische Umstürzen und Erneuern. In unserem

1920. I.-U. 4.
 
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