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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920

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Möbelnot und Möbelpreise, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0127

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INNEN-DEKORATION

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INNENEINRICHTUNG: PAUL HULDSCHINSKY KINDERZIMMER IM HAUS GRQNECK

nicht verkauft, sie sind in einem Falle sogar einer Genos-
senschaft von Möbelhändlern übergeben, die den Verkauf
übernahmen und so die Stadtverwaltung entlasteten. —
An Aufträgen fehlt es nicht. In vielen Werkstätten stehen
aber Tischlerbänke leer, weil keine Gesellen zu haben
sind. Von diesen arbeiten viele in Kriegsbetrieben, die
sich auf Möbel umgestellt haben. Ihre Tätigkeit erscheint
nicht als eine unbedingt nötige, sie haben viele tüchtige
Kräfte der Möbelindustrie entzogen. — Ganz besonders
haben die Preise in den letzten Wochen angezogen, so
für Metall-Beschläge, für Marmor. Spiegel sind über-
haupt nicht zu haben.« W. Dittmar—Berlin.

»Die Äußerung der Volkswirtschaftlichen Abteilung
des Reichswirtschafts-Ministeriums trifft in allen Teilen
zu. Über die Preisgestaltung auf dem Möbelmarkt
ist zu sagen, daß es leider richtig ist, daß die Preise
nahezu unerschwinglich geworden sind, denn die Preise
für Möbel sind im allgemeinen auf das 4—5 fache der
Friedenspreise gestiegen. Diese Preissteigerung ist aber
keineswegs unberechtigt, wenn man betrachtet, in wel-
cher Weise alle Faktoren, die auf diese Preise Einfluß
haben, ihrerseits gestiegen sind. So haben die jetzigen
Löhne den fünffachen Betrag erreicht, zum Teil über-
schritten. Die Holzpreise, auch für die einfachsten Hölzer,
sind auf das 6—7fache, die für Inlands-Edelhölzer auf

das 7—8 fache gestiegen. Die Preise für Leim sind von
Mk. 85 - bis Mk. 1400.-, für Schellack von Mk. 180-
auf Mk. 2500.— gestiegen. Für Marmor und Spiegelglas
müssen heute die 8fachen, für Beschläge die 10fachen
Preise angelegt werden. Daß Werkzeugmaschinen,
Werkzeuge und Betriebsmaterialien Preisaufschläge von
400 bis 700 °/o erfahren haben, wird jeder Sachver-
ständige bestätigen können. Man kann also nicht be-
haupten, daß die Möbelindustrie bei den Preiserhöhungen,
die sie im Laufe der Zeit machen mußte, ungerechtfertigt
vorgegangen wäre. Die zunehmende Erzeugung der
Großbetriebe in einfachen Möbeln ist aber derart, daß
sich in allernächster Zeit schon eine große Überproduktion
fühlbar machen wird, die nicht nur einen Preisrückgang,
sondern einen Preissturz herbeiführen muß. — Ein Ab-
bau der Preise der besseren Möbel wird aber erst dann
möglich sein, wenn wieder genügende Rohstoffe zu billi-
geren Preisen zur Verfügung stehen und die Zwangsbe-
wirtschaftung des Leims aufgehoben sein wird, und wenn
von der Regierung der preistreibenden Ausraubung der
deutschen Möbellager durch das neutrale Ausland unter
Ausnützung der schlechten Valuta ein Riegel vorge-
schoben wird. — Private Festsetzung von erhöhten Ex-
portpreisen können allein nicht helfen.« — Verband
Württemberg. Holzindustrieller in Stuttgart.
 
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