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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920

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Lützel, Otto: Die Gartenbank
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https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0155

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innen-dekoration

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AUSFÜHRUNG: RUNGE & Co.-OSNABRÜCK

WEISSLACKIERTE GARTENMÖBEL

DIE GARTENBANK

Naturfreude ist eine der besten Seiten im Wesen des
Deutschen. Sie äußert sich in der kräftigen und
zarten Waldfreude, die uns gleichsam angeboren scheint
und von der unsere Dichtung überwältigend reiches
Zeugnis ablegt. Sie äußert sich in der Freude am länd-
lichen Wohnen, in dem Aufblühen der zahllosen Sied-
lungen, Kolonien, Waldschulen; nicht zuletzt auch in der
Lust an Besitz und Pflege eines Gartens, die wir noch
jüngst in dem beispiellosen Erfolg des Kriegsgarten-Ge-
dankens klar haben hervortreten sehen. Selbstverständ-
lich sprach dabei die Not der Zeit ein wichtiges, wohl
entscheidendes Wort mit. Aber wer gesehen hat, wie
weit in vielen Fällen die Pflege dieser oft kümmerlichen
Landstückchen über das Maß des bloß Nützlichen und
Notwendigen hinausging; wie Frauen, Kinder, Krüppel
jede Minute freier Zeit benutzten, um die ihnen anver-
trauten Partikelchen Natur zu formen, zu schmücken;
wie sie sich mühten um ordentliche Zäune, hübsche
Wege, saubere und wohnliche Gartenhäuschen, nette
Beeteinfassungen, schöne Blumen -—- der wird sagen
müssen, daß da die Not nur den Anstoß gab zur Be-
tätigung feinerer, formender Kräfte.

Auf diesem Grund von Natur- und Gartenfreude
beruht auch das Hochkommen der deutschen Garten-
möbel-Erzeugung. Viele Deutsche, die in den letzten
Jahren durch französische Villen und Landsitze kamen,
werden sich erinnern, daß dort noch das lackierte, eiserne
Gartenmöbel im Schwang ist, leicht rostend, kalt und
unangenehm bei der Berührung, unbequem in der allzu-
dünnen Lehne, unerfreulich in der eisernen Nachahmung
des Rohrsitzgeflechtes. Bei uns hat sich eine bedeutende
Industrie des hölzernen Gartenmöbels entwickelt,
in der eine Fülle von künstlerischem Geschmack und ge-
diegener Arbeit investiert ist. Tatsache ist, daß gerade

diese deutschen Gartenmöbel auch von Ausländern als
sehr erfreuliche Erzeugnisse des neudeutschen Form-
schaffens warm anerkannt werden. In einfachen guten
Formen festlich weiß, von Kurven belebt, mit rhythmisch
durchbrochenen Flächen stehen sie als gute, architektur-
ähnliche Gebilde im freundlichen Gewirre des Pflanzen-
lebens. Vom Grün geschieden durch die weiße Farbe,
tragen sie ein reizvoll fremdartiges Element in diese Welt
von Baum, Strauch und Rasen, gliedern die Räume und
bereichern den Eindruck des Gartens mit all den an-
ziehenden Vorstellungen von Ausruhen, von heiterer
Geselligkeit und bescheidenen Genüssen, die sich an
einen von Stühlen und Bänken gemütlich umrahmten Tisch
zu knüpfen pflegen. Viel wurde daran gearbeitet, um
der Armlehne, der Rückenlehne von Bänken und Stühlen,
dem Fuß und der Fläche des Gartentisches verschieden-
artige, abwechslungsreiche Lösungen zu geben. Hier
klingt die Form an die des Biedermeiermöbels an, dort
an die des Empiresessels, dort an die des alten deutschen
Bauernmöbels. Reichere Formgebung ist erlaubt, aber
auch das Allereinfachste ist noch anziehend und wirksam
und trägt dazu bei, zu vermitteln zwischen dem ruhe-
bedürftigen Menschen und der Natur, die heute wie
immer bereit ist, zu schenken was sie — und nur sie —
hat: ihren Frieden, ihre wohlige Entspannung, ihr

köstliches Vergessen...............otto Lützel.

ä

fATUR UND MENSCH. Was den Menschen um-
gibt, wirkt nicht allein auf ihn, er wirkt auch wie-
der zurück. Die Natur bildet den Menschen, er bildet
sich um und diese Umbildung ist doch wieder natürlich;
er, der sich in die große weite Welt gesetzt sieht, um-
zäunt, ummauert sich eine kleine drein und staffiert sie
aus nach seinem Bilde.................goethe.

N'

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