Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 31.1920
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https://doi.org/10.11588/diglit.10458#0151
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Ritter, Heinrich: Die Zeit der Bewährungen
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INNEN-DEKORATION
139
ARCHITEKT F. A. BREUHAUS-DÜSSELDORF
SPIEGELWAND IM KONFITÜRENLADEN ZEHLKE
Ausland auf künstlerischem und kunstgewerblichem
Gebiet macht. Aber auch im Lande selbst: Es ist eine
sonderbare Unsicherheit über den augenblicklichen Stand
unseres gewerblichen Könnens. Neue Form- und Zier-
elemente sind in fünf Jahren eingedrungen. Wir haben
sie noch nirgends in großem Maßstab ausgewirkt gesehen.
Wir haben kein rechtes Gefühl unserer Kraft; schon
deshalb, weil wir nicht vergleichen können. Wir müssen
wieder mit Augen sehen, um zu wissen und zu glauben.
Und dann: Wir brauchen erzieherische Anre-
gung auf dem ganzen Gebiet der Wohnungsausstat-
tung. Unsere Mittel sind beschränkt. Es kann wahr-
scheinlich vorerst nicht viel Neues gekauft werden;
wenigstens Luxusware dürfte sich eine Zeit lang von
selbst verbieten. Desto mehr muß die geschmackliche
Schöpferkraft des Einzelnen geschult, erzogen werden.
Erzieherisch wirkt aber hauptsächlich das beispielhaft
Gegebene. Preiswerte Wohnungen müssen allenthalben
gezeigt werden, die auch als Muster und lehrreiches
Vorbild dienen können für geschmackvolle Heimgestal-
tung mit anspruchslosem und vorhandenem Material.
Wertvolles an literarischer Beratung gibt in dieser
Hinsicht das in Ihrem Verlag erschienene Werk »Das
schöne Heim«. Es kommt genau zur rechten Zeit. Es
liest sich wie ein Führer durch eine der neuen Wohnungs-
ausstellungen, die kommen müssen, gerade weil es unab-
lässig auf schöpferische Betätigung eigenen
Geschmackes drängt. Aussteller und Künstler, nehmt
dieses Werk zur Hand! Inspiriert Euch aus seinem Geist,
der ein Geist deutschen und modernen Wohnens ist.
Wendet seine Lehren an. Prägt sie in Beispielen aus.
Helft so mit an der Aufgabe, volles Werkverständnis in
die Massen zu tragen, Liebe und Lust an Stoff, Arbeit
und guter Form zu wecken, errungene Kultur hochzu-
halten in einer Zeit schlimmer Bedrängnis.
Nie war, trotz allem wirtschaftlichen und politischen
Unheil, die Zeit günstiger zur empfehlenden Darstel-
lung dessen, was wir an künstlerischer Form ge-
wonnen haben. Kostbare Materialien freilich müssen wir
uns, wenigstens für den eigenen Bedarf, wohl eine Zeit
lang versagen. Um so reicher muß an dem, was wir uns
leisten können, das d a u e r h a f t G e i s t i g e herausspringen:
die guteForm, die ergiebige und psychologisch richtige
Farbe, der Geschmack in der Anordnung, die an-
ständige, kenntnisreiche Regie. Denn dies alles bildet
doch eigentlich den Hauptgewinn der gewerblichen
Arbeit, die wir in drei arbeitsreichen Jahrzehnten ge-
leistet haben. Die Zeit ist gekommen, diesen Gewinn
in schwerer Not zu bewähren..... Heinrich ritter.
£
HAUS U. WELT. Geh' vom Häuslichen aus und ver-
breite Dich — so Du kannst — über alle Welt, goethe.
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ARCHITEKT F. A. BREUHAUS-DÜSSELDORF
SPIEGELWAND IM KONFITÜRENLADEN ZEHLKE
Ausland auf künstlerischem und kunstgewerblichem
Gebiet macht. Aber auch im Lande selbst: Es ist eine
sonderbare Unsicherheit über den augenblicklichen Stand
unseres gewerblichen Könnens. Neue Form- und Zier-
elemente sind in fünf Jahren eingedrungen. Wir haben
sie noch nirgends in großem Maßstab ausgewirkt gesehen.
Wir haben kein rechtes Gefühl unserer Kraft; schon
deshalb, weil wir nicht vergleichen können. Wir müssen
wieder mit Augen sehen, um zu wissen und zu glauben.
Und dann: Wir brauchen erzieherische Anre-
gung auf dem ganzen Gebiet der Wohnungsausstat-
tung. Unsere Mittel sind beschränkt. Es kann wahr-
scheinlich vorerst nicht viel Neues gekauft werden;
wenigstens Luxusware dürfte sich eine Zeit lang von
selbst verbieten. Desto mehr muß die geschmackliche
Schöpferkraft des Einzelnen geschult, erzogen werden.
Erzieherisch wirkt aber hauptsächlich das beispielhaft
Gegebene. Preiswerte Wohnungen müssen allenthalben
gezeigt werden, die auch als Muster und lehrreiches
Vorbild dienen können für geschmackvolle Heimgestal-
tung mit anspruchslosem und vorhandenem Material.
Wertvolles an literarischer Beratung gibt in dieser
Hinsicht das in Ihrem Verlag erschienene Werk »Das
schöne Heim«. Es kommt genau zur rechten Zeit. Es
liest sich wie ein Führer durch eine der neuen Wohnungs-
ausstellungen, die kommen müssen, gerade weil es unab-
lässig auf schöpferische Betätigung eigenen
Geschmackes drängt. Aussteller und Künstler, nehmt
dieses Werk zur Hand! Inspiriert Euch aus seinem Geist,
der ein Geist deutschen und modernen Wohnens ist.
Wendet seine Lehren an. Prägt sie in Beispielen aus.
Helft so mit an der Aufgabe, volles Werkverständnis in
die Massen zu tragen, Liebe und Lust an Stoff, Arbeit
und guter Form zu wecken, errungene Kultur hochzu-
halten in einer Zeit schlimmer Bedrängnis.
Nie war, trotz allem wirtschaftlichen und politischen
Unheil, die Zeit günstiger zur empfehlenden Darstel-
lung dessen, was wir an künstlerischer Form ge-
wonnen haben. Kostbare Materialien freilich müssen wir
uns, wenigstens für den eigenen Bedarf, wohl eine Zeit
lang versagen. Um so reicher muß an dem, was wir uns
leisten können, das d a u e r h a f t G e i s t i g e herausspringen:
die guteForm, die ergiebige und psychologisch richtige
Farbe, der Geschmack in der Anordnung, die an-
ständige, kenntnisreiche Regie. Denn dies alles bildet
doch eigentlich den Hauptgewinn der gewerblichen
Arbeit, die wir in drei arbeitsreichen Jahrzehnten ge-
leistet haben. Die Zeit ist gekommen, diesen Gewinn
in schwerer Not zu bewähren..... Heinrich ritter.
£
HAUS U. WELT. Geh' vom Häuslichen aus und ver-
breite Dich — so Du kannst — über alle Welt, goethe.