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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 4.1871

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Goethe, Johann Wolfgang von: Aufsätze von Goethe über Bildende Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.49880#0271

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Aufsätze von Goethe über Bildende Kunst.
I. Gutachten über Gemälde-Restauration.

Die Schätze der königlichen Gemälde-Gallerie zu Dresden waren
bekanntlich seit der Errichtung des „Alten Gallerie-Gebäudes“ am Juden-
hof (1744) bis zu ihrer Versetzung in das von Semper erbaute Museum
am Zwinger (1855) in einem unheizbaren und dadurch für die Auf-
bewahrung von Gemälden ungeeigneten Local aufgestellt, dessen schädliche
Einflüsse auf den Zustand der älteren Bilder fortwährend die Thätigkeit
von Restauratoren in Anspruch nahmen. In einer gewiss seltenen Dienst-
zeit von dreiundsechszig Jahren (1753—1816) hatte der Gallerie-Inspector
Johann Anton Riedel dieses Amt bekleidet und durch seine, von ihm
geheim gehaltenen Restaurationskünste, wobei das üeherziehen der Ge-
mälde mit öligen Substanzen (einem von ihm sogenanntem Fisch-Oel)
die im Lauf der Jahre sich zu verdunkelten, mit Staub imprägnirten
Krusten verhärteten, war mancher Schaden angerichtet worden. Nach
seinem Tode erstattete der damalige Chef der k. Kunstsammlungen, Ober-
kammerherr J. G. F. Frhr. von Friesen, ein ausführliches Gutachten über
diesen üebelstand, der wiederholt die Bedenken der Kunstfreunde erregt
hatte, an den König, und empfahl, dem an der Kunstakademie als Professor
angestellten Ferdinand Hartmann, der sich in Italien Kenntnisse in der
Technik der Gemälde-Restauration erworben und bereits Correggio’s Ma-
donna di 8. Giorgio hergestellt hatte, die Restauration der beschädigten
Gallerie-Bildei’ zu übertragen. Frhr. von Friesen hatte einen Aufsatz
Hartmann’s über seine Grundsätze der Restauration, „um die Stimme
mehrerer unterrichteter und unparteiischer Männer zu vernehmen“ an
Goethe und Meyer gesendet und legte denselben mit nachstehendem Brief
und Aufsatz Goethe’s dem Könige vor.
1, Goethe an Frhr. von Friesen.
(Archiv der k. Sammlungen f. Kunst u. Wissenschaft. Cap. VII. Nr. 12 Bl. 26 fg.)
Hochwohlgeborner Freyherr,
Hochgeehrtester Herr!
Die von Ew. Excellenz zutraulich an mich gelangte Anfrage
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