Hans Holbein der Aeltere und Hans Baldung Grien
unter den Handzeichnungen zu Kopenhagen.
Im Jahre 1861 begann die photographische Publication der Hand-
zeichnungen im königlichen Kupferstichkabinet zu Kopenhagen mit zwei
Heften, welche den Titel führen: „Quarante feuilles d’un livre d’esquisses
de Jean Holbein le Jeune“ u. s. w. Rumohr hatte zuerst die Aufmerk-
samkeit auf diese Blätter gelenkt, wie er auch die ähnlichen Silberstift-
zeichnungen, welche mit der Nagler’schen Sammlung in das Berliner
Kupferstichkabinet gekommen sind, zuerst als Holbein recognoscirte,
nachdem sie ehemals für Dürer gegolten hatten. Heut, wie den Lesern
dieser Blätter bekannt ist, muss zwischen der Thätigkeit Hans Holbeins
des Vaters und der des Sohnes eine andre Grenze gezogen werden als
in der Zeit Rumohr’s, und da nun, den neuesten Aufklärungen zufolge,
eine frühe Jugendthätigkeit des Sohnes in Augsburg nicht nachweisbar
ist, muss man nebst den Gemälden, welche diesem bisher zugeschrieben
wurden, auch die Handzeichnungen Augsburger Ursprungs dem Vater
beimessen. Das gilt auch von den Blättern in Kopenhagen, aber nur
von denen, welche überhaupt Holbein’schen Ursprungs sind. Die Mehr-
zahl derselben sind die Arbeit eines ganz andern Meisters, und zwar des
Hans Baldung Grien. Auf dem grössten Theil derselben steht auch
sein Monogramm, aber die Herausgeber der Photographien hatten dies
durchweg für eine Fälschung erklärt und als Grund angeführt, dass es
auf einem der Blätter verkehrt steht.
Im ersten Bande meines Buches „Holbein und seine Zeit“ habe ich
mich den Herausgebern ohne Weiteres angeschlossen. Als ich aber das
höchst merkwürdige Skizzenbuch des Hans Baldung Grien im Grossher-
zoglichen Kupferstichkabinet zu Carlsruhe kennen lernte, wurde mir
klar, dass der grössere Theil der Kopenhagener Zeichnungen unbedingt
von derselben Hand ist. Die Originale in Kopenhagen habe ich leider
noch immer nicht zu Gesicht bekommen, die Photographien sind in
unter den Handzeichnungen zu Kopenhagen.
Im Jahre 1861 begann die photographische Publication der Hand-
zeichnungen im königlichen Kupferstichkabinet zu Kopenhagen mit zwei
Heften, welche den Titel führen: „Quarante feuilles d’un livre d’esquisses
de Jean Holbein le Jeune“ u. s. w. Rumohr hatte zuerst die Aufmerk-
samkeit auf diese Blätter gelenkt, wie er auch die ähnlichen Silberstift-
zeichnungen, welche mit der Nagler’schen Sammlung in das Berliner
Kupferstichkabinet gekommen sind, zuerst als Holbein recognoscirte,
nachdem sie ehemals für Dürer gegolten hatten. Heut, wie den Lesern
dieser Blätter bekannt ist, muss zwischen der Thätigkeit Hans Holbeins
des Vaters und der des Sohnes eine andre Grenze gezogen werden als
in der Zeit Rumohr’s, und da nun, den neuesten Aufklärungen zufolge,
eine frühe Jugendthätigkeit des Sohnes in Augsburg nicht nachweisbar
ist, muss man nebst den Gemälden, welche diesem bisher zugeschrieben
wurden, auch die Handzeichnungen Augsburger Ursprungs dem Vater
beimessen. Das gilt auch von den Blättern in Kopenhagen, aber nur
von denen, welche überhaupt Holbein’schen Ursprungs sind. Die Mehr-
zahl derselben sind die Arbeit eines ganz andern Meisters, und zwar des
Hans Baldung Grien. Auf dem grössten Theil derselben steht auch
sein Monogramm, aber die Herausgeber der Photographien hatten dies
durchweg für eine Fälschung erklärt und als Grund angeführt, dass es
auf einem der Blätter verkehrt steht.
Im ersten Bande meines Buches „Holbein und seine Zeit“ habe ich
mich den Herausgebern ohne Weiteres angeschlossen. Als ich aber das
höchst merkwürdige Skizzenbuch des Hans Baldung Grien im Grossher-
zoglichen Kupferstichkabinet zu Carlsruhe kennen lernte, wurde mir
klar, dass der grössere Theil der Kopenhagener Zeichnungen unbedingt
von derselben Hand ist. Die Originale in Kopenhagen habe ich leider
noch immer nicht zu Gesicht bekommen, die Photographien sind in