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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 4.1871

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Seydel, Rudolf: Die Portale von Schloss Tirol und Zenoburg bei Meran
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https://doi.org/10.11588/diglit.49880#0375

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Von Prof. Rud. Seydel.

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„Der deutsche Antlieil des Bisthums Trient“, 1. Lieferung, Brixen 1866,
S. 3) Wir können uns an diese Auslegung mit Freuden anschliessen.
Aber es ist zu verwundern, dass man so allgemein auch das Portal des
Rittersaales in dieselbe Deutung hat hereinziehen wollen. Die Sculpturen
desselben scheinen vielmehr im Zusammenhänge zu stehen mit der Ein-
weihung des neugebauten Schlosses zur Residenz, und, angemessen der
Bestimmung des Rittersaales, den Wunsch zu versinnbilden: „Der Herr
segne Euren Eingang!“ — ohne dass die Durchführung im Einzelnen nur
einigermassen gelungen wäre.
Es versteht sich übrigens von selbst, dass bei dem Fortgänge von
Pflanzen- zu Thier-Ornamenten am liebsten zu solchen Thiergestalten ge-
griffen wurde, welche bereits als symbolisch bekannt, der Phantasie des
Volks als Bestandttlieile der kirchlichen Bildersprache mehr oder weniger
geläufig waren. Hierüber dient zur allgemeinen Orientirung Springer
„Handbuch der Kunstgeschichte“, Stuttg. 1855, S. 208, woraus wir hier
nur den Satz hervorlieben: „Die Löwen und Basilisken sind Masken des
Teufels und werden demgemäss auch in Portalsculpturen von den Füssen
des Heilandes getreten. Der Phönix bedeutet wie das Eichhorn und der
Pelikan Christus, die Eule (niticorax) Juden u. s. w.“ Wurden aber auch
solche Thiere zu Ornamenten benutzt, so blieben sie doch häufig blosses
Ornament, am seltensten und spätesten traten sie als bedeutsames Glied
in ein symbolisches Ganze ein.
Leipzig. Prof. Rud. Seydel.

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