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Jahrbücher für Kunstwissenschaft — 4.1871

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Bibliographie und Auszüge
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https://doi.org/10.11588/diglit.49880#0377

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Pini, La scrittura di artisti italiani.

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zügen, auch für den, der den Charakter des Schreibenden nicht herauszu-
lesen glaubt, sondern in Anschlag bringt, welchen Einfluss mechanische /
Umstände, Erziehung, Beispiel üben, wie nach verschiedenen Zeiten und
Ländern die Schrift verschieden ist. Es ist nicht das erstemal, dass man
auf die Handschrift der Künstler aufmerksam gemacht hat: vor mehr als
dreissig Jahren hat Johannes Gaye seinem Carteggio d’Artisti eine nicht
unansehnliche Reihe von Facsimiles angehängt. Aber er beschränkte
sich begreiflicherweise auf die Unterschriften, und in Sammlungen facsi-
milirter Schriftstücke, die nicht immer Vollkommenes bringen konnten,
findet sich nur Vereinzeltes. Die Leichtigkeit der Vervielfältigung, wie
heute die Photographie sie gewährt, bot das Mittel zu dem umfassenden
Werke, dessen erstes Drittheil uns vorliegt. An Stoff hat es dem Heraus-
geber nicht gefehlt. Als Conservator der Handzeichnungen und Kupfer-
stiche der Gallerie der Uffizien war er in unmittelbarer Nähe bedeutender
handschriftlicher Schätze, denen die der verschiedenen Abtheilungen des
Staatsarchivs sich anreihten, zu dessen Directoren Gaetano Milanesi gehört,
welcher, des Herausgebers Mitarbeiter bei der Lemonnier’schen Ausgabe
des Vasari, die historischen Notizen beisteuert, die jedem Schriftstück
vorgesetzt, eine kurze Biographie des betreffenden Künstlers enthalten
und nicht selten Neues bringen. Durch Milanesi ist auch manches aus
Siena hinzugekommen, während es an Schriftstücken aus andern tosca-
nischen wie sonstigen Städten nicht fehlt. In letzterer Beziehung ist
übrigens zu wünschen, dass für die folgenden Hefte die Auswahl reich-
licher ausfalle, hingegen die der Toscaner beschränkt werde. Ueberhaupt
sollte der Herausgeber der in der Ankündigung enthaltenen Bezeichnung
der „piü celebri artefici“ mehr eingedenk sein. Es mag noch hingehn,
dass ganz unbedeutende Schüler Buonarroti’s vorgeführt werden, weil ihre
persönlichen Beziehungen zu dem grossen Künstler eine Art Interesse
wecken. Aber welchen Zweck soll es haben, wenn ganz obscure Leute
hervorgezogen sind, solche deren Namen die Kunstgeschichte, die doch
nachsichtig genug ist, gar nicht oder kaum kennt, Leute wie der Quat-
trocentist Giovanni di Paolo aus Siena, der Florentiner Lorenzo di
Niccolb, der Bolognese Agostino di Marsilio, Arrigo di Niccolb von
Prato u. A.? Umsomehr, wenn die Documente selbst ohne irgend welche
Bedeutung für die Kunstgeschichte oder bereits gedruckt sind. Zudem
ist die Wahl der Schriftstücke nicht immer glücklich. Viele derselben
sind bereits bekannt, ohne dass in zahlreichen Fällen angegeben wäre,
dass wir keine Inedita vor uns haben, was billig hätte geschehen sollen.
In einem Falle, beim Donatello, wird die von demselben mitgetheilte
Handschrift, eine Kataster-Declaration vom J. 1433, als inedirt bezeichnet,
 
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