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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Richter, Otto: Die römische Rednerbühne
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0011
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DIE RÖMISCHE REDNERBÜHNE.
Im Jahre 1858 machte der Architekt E.Tocco die Bemerkung', dafs die auf
einer an der Westseite des Römischen Forums zwischen dem Bogen des Septimius
Severus und der Basiiica Julia liegenden Quadermauer paarweise übereinander in
regelmäfsigen Abständen eingebohrten Löcher keinen anderen Zweck gehabt haben
könnten, als den, die Zapfen der metallenen Schiffsschnäbel, des charakteristischen
Schmuckes der Rednerbühne, aufzunehmen, dafs wir also in der betreffenden Mauer
die Vorderseite der Rednerbühne vor uns hätten.
Die Richtigkeit dieser Beobachtung war einleuchtend, zeigte sich aber erst
in ihrem ganzen Werte, nachdem im Jahre 1882 der moderne Weg, unter dessen
Schuttmassen die von Tocco besprochenen Fundamente zum Teil noch steckten,
abgetragen und die ganze Westseite des Forums bis an den Fufs des Kapitols
freigelegt war. Damals traten die Überreste des merkwürdigen Bau's im wesent-
lichen so zu Tage, wie sie auf dem Plane auf Seite 2 dargestellt sindh Die erste
Aufnahme der Reste sowie den ersten nennenswerten Versuch einer Rekonstruktion
der Bühne verdanken wir der gemeinsamen Arbeit von H. Jordan und E. Fabricius,
AVwwA ^222 TVTA27 A7277. V Av. i88ß S. 2ßff. U/V2727/2. T. Au. AV
TWh 4p, namentlich wertvoll durch die Analyse des vorderen 24 W 3 m. grofsen
Teiles des Baues, welche die Grundlage aller späteren Arbeiten geworden ist.
Fabricius' Verdienst ist aufserdem der Nachweis von Resten des Gesimses. Leider
beschränkt sich die Rekonstruktion lediglich auf die Frontseite, die Gestalt der
Bühne, die Anlage des Aufganges und das Verhältnis zu dem dahinter liegenden
halbrunden Bau, dem sogenannten Flemicyklium, blieben unberücksichtigt. An
derselben Unvollständigkeit, aufserdem aber an einer verfehlten Ansicht über das
Alter des Hcmicykliums leidet die Arbeit von F. M. Nichols, AVVU TV
TVyVa? Aw7<z77<7 z TV 772<V2227722'722'2' 2*27722*2^222, W77222 i88ß. Dagegen hat der Verfasser
die Rekonstruktion des Bauwerkes durch die treffliche Beobachtung gefördert, dafs
die Front der Rednerbühne nicht mit einer, sondern mit zwei Reihen von Schiffs-
schnäbeln geziert war, auch weist er darauf hin, dafs in der nach dem Severusbogen
zu liegenden Seitenfront sich eine Thür befand, die übrigens schon Angelini und
Fea auf ihrem Forumsplan verzeichnen (vgl. A22//. T. Av. 1884 S. S^ff.).
Meine eigenen Studien über die Rednerbühne, die ich in der Schrift: Re-
konstruktion und Geschichte der Römischen Rednerbühne, Berlin, Weidmann 1884
niedergelegt habe, gingen von der Erwägung aus, dafs vor Auffindung des hinteren
b E. Tocco, U/ ZTrc S. 20. b Der Plan ist eine Verkleinerung von Taf. I mei-
Den Versuch einer Rekonstruktion der Redner- nes Buches: Rekonstruktion und Geschichte der
bühne giebt er auf Taf. II. Römischen Rednerbühne. Berlin, Weidmann 1884.

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