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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Assmann, Ernst: Zur Kenntnis der antiken Schiffe
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0101
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ZUR KENNTNIS DER ANTIKEN SCHIFFE.
Die antike Marine, deren Kenntnis wir oft zum Verständnis der Klassiker und
des Alterthums überhaupt bedürfen, hat schon Manchen zu ihrem Studium angelockt.
Gegen vierzig Forscher verschiedener Nationalität, darunter der Altmeister Böckh
und eine Reihe höherer Seeofhciere, liefsen Bearbeitungen, zum Theil recht umfang-
reiche, erscheinen. Wenn trotzdem bisher nicht eben viel Unanfechtbares und Be-
friedigendes erzielt wurde, so ist dieses jedenfalls nicht einem Mangel an Zeitaufwand,
Geist und Phantasie bei den Bearbeitern zuzuschreiben. Eher darf man die Ursache,
abgesehen von den im Stoff selbst gelegenen Schwierigkeiten, in dem häufigen
Mangel technischer und marinehistorischer Vorkenntnisse suchen; für manche Eigen-
thümlichkeit des antiken Schiffbaus ist eben das erklärende Seitenstück nicht in
unseren Häfen, sondern in China, am Mississippi, auf der italiänischen Flotte des
Mittelalters oder in Altägypten zu finden. Es fehlte aber auch oft an inductiver
Methode, an nüchterner Beurtheilung des Gegebenen sowie namentlich an der
nöthigen Sorgfalt bei der grundlegenden Sammlung der antiken Zeugnisse schrift-
licher oder bildlicher Art. Einige Beispiele für Letzteres. Vor 2q Jahren ver-
öffentlichte Graser seinen geistvollen Plan der Tessarakontere. Viele stritten dafür
und dagegen, und doch scheint Niemand die einzige Urquelle (Athenaeus V p. 2oq)
aufmerksam studirt zu haben, denn Freund wK Feind übersah, dafs die geringe
Docktiefe — die einzige Zahl, welche Graser leider aufser Acht iiefs — für sich
allein schon den Graser'schen Plan, wie auch den des Admirals Serre, unmöglich
macht. Breusing durfte, wie ich in der Berliner Philol. Wochenschrift von 1888
n. 1 u. 2 nachgewiesen habe, zwei Polyänstellen durch schweigende Unterdrückung
ebenso sicherer als wichtiger Worte entstellen, gegen Elementarbegriffe der Natur-
kunde verstofsen, die wichtigsten Denkmäler geringschätzig übergehen, er fand den-
noch bei Buresch, Förster, Philippi, Bauer u. A. grofses Lob. Bei solchem Mangel
an exacter Nachprüfung durfte man annehmen, dafs die vorhandenen Zeichnungen
antiker Schiffsbilder wegen der schwierigen Zugänglichkeit der Originale noch weniger,
als Texte, auf ihre Richtigkeit untersucht worden seien, und doch ist Solches als Grund-
lage der archäologischen Forschung gerade hier nothwendig. Kann doch selbst der
geübteste Maler manches technisch Hochwichtige, das ihm als unverständliches,
nebensächliches Beiwerk erscheint, nicht treffend wiedergeben; auch die Photogra-
phie vermag Auge und Finger nicht immer zu ersetzen. Jene Annahme bestätigte
sich sofort, als ich die mehrfachen Abbildungen des Trierenreliefs von der Akro-
polis Athens mit einem Gipsabgufs und einem Papierabklatsch des Originals ver-
glich, es mufste eine neue Darstellung entworfen werden (Fig. 1689 im Artikel
»Seewesen« bei Baumeister, Denkmäler des klass. Alterthums). Auch der neue
 
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