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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Sauer, Bruno: Pausanias und der Westgiebel von Olympia
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0175
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PAUSANIAS UND DER WESTGIEBEL VON
OLYMPIA.
Auf die im vorigen Jahrgang dieser Zeitschrift auf Tafel ß. 6 gegebene neue
Anordnung der Figuren des Olympischen Westgiebels pafst nach Treu (S. i8ß) die
Beschreibung des Pausanias nicht völlig; der Vorwurf, dafs in seiner Beschrei-
bung Verwirrung herrsche, wird ihm darum nicht erspart. Dabei ist vorausgesetzt
und S. i8ß oben auch ausgesprochen, dafs Pausanias mit uA — ijj os (ß, IO, 8)
zu einer beide Giebelhälften streng auseinanderhaltenden Beschreibung der Flügel
übergehe. Dieses von jeher, nach Treu mit Recht, angenommene Princip der
Beschreibung wäre jedoch erst zu erweisen.
Ein konsequent durchgeführtes Prinzip der Aufzählung kennt
Pausanias überhaupt nicht; er wählt von Fall zu Fall ein ganz individuelles
Verfahren, wobei es gleichgiltig ist, ob man diese Thatsache aus seinem eigenen
schriftstellerischen Charakter oder aus der Benutzung verschiedener Gewährsmänner
erklärt. Ermitteln läfst sich das Prinzip in einigen Fällen, wo er besonders anschau-
lich schildert oder andere Indizien für die Anordnung vorhanden sind.
Ersteres gilt von der Beschreibung der Aiginagruppe ß, 22, 6; sie ist eine
einfache Aufzählung der Figuren von links nach rechts und der Komposition des
Werkes völlig angemessen f Ebenso verfährt Pausanias bei Erwähnung des Bathrons
des Olympischen Zeus ß, ii, 8.
Bei der Beschreibung des Olympischen Ostgiebels geht Pausanias von der
Mitte aus und reiht dann an die Beschreibung der ganzen rechten Hälfte die der
ganzen linken, alles unter deutlicher Angabe seines Verfahrens. Dasselbe gilt von
der Notiz über die kalydonische Jagd am Tegeatischen Tempel 8, qß, 6.
Bei der sehr genauen Schilderung der Gruppe des Lykios ß, 22, 2 springt
Pausanias von der Mitte zu den Enden des Halbkreises über und zählt die dazwi-
schen stehenden Figuren nach Gegnerpaaren auf.
Bei der Dioskurengruppe 2, 22, ß schreitet die Aufzählung von der Mitte
aus gleichmäfsig nach den Enden h
Das gleiche Prinzip finden wir, wenn auch etwas modifzirt, bei dem aus
9 Figuren bestehenden arkadischen Weihgeschenke 10, 9, ß wieder. Aus der un-
geraden Zahl folgt, dafs Apollon die Mitte einnahm; aufserdem läfst sich den ange-
führten Namen soviel entnehmen, dafs Nike nur neben Arkas, dem eigentlichen Epo-
nymos des Stammes, stehen konnte, und dafs die ß Söhne der Erato schwerlich
von einander getrennt waren. So ergiebt sich die Anordnung:

') Vgl. meine »Anfänge d. stat. Gruppe« S. 28B

2) ebd. S. 10.
 
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