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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Schumacher, Karl: Archaische Vasen aus La Tolfa
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0232
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ARCHAISCHE VASEN AUS LA TOLFA.
(Tafel 5. 6.)
Anfangs vergossenen Jahres erhielt die Karlsruher Sammlung eine Anzahl
archaischer Vasen aus La Tolfa (bei Civitavecchia), die einer allgemeineren Kenntnis
um so mehr wert erscheinen, als sie Gattungen angehören, die neuerdings aus
verschiedenen Gründen die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt haben, für deren sichere
Beurteilung aber bis jetzt noch zu wenig Publikationen vorliegen. Leider liefs sich
nichts näheres über die Fundumstände in Erfahrung bringen. La Tolfa hat bisher
vorwiegend Funde aus der ältesten Phase der etruskischen Entwicklung geliefert'.
1. Die auf Tafel 5. 6, 1 abgebildete Amphora (Inv. B. 2591; H o,4ßß. U 0,78/)
gehört der früher tyrrhenisch, jetzt häufig korinthisch-attisch genannten Vasenklasse
an, die durch eine Reihe von Eigenheiten so scharf unter den älteren Vasen
hervortritt.
Die Mündung ist leicht echinusartig profiliert, der Hals scharf abgesetzt und
gegen die Mitte leise eingezogen, der Rumpf eiförmig oder vielleicht richtiger
gesagt bimförmig, durch einen schmalen plastischen Ring vom Hals getrennt, der
niedere Fufs ist etwas gewölbt, die im Querschnitt rundlichen Henkel entspringen
mitten im Halse, heben sich fast wagerecht ab und sitzen mitten im obersten Bild-
streif des Bauches auf.
Von rotgelbem Thon; Mündung, Henkel und oberer Teil des Fufses sind
schwarz gefirnifst; am innern und äufsern Rand der Mündung und unten am Fufse
schmale rote Streifen, auch der Wulst an der Schulter ist rot. Hals und Bauch sind
ungehrnifst; am ersteren zwischen zwei schwarzen umlaufenden Streifen ein alternieren-
des Palmetten-Lotosband (rot und schwarz), auf der Schulter Stabornament
(abwechselnd r. u. schw.). Der Bauch ist mit vier Bildstreifen verziert. Unten
schwarze Strahlen.
Der Schulterstreif ist oben und rechts etwas zerstört. In der Mitte sehen
wir Prometheus, nach links gewandt, nackt, mit langem Bart (rasierter Oberlippe),
in den Nacken herabwallendem Haar, Haarbinde, in knieender Stellung (das linke
aufknieende Bein fehlt bis auf einen kleinen Rest der Fufsspitze), mit aufgerichte-
tem, von vorn gesehenem Oberkörper (Brust und Bauch rot). Die Rechte hat
er erhoben, die Linke auf den Boden gestützt, mit geballter, mehr einem Klum-
pen ähnlicher Faust. Am Rücken kommt das Ende des Pfahles heraus. Auf
Prometheus schiefst von rechts der Adler los, mit ausgebreiteten Flügeln und vorge-
streckten Fängen (nur der eine sichtbar; der vordere Rand der Flügel rot). Von

*) Vgl. Helbig, Hom. Epos 2 S.83 Anm.7 (aufserdem 1866 S. 22$f.).
 
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