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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Weizsäcker, Paul: Zum Herakles Epitrapezios
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0115
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ZUM HERAKLES EPITRAPEZIOS.
(Tafel 3.)
Otto Keller hat in seiner Monographie über Ohringen zur Zeit der Römer'
auf Tafel IV, 4 eine in den vierziger Jahren in Jagsthausen bei Öhringen aus-
gegrabene Bronzestatuette veröffentlicht, welche er als Satyr oder Silen bezeichnet.
Die Abbildung scheint unter demEinflufs dieser Auffassung entstanden zu sein: sie
giebt von der Statuette nicht nur eine unvollkommene, sondern sogar eine unrich-
tige Vorstellung. Nach der auf S.46 gegebenen Beschreibung'^ soll es »ein halbtrun-
kener Silen« sein, »weinlaubbekränzt, mit schiefer, plattgedrückter Nase und spitzig
vorragenden Blättern über den Ohren, und so zu ergänzen, dafs er mit der R. in
das Gefäfs sich einschenkt, das er mit der L. einst gehalten haben mufs: — ein
Kunstwerk im edelsten klassischen Stil, sicher eines der schönsten Erzeugnisse
römischer Kunst im Decumatland«. Als ich im Eierbst 1886 aus Anlafs der
neuerdings vorgenommenen Ausgrabungen ^ einen Besuch in Jagsthausen machte, war
ich erstaunt über die Schönheit der Statuette, erkannte aber alsbald, dafs sie nicht
einen Silen, sondern einen trunkenen Herakles darstellt, eine Auffassung, die später
die ungeteilte Anerkennung sachverständiger Besucher fand. Von allen Kennzeichen
eines Satyrs oder Silens, Ohren, Schwänzchen, von Nase, Wanst, Behaarung eines
Silens, auch von Weinlaub im Kranze keine Spur. Die angebliche Plattheit und
Schiefe der Nase ist die Folge von Beschädigungen. Dagegen weist der Typus des
Kopfes, Haare und Barttracht, Stirnbildung, Muskelbildung, Proportionen, kurz alles
auf Herakles hin, während die Schönheit der Arbeit die Entstehung der Figur im
Dekumatland ausschliefst, die ganze Darstellung aber ein vorzügliches Original vor-
aussetzen läfst.
Die Bronzestatuette ist gefunden unmittelbar südwestlich von Jagsthausen in
den sog. Mühläckern, wo, wie eine Menge von Grundmauern und Funden aus römi-
scher Zeit lehrt, die an das Eimeskastell sich anschliefsende Niederlassung lag. Sie
hat eine Höhe von 0,141 von der Sitzfläche bis zum Scheitel, was einer Gesamt-
höhe von ca. 0,20 entspricht. Der Sitz ist verschwunden, die Beine sind, das r.

tumsfreunden im Rheinlande. Bonn 1871.
2) Es ist dort von zwei in Jagsthausen gefundenen
^Exemplaren der beliebten Satyrstatuetten« die
Rede; die eine (vorliegende) befindet sich noch
jetzt im freiherrlich Berlichingischen Archiv in
Jagsthausen, die andere angeblich in der Samm-
X, 200.

respondenz-Bl. d. Westdeutschen Zeitschr. V,
nr. 167, VI nr. 136. Württemb. Vierteljahrshefte
 
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