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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Assmann, Ernst: Zur Kenntnis der antiken Schiffe
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0114
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eckigen Rahmen aus 4 horizontalen, 2 senkrechten Hölzern ersetzt, welcher den
Verlauf des Ruderschaftes durchscheinen läfst. Die Ruderpinnen sind auffallend
plump*, die Stellung der jenseitigen ist vielleicht unrichtig. Den Bord überragen
6 Belegklampen oder Poller von ungewöhnlichem Aussehen, die hinteren treppen-
artig, die vorderen hakenförmig; letztere Form hat sich bis heute im Hafen von
Genua erhalten. Unverkennbar ist das runde Gangspill auf dem Hinterdeck, eine
aufrecht stehende Welle mit zwei Reihen runder Löcher zum Einsetzen der Spill-
speichen; merkwürdig bleibt nur, dafs diese Winde (nep^.yorj'aLh, cipopsUv) nicht im
Vorschiff steht. Der ausgehobene Mast, dessen Länge der Schiffslänge über Deck
gleichkommt, hat in seiner unteren Hälfte eine ansehnliche Dicke, sein zapfenartiger
Fufs, mrspvz, ist zum Einsetzen in die Mastspur, XvpA, auf dem Kiel bestimmt; dicht
unterhalb seiner Spitze zeigt er eine Anschwellung, welche von den (hier
nicht ausgeführten) Scheibengaten für die die Raa tragenden Taue (Falle) durchbohrt
wird. Zwei Reihen dreieckiger Holzklötze (Klampen) sind von unten bis oben an-
genagelt und ermöglichen das Hinaufsteigen, etwa wie an manchen Eisenbahnsignal-
stangen bei uns, während sie andererseits das Auf- und Abgleiten der Raa am Mast,
wenn beide durch ein Rack verbunden waren, gehindert haben müssen. Der Mast
ruht im Bug auf einem massiven, hohen Bock. Zwei Lastträger schreiten, um-
schnürte Waarenballen auf den Schultern tragend, aus dem Schiff über ein Lauf-
brett an Land, zwei weitere Männer stehen im Schiff. Zum ersten Mal, soviel ich
weifs, begegnen uns hier die durchbrochene Ruderbacke, die eigenartigen Poller,
das Gangspill und die Steigeklampen des Mastes, sie machen dieses Relief zu einem
lehrreichen und schätzbaren. —
Die vorstehende Ausbeute konnte binnen zwei Wochen in Italien gesammelt
werden: damit ist wohl zur Genüge dargethan, dafs aus den vorhandenen antiken
Bildwerken, wenn sie sorgsam und richtig betrachtet werden, gar Manches noch
über die antike Marine zu lernen ist. Vielleicht hilft dieser Aufsatz ein wenig den
Weg bahnen, auf dem die Kenntnis vom antiken Seewesen nicht nur erweitert und
gesichert, sondern auch für andere Zweige der Archäologie nutzbringend gemacht
werden kann.
Berlin. Ernst Afsmann.
 
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