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grofse Atlas der antiken Marine von Corazzini vermehrte nur die Zahl schlechter
Abbildungen (Berl. phil. Woch. 1889. S. 538). Um so zeitgemäfser dürften die
folgenden, grofsenthcils einschneidenden Berichtigungen und Ergänzungen sein sowie
mehrere Neufunde, welche ich als Früchte einer Reise nach Italien mittheilen kann.
Die beigegebenen Zeichnungen bitte ich in Bezug auf künstlerische Wiedergabe
nachsichtig aufzunehmen.
Beginnen wir mit den Schiffsbildern der Trajanssäule zu Rom, die, orna-
mental gehalten und in den Verhältnissen oft sichtlich falsch, doch manche sckätzens-
werthe Einzelheit bieten. Bei der Durchsicht der Gipsabgüsse im Oberstock des
Lateran-Museums findet man alsbald Mehreres, was die Tafeln des Fröhnerschen
Prachtwerkes, die einzig übliche Quelle, nicht wiedergeben. So sieht man die
Ringe, xpoca, für Gordings, welche man bisher nur aus dem Torlonia-Relief des
Guglielmotti kannte, in deutlichster Ausführung nicht nur am Grofssegel (vgl. Fröh-
ner pl. 11/, Abb. 1667 im »Seewesen«), sondern — und dieses meines Wissens
hier zum ersten Mal — auch am Vorsegel, Auf der Vorderseite des Segels
waren in mehreren Horizontalreihen Ringe (Rauschen) aufgenäht, durch welche Taue
(xaUt, Gordings) von der Raa herab zum unteren Segelrand liefen; zog man letztere
an, so erfolgte eine, den Ringreihen entsprechend stufenweise, Faltung und Ver-
kleinerung der Segelfläche vom Unterrand aufwärts, ein Reffen, welches jedoch mehr
dem Aufziehen einer Jalousie, als unserem, das Segel mittels eingenähter Bindsei
am Oberrand kürzenden Verfahren glich. Ich will hier gleich noch drei weitere Dar-
stellungen jener Ringe erwähnen: die eine gehört einem pompejanischen Wandgemälde
an (Az?7M/. <A/7' AU. XLIV 1872 /. ^'77770-. B, das Segel erscheint wie mit kommaförmigen
Flocken bestreut), die andere, vollendet deutliche, (Fig. 9) einem Mosaik des capi-
tolinischen Museums, auf welches ich noch zurückkomme, die dritte einem altchrist-
lichen Sarkophag (No. 119 im Treppenhause des Lateranmuseums, Bilder aus
dem Leben des Jonas, Photographie käuflich). Der oofojv war ein schräger, unserem
Bugspriet ähnlicher Vormast mit einem darunter hängenden Raasegel (die sogen.
Blinde des vorigen Jahrhunderts); er ist vielen Archäologen noch wenig geläufig und
ward daher von d'Ailly- auf Mün-
zen als von Graser auf
Gemmen als Flaggenstange oder
Lanze, von Fröhner auf der Tra-
janssäule als /A7AA, Enterhaken,
von Visconti auf dem Relief
No. 431 des Torlonia-Museums
als z'&W/O,, Fahne mifsdeutet.
Es dürfte also nicht überflüssig
sein, die eine der beiden ein-
schlägigen Stellen der Trajans-
säule zu skizziren (Fig. 1) und
zu besprechen.
grofse Atlas der antiken Marine von Corazzini vermehrte nur die Zahl schlechter
Abbildungen (Berl. phil. Woch. 1889. S. 538). Um so zeitgemäfser dürften die
folgenden, grofsenthcils einschneidenden Berichtigungen und Ergänzungen sein sowie
mehrere Neufunde, welche ich als Früchte einer Reise nach Italien mittheilen kann.
Die beigegebenen Zeichnungen bitte ich in Bezug auf künstlerische Wiedergabe
nachsichtig aufzunehmen.
Beginnen wir mit den Schiffsbildern der Trajanssäule zu Rom, die, orna-
mental gehalten und in den Verhältnissen oft sichtlich falsch, doch manche sckätzens-
werthe Einzelheit bieten. Bei der Durchsicht der Gipsabgüsse im Oberstock des
Lateran-Museums findet man alsbald Mehreres, was die Tafeln des Fröhnerschen
Prachtwerkes, die einzig übliche Quelle, nicht wiedergeben. So sieht man die
Ringe, xpoca, für Gordings, welche man bisher nur aus dem Torlonia-Relief des
Guglielmotti kannte, in deutlichster Ausführung nicht nur am Grofssegel (vgl. Fröh-
ner pl. 11/, Abb. 1667 im »Seewesen«), sondern — und dieses meines Wissens
hier zum ersten Mal — auch am Vorsegel, Auf der Vorderseite des Segels
waren in mehreren Horizontalreihen Ringe (Rauschen) aufgenäht, durch welche Taue
(xaUt, Gordings) von der Raa herab zum unteren Segelrand liefen; zog man letztere
an, so erfolgte eine, den Ringreihen entsprechend stufenweise, Faltung und Ver-
kleinerung der Segelfläche vom Unterrand aufwärts, ein Reffen, welches jedoch mehr
dem Aufziehen einer Jalousie, als unserem, das Segel mittels eingenähter Bindsei
am Oberrand kürzenden Verfahren glich. Ich will hier gleich noch drei weitere Dar-
stellungen jener Ringe erwähnen: die eine gehört einem pompejanischen Wandgemälde
an (Az?7M/. <A/7' AU. XLIV 1872 /. ^'77770-. B, das Segel erscheint wie mit kommaförmigen
Flocken bestreut), die andere, vollendet deutliche, (Fig. 9) einem Mosaik des capi-
tolinischen Museums, auf welches ich noch zurückkomme, die dritte einem altchrist-
lichen Sarkophag (No. 119 im Treppenhause des Lateranmuseums, Bilder aus
dem Leben des Jonas, Photographie käuflich). Der oofojv war ein schräger, unserem
Bugspriet ähnlicher Vormast mit einem darunter hängenden Raasegel (die sogen.
Blinde des vorigen Jahrhunderts); er ist vielen Archäologen noch wenig geläufig und
ward daher von d'Ailly- auf Mün-
zen als von Graser auf
Gemmen als Flaggenstange oder
Lanze, von Fröhner auf der Tra-
janssäule als /A7AA, Enterhaken,
von Visconti auf dem Relief
No. 431 des Torlonia-Museums
als z'&W/O,, Fahne mifsdeutet.
Es dürfte also nicht überflüssig
sein, die eine der beiden ein-
schlägigen Stellen der Trajans-
säule zu skizziren (Fig. 1) und
zu besprechen.