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Deutsches Archäologisches Institut [Editor]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Editor]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Conze, Alexander: Das Vorbild der Diomedesgemmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0100
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/?V<?772,f722' <W/<? /W72/fZ7/'772<?722' T?/ ZE/Zr/rf?'?????. Hier ist also mit Hin-
wegfaü jeder gegenständlichen Bedeutung die Darstellung zurückgeführt auf das, was
der eigentliche Keim ihrer Entstehung in hellenistischer und der Anlafs zu ihrer
Neuaufnahme in römischer Zeit gewesen sein wird, wie wir sagen, auf das Motiv,
und ist als solches zum blofsen Ornament geworden.
Gegen vorstehende Auseinandersetzung wendet Furtwängler in brieflicher
Mittheilung Folgendes ein:
»Sie sagen, die Bewegung der Hauptfigur sei für Diomed wie Orest »gleich
angemessen«. Ich kann dem nicht beistimmen. Weshalb soll Orest über den Altar
herab schleichen? Orest flüchtet sich zum Altäre; er kniet auf ihn wie auf seinen
sicheren Zufluchtsort, den er nicht ungesühnt verlassen will; aber er kann nicht über
ihn weg herunter schleichen; das scheint mir sinnwidrig. Dagegen ist es völlig
motivirt, wenn Orest über die am Eingang des Heiligthumes schlafende Erinys vor-
sichtig hinwegsteigt, wie auf dem Sarkophag Overbeck Gail. 29, 1.
Das Motiv ist, was die Bewegung des Helden und das Vorsichtige Hinweg-
schleichen über den Altar anlangt, wie ich glaube, ohne Zweifel für Diomedes ge-
schaffen. Schon dafs das Neapler Relief vereinzelt steht gegenüber einer so reich-
lich bezeugten Tradition mufs, wie mir scheint, Ihre Annahme bedenklich machen.
Es kommt dazu, dafs die älteren Diomed-Gemmcn, die sicher voraugusteisch sind,
die anstöfsigen Elemente, den »Leichnam«, die Apollostatue, gar nicht haben.
Ferner ist das Motiv für Diomedes auch durch die Münzen von Argos bezeugt.
Eine unter Hadrian geschlagene Erzmünze (ZbA. AAy. ZhAz/. Zh/<V- Taf. 28, I2 = lm-
hoof-Blumer u. Gardner, 722/77?. <727777772. ?9 Zhwj. Taf. K, xnv) zeigt das Motiv nur linkshin
gewandt, und ohne Leichnam und Apollostatue. Autonome Silbermünzen von Argos
zeigen im zg Jahrh. einen wenigstens verwandten Diomed-Typus, der als Vorstufe
zu dem fraglichen betrachtet werden kann (a. a. O. Taf. 2/, 12 = Taf. K, xi.m).
Diomed schleicht mit eingebogenem Knie, in der Linken das Balladion, in der
Rechten das Schwerdt.
Ich glaube daher, dafs das Grundmotiv der Gemmen sicher für Diomedes er-
funden ist. Das Original kann eine Statue gewesen sein, worauf jene Münze deuten
mag, die das Motiv von einer anderen Seite gesehen wiedergiebt als die Gemmen.
Dagegen werden Sie darin Recht haben, dafs der »todte Wächter« ursprünglich eine
schlafende Erinys war und dafs die Apollostatue zum Orest in Delphi und nicht zu
Diomedes pafst. Es ergiebt sich also eine ganz merkwürdige Mischung zweier
Scenen in den Denkmälern. Aber ich muls es für weniger schlimm halten, wenn
die Gemmen der augusteischen Zeit den Diomedes mit jener Zuthat, dem »Leich-
nam« und der Apollohgur, ausstatten, als wenn das Neapler Marmorrelief das alte
Diomedmotiv auf Orestes überträgt.«
Wir empfehlen die kleine Kontroverse zur gelegentlichen Erwägung.
C onze.
 
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