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Deutsches Archäologisches Institut [Hrsg.]; Archäologisches Institut des Deutschen Reiches [Hrsg.]
Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts: JdI — 4.1889

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Treu, Georg: Bemalter Marmorkopf im British Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.36644#0033
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Unsicherheit der zufällig auf uns gekommenen Reste gegen eine farbige Behand-
lung des Nackten beweist. Ist unser Kopf doch lediglich durch einen Zufall dem
Schicksal entgangen, uns nach einer gründlichen Waschung dasselbe marmorbleiche
Antlitz zu zeigen, wie die Tausende von Antiken in unseren Sammlungen.
Auch dafs die Glättung der nackten Teile nicht etwa einen Gegenbeweis
gegen eine Bemalung derselben bilde (wie z. B. Robert v. Schneider im Wiener
Jahrbuch der Sammlungen des A. H. Kaiserhauses V S. io gemeint hat), können
wir jetzt aus dem Londoner Kopfe lernen. Denn auch an diesem ist sie vorhanden
und zwar in so vortrefflicher Erhaltung, dafs man sich umgekehrt wird fragen dürfen,
ob nicht auch in zahlreichen anderen Fällen die auffallend gute Conservirung der
glatten Gesichts- und Körperhaut grade einem ursprünglichen Farbentiberzuge zu
danken sei. Jene Glättung sollte also lediglich im Verein mit der dem
Nackten im Gegensatz zu Haar und Gewand einen milden Glanz verleihen, wie
ihn die menschliche Haut ja auch in Wirklichkeit zeigt.
Endlich noch eins. Der unbequemen Nötigung, wählen zu müssen zwischen
der Annahme eines völlig weifsen Nackten bei bemaltem Haar und Gewand und
andrerseits einer wirklich farbigen Behandlung auch der nackten Teile der antiken
Marmorstatuen, pflegt man sich dadurch zu entziehen, dafs man sich das Nackte
blos durch ein »Beizen« mit Wachs »getönt« denkt. Dies nehmen auch noch diejeni-
gen an, die zuletzt die Frage nach der antiken Statuenpolychromie im Zusammen-
hang behandelt haben, Blümner (Technologie III, S. 20/f.) und v. Rohden (bei Bau-
meister, Denkmäler d. klass. Altert. III, S, 1345), von denen der erstere aufserdem eine
Bemalung des Fleisches nur für die ältere Zeit und allenfalls als vereinzelte Ausnahme
auch für die spätere gelten läfst, während von Rohden der Annahme eines viel weiteren
Geltungsbereiches der Färbung des Nackten zuneigt. Allein jene Hypothese einer
gelblichen Tönung durch Wachs verträgt sich schlecht mit der Überlieferung und
den erhaltenen Resten. Zur yAorsw des Nackten an den Statuen wurde nach
Vitruv /, 9, 3 punisches WUchs genommen. Punisches Wachs aber ist solches,
welches nach Plin. n. h. 21, 82 durch drei- und viermaliges Auf kochen mit Meer-
wasser unter Zusatz von Natrum und dadurch dals man es der Sonne aussetzte
sorgfältig gebleicht isth Es sollte durch ein solches Verfahren also
grade den warmgelblichen Ton des Naturwachses verlieren. In der That
ist das Wachs an den Marmorstatuen denn auch stets, wo es gut erhalten ist wie
an unserem Kopfe, von schimmernder W'eifse.
Eine warme Tönung durch blöfses Wachs also haben nach unseren Quellen


Porträts').'
 
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