genen Backenklappen gesetzt; sie sollte ein Gegengewicht gegen die Helmbüsche
auf der anderen Seite sein. Es ist nur seltsam, dafs man in dieser so evidenten
und leicht zu erklärenden Zuthat des Kunsthandwerkers einen Zug des Originales
hat erkennen wollen. Auch in der Behandlung des Haares vor den Ohren sind die
Goldmedaillons ungenau, wie die Vergleichung der statuarischen Copie in Athen
und unserer Gemme lehrt. Aber auch in Bezug auf die über dem Stirnrande des
Helmes vorspringenden Thiervordertheile, für weiche man die Goldmedaillons glaubte
zu Grunde legen zu müssen, erweisen sich letztere als ungenau. Dieselben zeigen
von den Thieren nur die Hälse mit den Köpfen und zwar sind es abwechselnd
Greifen und Rehe. Dagegen sieht man auf der Gemme des Aspasios die Thicre
mit dem ganzen Vorderkörper (mit Brust und Vorderbeinen) hervorspringen, und
zwar sind es abwechselnd Pegasoi und Rehe oder Hirsche k Die Reihenfolge ist
diese dafs gleich rechts von der Backenklappe ein kleineres ungeflügeltes Thier
vorspringt mit einem Rehkopf und, wie es scheint, der Andeutung eines Geweihs;
es folgt das wesentlich gröfsere völlig deutliche Vordertheil eines geflügelten Pferdes;
dann kommt wieder jenes kleinere Thier und dann, die Mitte bezeichnend, noch-
mals ein Flügelpferd. Dafs diese Gestalt des Helmschmucks, die für den Gemmen-
schneider überaus schwierig und unbequem war, von demselben nicht frei gewählt
ist, sondern eben auf das Original zurückgeht, ist an und für sich ebenso natürlich,
als dafs der Verfertiger der Goldmedaillons der Schwierigkeit der vorspringenden
Beine ausgewichen ist und deshalb auch bei der Auswahl der Thiere nicht den
gleichen Glauben verdient. Die Gemme aber wird durch zwei Marmorcopieen des
Parthenoskopfes aus römischer Zeit als glaubwürdig bestätigt. Die eine, bis jetzt
nicht verwerthete^, ist in Cöln gefunden und behndet sich im dortigen Museum.
Der Kopf ist leider sehr schlecht erhalten, aber dadurch wichtig, dafs die Strenge
im stilistischen Charakter des Gesichtes mehr als sonst irgendwo bewahrt ist. Die
Protomen am Helme vorn sind zwar sehr zerstört, aber man sieht, dafs die Beine
vorsprangen, sowie dafs immer ein gröfseres geflügeltes mit einem kleineren unge-
flügelten Thiere abwechselte, und zwar genau in derselben Weise wie auf der Gemme
(a kleinere, b gröfsere: a b a b a b a, also in der Mitte ein Pegasos). Der andere
Kopf ist der in den Ant. Denkm. d. Inst, i, Taf. ß abgebildete, der zwar den Gesichts-
ausdruck stark umbildet, aber im Helmzierrat offenbar dem Originale folgt; er zeigt
ebenfalls Thiervorderteile mit vorspringenden Beinen und wieder den Wechsel von
grofsen geflügelten Thieren, die auch ihrer Gestalt nach viel eher Pegasoi als Greife
sind 3, und von kleinen ungeflügelten die wir nun für Rehe oder Hirsche zu halten
haben; die Zahl der Thiere ist um zwei geringer, weil die unmittelbar zu den Seiten
der Backenklappen befindlichen kleinen weggelassen sind (also nur b a b a b). Die
Übereinstimmung dieser Köpfe mit der Gemme beweist augenscheinlich, dafs letztere
p Fälschlich giebt noch Kieseritzky Athen. Mitth. Ulrich Köhler.
d. Inst. VIII, 302 an, es seien nur Pegasoi. 3) Irrtümlich habe ich sie früher auf die vermeinte
-) Den Hinweis auf ihre Existenz verdanke ich Autorität der Goldmedaillons hin als Greife be-
zeichnet, Deutsche Literaturzeitung 1887, Sp. 1313.